Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok
klingelte mein Handy, aber meine Hände waren zu schmutzig, also ließ ich den Anruf auf den AB gehen, während ich daran arbeitete, den Motor zu säubern, damit ich herausfinden konnte, wo all das Öl herauslief.
Es war beinahe Feierabend, und ich hatte Gabriel bereits heimgeschickt, als Tony in die offene Werkstatt kam.
»Hey, Mercy«, sagte er.
Tony ist halb Italiener, halb Venezolaner, und alles, was er im Augenblick gerade sein will. Er arbeitet überwiegend verdeckt, weil er eine Art menschliches Chamäleon ist. Er hatte einmal in der Kennewick Highschool gearbeitet und sich als zehn oder fünfzehn Jahre jüngerer Schüler ausgeben, und selbst Gabriel, der Tony ziemlich gut kannte, weil
Gabriels Mutter in der Funkzentrale der Polizei arbeitete, hatte ihn nicht erkannt.
Heute war er ganz Cop. Sein beherrschter Gesichtsausdruck bedeutete, dass er geschäftlich hier war. Und er hatte jemanden mitgebracht. Eine hoch gewachsene Frau in Jeans und T-Shirt hatte eine Hand unter seinen Ellbogen geschoben, mit der anderen hielt sie das Ledergeschirr eines Golden Retrievers fest. Hunde sind manchmal schwierig für mich. Ich nehme an, sie riechen den Kojoten – aber Retriever sind zu freundlich und vergnügt, um mir Probleme zu machen. Er wedelte mit dem Schwanz und gab ein leises »Wuff« von sich.
Das Haar der Frau war seehundbraun und hing ihr in weichen Locken bis über die Schultern. Ihr Gesicht war wenig bemerkenswert, wenn man von der undurchsichtigen Brille einmal absah.
Sie war offenkundig blind, und sie gehörte zum Feenvolk. Und welcher blinden Angehörigen des Feenvolks war ich vor kurzem begegnet? Sie machte nicht den Eindruck, als könne sie sich in eine Krähe verwandeln, aber ich sah schließlich auch nicht sonderlich nach jemandem aus, der sich dann und wann in einen Kojoten verwandelt.
Ich wartete auf das Gefühl von Macht, das ich bei der Krähe gespürt hatte, aber nichts geschah. Für all meine Sinne war sie genau das, als was sie sich ausgab.
Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn auf die Schulter meines Overalls. »Hey, Tony, was gibt’s?«
»Mercedes Thompson, ich möchte dir Dr. Stacy Altman vom Fachbereich für Folklore der Universität von Oregon vorstellen. Sie berät uns bei diesem Fall. Dr. Altman, das hier ist Mercedes Thompson, die Ihnen zweifellos
die Hand schütteln würde, nur dass ihre Finger voller Schmieröl sind.«
»Schön, sie zu sehen.« Wieder zu sehen.
»Ms. Thompson«, sagte sie. »Ich habe Tony gebeten, uns einander vorzustellen.« Sie tätschelte seinen Arm, als sie seinen Namen aussprach. »Ich höre, Sie glauben nicht, dass der Mann, den die Polizei in Gewahrsam genommen hat, schuldig ist, obwohl er Motiv, Mittel und Gelegenheit hatte – und man hat ihn neben der frischen Leiche gefunden.«
Ich schürzte die Lippen. Ich war nicht sicher, was sie da veranstaltete, aber ich würde nicht zulassen, dass sie Zee als Sündenbock opferten. »Genau. Ich hörte es von einem Angehörigen des Feenvolks, der zur Zeit des Mordes mit Zee zusammen war. Zee ist nicht dumm. Wenn er O’Donnells Mörder wäre, hätte es niemand erfahren.«
»Die Polizei hat ihn überrascht.« Ihre Stimme war kühl und präzise und hatte keine Spur eines Akzents. »Ein Nachbar hat einen Kampf gehört und die Polizei gerufen.«
Ich zog eine Braue hoch. »Wenn es wirklich Zee gewesen wäre, hätten sie nichts gehört, und selbst wenn, wäre Zee lange weg gewesen, bevor die Polizei auftauchte. Zee macht keine so dummen Fehler.«
»Tatsächlich«, bemerkte Tony mit einem dünnen Lächeln, »sagte der Nachbar, der angerufen hat, dass Zees Auto erst eintraf, nachdem er der Polizei am Telefon gesagt hatte, er habe jemanden schreien gehört.«
Die Expertin, die ein Grauer Lord war, hatte das nicht gewusst, bevor Tony es uns beiden sagte. Ich sah, wie sie verärgert den Mund zusammenkniff. Tony konnte sie offenbar
nicht leiden, denn er würde so etwas nie mit jemandem machen, den er mochte.
»Warum versuchen Sie also so angestrengt, Zee die Sache in die Schuhe zu schieben?«, fragte ich sie. »Ist es nicht Sache der Polizei, den Schuldigen zu finden?«
»Warum versuchen Sie so angestrengt, ihn zu verteidigen?« , erwiderte sie. »Weil er einmal Ihr Freund war? Er weiß Ihre Anstrengungen offenbar nicht zu schätzen.«
»Weil er es nicht getan hat«, sagte ich, als wäre ich überrascht über eine so dumme Frage. Aus der Art, wie sie das Gewicht verlagerte, erkannte ich, dass sie ebenso leicht
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