Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok
Ermutigung von Jesse schlurfte ich in die Dusche (in Adams Schlafzimmer, denn die Dusche im Flur hatte immer noch die neue Öffnung, die der Alpha ihr verpasst hatte). Jesse schob mir eine alte Trainingshose
und ein T-Shirt in die Arme, das jedem sagen würde, dass ich New York liebte, und schloss die Badezimmertür hinter mir.
Nachdem die Aufregung nun vorüber war, wurde ich so müde, dass ich mich kaum noch bewegen konnte. Adams Schlafzimmer war in geschmackvollen Brauntönen eingerichtet, die es irgendwie schafften, nicht langweilig auszusehen. Worin die Fehler seiner Exfrau auch bestanden hatten – und es gab viele davon –, schlechter Geschmack gehörte nicht dazu.
Während ich darauf wartete, dass das Wasser warm wurde, warf ich einen Blick in den deckenhohen Spiegel an der Wand zwischen der Dusche und den beiden Waschbecken – und obwohl ich mich schuldig fühlte, weil ich Fideal auf Adams nichts ahnendes Rudel losgelassen hatte, musste ich grinsen.
Ich sah aus wie jemand aus einem schlechten Horrorfilm. Nackt und von den Fingerspitzen bis zum Ellbogen und von den Zehen bis zum Knie überzogen mit Sumpfschlamm – es erstaunt mich immer wieder, wie viel Sumpf es in den Tri-Cities gibt, in einer Region, die eigentlich als Wüstengebiet gilt. Der Rest von mir blitzte im Licht, als hätte ich mich mit Glitzerlotion eingerieben und nicht mit meinem verschwitzten Körper einem zerbrechenden Fenster im Weg gestanden. Hier und da gab es größere Scherben, die herunterfielen, wenn ich mich bewegte. Mein Haar war voll davon.
Und überall sonst war ich mit winzigen, blutenden Schnitten bedeckt. Ich hob einen Fuß und holte eine größere Scherbe heraus, die für die kleine Blutlache verantwortlich war, die sich um mich herum bildete. Alle
Schnitte würden morgen wehtun. Nicht zum ersten Mal wünschte ich mir, ich würde so schnell heilen wie die Werwölfe.
Dampf stieg aus der Dusche auf, und ich ging in die Kabine und schloss die Glastür hinter mir. Das Wasser brannte, und ich zischte, wenn es empfindliche Stellen traf – dann fluchte ich, als ich auf eine weitere Scherbe trat, wahrscheinlich eine von denen, die mir aus dem Haar gefallen waren, sobald ich mit dem Wasser in Berührung gekommen war.
Zu müde, um die Scherben herauszufischen, lehnte ich mich gegen die Wand und ließ das Wasser über meinen Kopf laufen. Erleichterung überfiel mich und nahm meinen Beinen die letzte Kraft. Nur die Angst, ich könnte mich auf Glas setzen und noch mehr zerschneiden als meine Füße hielt mich davon ab, auf den Boden der gekachelten Dusche zu sinken.
Ich machte Inventur.
Ich war noch am Leben und mit der eventuellen Ausnahme von Ben lebten auch die Werwölfe noch. Ich schloss die Augen und versuchte, nicht an den roten Wolf zu denken, der im Gras gelegen hatte. Wahrscheinlich ging es Ben gut. Werwölfe konnten eine Menge wegstecken, und die anderen hatten versucht, ihm Fideal vom Leib zu halten, solange er hilflos war. Es ging ihm bestimmt gut, versicherte ich mir – aber das zählte nicht. Irgendwie würde ich die Energie finden müssen, die Dusche zu verlassen und nachzusehen.
Die Tür des Badezimmers ging auf, und ich spürte, wie Adams Macht mich berührte.
»Auf der Mitte der Finley Road, direkt vor dem Two-Rivers-Park,
steht ein Porsche«, sagte ich, weil mir das gerade erst einfiel. »Jemand wird damit zusammenstoßen und sterben, wenn er nicht weggebracht wird.«
Die Tür wurde noch einmal geöffnet, und ich hörte leises Stimmengemurmel.
Selbst über das Rauschen des Wassers hinweg nahm ich wahr, wie jemand sagte: »Ich kümmere mich darum.« Wieder Honeys Mann, dachte ich, denn die Werwölfe können in ihrer Wolfsgestalt nicht reden, und Peter war der Einzige, der Mensch geblieben war. Einige Wölfe hatten sich vielleicht inzwischen wieder verändert, aber ohne einen guten Grund dazu würden sie wahrscheinlich bis zum Morgen Wölfe bleiben. Außer Adam.
Er hatte sich so schnell verändert, um das Ungeheuer zu bekämpfen, das ich zu ihm gebracht hatte. Er hatte gekämpft und sich dann wieder zurückverwandelt, und das alles innerhalb von weniger als einer Stunde; das würde seine Laune nicht gerade verbessern. Ich hoffte, dass er etwas gegessen hatte, bevor er heraufgekommen war – sich zu verwandeln, verbrauchte viel Energie, und ein hungriger Adam wäre mir sehr unlieb gewesen. Ich blutete zu stark, als dass das hätte gut ausgehen können.
Adam zu sagen, er solle sich um Fideals Auto kümmern,
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