Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok
»Sieht für mich wie eine Wolfspfote aus.«
»Hat Samuel dir das auch erzählt?«, fragte ich. Der enge Kontakt ließ mich nicht ungerührt – ich konnte einfach nicht anders und fuhr mit den Fingern einer Hand durch sein Haar. »Was hat er gesagt? Das er mich als sein Eigentum gekennzeichnet hat?« Nein, er würde nicht lügen, nicht gegenüber einem anderen Werwolf; das funktioniert nicht. Aber hier und da eine Andeutung war ebenso wirkungsvoll.
Adam lehnte den Kopf gegen mich, bis ich nur noch seinen Hinterkopf sehen konnte. Seine Wange und sein Kinn waren kratzig, und das hätte kitzeln oder wehtun sollen,
aber ich hatte andere Empfindungen. Er fuhr mit den Händen an meinen Beinen hinauf bis zu meinem Po und drückte mich dann fester gegen sein Gesicht.
Seine Lippen waren sanft, aber nicht so sanft wie seine Zunge.
Das hier drohte, einen Schritt weiter zu gehen, als mir lieb war – und einen Augenblick dachte ich darüber nach, es einfach geschehen zu lassen. Ich schloss die Augen. Wenn es jemand anderes als Adam gewesen wäre, hätte ich es vielleicht zugelassen. Aber zu den Dingen, die der Marrok mir beigebracht hatte, gehört auch, dass man es bei Werwölfen immer mit zwei Sorten von Instinkten zu tun hat. Der erste war der des Tiers, aber der zweite gehörte dem Menschen. Adam war kein moderner Mensch, der von einem Bett zum anderen sprang. In seinem Zeitalter hatte man keinen Sex, solange man nicht verheiratet war oder plante zu heiraten, und ich wusste, dass er fest daran glaubte.
Als Ergebnis einer beiläufigen Nacht, das niemals wirklich zu jemandem gehört hatte, teilte ich seine Überzeugung weitgehend. Oh, ich hatte ein paar Erfahrungen gesammelt, aber das war vorbei.
Wäre es denn so schlimm, Adams Gefährtin zu sein? Ich brauchte einfach nur nichts zu tun, damit diese Beziehung einen Schritt weiter ging.
»Meine Mitbewohnerin im College hat ihren Eltern in ihrem Tätowierstudio geholfen, und sie verdiente sich das Geld fürs Studium, indem sie andere tätowierte. Ich habe ihr in ein paar Fächern Nachhilfe gegeben, und sie bot mir an, mich als Ausgleich dafür zu tätowieren«, versuchte ich, wenigstens einen von uns abzulenken.
»Hast du immer noch Angst vor mir?«, fragte er.
Ich wusste nicht, was ich antworten sollte, denn darum ging es nicht. Ich hatte Angst vor der Person, zu der ich in seiner Gegenwart wurde.
Er seufzte und lehnte sich zurück, bis seine Haut mich nicht mehr berührte, dann stand er wieder auf. Er warf das nasse Handtuch auf den Boden und verließ die Kabine.
Ich wollte ihm folgen.
»Bleib, wo du bist.«
Er nahm sich ein neues Handtuch und wickelte es um mich. Dann hob er mich hoch und setzte mich zwischen die Waschbecken auf die Ablage.
»Ich werde dieses nasse Zeug ausziehen und etwas für deine Füße finden. Unten und überall dort, wo du dich bewegt hast, gibt es noch Glassplitter. Du bleibst hier sitzen, bis ich wiederkomme.«
Er wartete nicht auf meine Zustimmung, was wohl das Beste war, denn ich wäre vermutlich daran erstickt. Der letzte Satz hätte mich aufgebracht, selbst wenn er nicht so nach militärischem Kommando geklungen hätte. Woher kam es, dass ich immer versuchte, die Werwölfe mit Vorsicht zu behandeln statt anders herum?
Vielleicht, weil Adams andere Gestalt große Krallen und große Zähne hatte.
Ich konnte Jesses Kleidung erreichen, ohne die Ablage zu verlassen, also ließ ich das Handtuch fallen und zog die Trainingshose und das T-Shirt an. Meine T-Shirts waren normalerweise von der altmodischen, robusten Art, aber Jesse trug modisch dünne, die sich an jede Wölbung schmiegten. Da meine Haut immer noch feucht und das Hemd eng war, sah ich aus, als wäre ich nach einem Wet-T-Shirt-Wettbewerb hier sitzen geblieben.
Ich griff wieder nach dem Handtuch und benutzte es, um mich zu bedecken, als Adam wieder hereinkam. Er trug saubere, trockene Jeans und ein Paar andere Tennisschuhe. Ein Hemd hatte er nicht angezogen; nach zwei Veränderungen in weniger als einer Stunde musste seine Haut sich anfühlen wie nach einem schlimmen Sonnenbrand. Die Dusche hatte da sicher nicht geholfen.
Ich konzentrierte mich auf seine Füße und drückte das Handtuch ein bisschen fester an die Brust.
Zu meiner Überraschung schaute er mich ausführlich an und lachte dann plötzlich. »Du siehst so kleinlaut aus. Ich glaube nicht, dass ich dich je zuvor so kleinlaut gesehen habe.«
»Lass dich nicht von Äußerlichkeiten täuschen«, erwiderte ich.
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