Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok
Warrens Probleme in seinen Augen, aber er sprach weiter. »So wie Darryl weiß, welche Wölfe es übelnehmen, Befehle von einem Schwarzen annehmen zu müssen, der eine gute Ausbildung genossen hat.« Er lächelte, nur ganz leicht. »Du bist nicht allein. Die meisten Leute haben irgendwelche
Vorurteile. Aber nach einer Weile ist die Ablehnung nicht mehr so scharf. Weißt du, wer Darryl am meisten gehasst hat, als er zu uns stieß, damals, als wir noch in New Mexico waren?«
Ich hob fragend die Augenbrauen.
»Aurielle. Sie hielt ihn für einen arroganten, aufgeblasenen Snob.«
»Was er auch ist«, stellte ich fest. »Aber er ist auch klug, schnell, und neigt zu kleinen Freundlichkeiten, wenn gerade niemand hinsieht.«
»Also.« Adam nickte. »Keiner von uns ist perfekt, und als Rudel lernen wir, diese Unvollkommenheiten zu nehmen und nur zu einem kleinen Teil zu dem zu machen, was wir sind. Lass uns dich vollkommen in unseren Schutz holen, Mercedes. Und die Wölfe, die dich ablehnen, werden damit umgehen, so wie du mit denen umgehst, die du nicht magst, aus was für einem Grund auch immer. Ich glaube, mit der Heilung, die du schon allein geschafft hast, kann das Rudel dir dabei helfen, deine Panikattacken zu beenden.«
»Ben ist unhöflich«, sagte ich, während ich darüber nachdachte.
»Siehst du, die meisten von uns kennst du schon. Und Ben betet dich an. Er weiß noch nicht genau, wie er damit umgehen soll. Ben ist es nicht gewöhnt, jemanden zu mögen … und eine Frau zu mögen …«
»Igitt«, meinte ich ausdrucklos.
»Lass es uns nochmal versuchen«, schlug er vor und streckte die Hand aus.
Als ich ihn dieses Mal berührte, fühlte ich nur Haut und Schwielen, keine Wärme, keine Magie.
Er legte den Kopf schief und musterte mich eindringlich.
»Es ist schwer, gegen Instinkte zu argumentieren, selbst mit Verstand und Logik, oder? Darf ich klopfen?«
»Was?«
»Darf ich probieren, dich zuerst zu berühren? Vielleicht erlaubt dir das, dich dem Rudel zu öffnen.«
Das klang harmlos genug. Wachsam nickte ich … und ich fühlte ihn, fühlte seine Seele oder so etwas, fühlte ihn mich berühren. Es war nicht wie der Ruf an Stefan. Das war so intim gewesen wie eine stinknormale Unterhaltung – nicht besonders. Adams Berührung erinnerte mich mehr an die Gegenwart, die ich manchmal in der Kirche spürte – aber das hier war unverwechselbar Adam und nicht Gott.
Und weil es Adam war, ließ ich ihn ein, akzeptierte ihn in meinem Innersten. Etwas fand seinen Platz mit einer Richtigkeit, die in meiner Seele widerhallte. Dann öffneten sich die Schleusentore.
Das nächste Mal, als ich mir irgendetwas bewusst wurde, war ich wieder in Adams Schoß, aber diesmal auf dem Schlafzimmerboden und nicht mehr im Bad. Ein Teil des Rudels stand in einem Kreis um uns herum und hielt sich dabei an den Händen. Mein Kopf tat weh wie bei dem einzigen und letzten Mal, das ich wirklich betrunken gewesen war, nur noch viel schlimmer.
»Wir werden an deinen Filterfähigkeiten arbeiten müssen, Mercy«, sagte Adam, und seine Stimme klang ein wenig rau.
Als wäre das ein Signal gewesen, brach das Rudel auseinander und wurde wieder zu einzelnen Individuen – obwohl mir nicht klar gewesen war, dass sie etwas anderes
waren, bis es verschwand. Etwas hörte auf und mein Kopf tat nicht mehr so schrecklich weh. Mir war unbehaglich zumute, weil alle standen und ich auf dem Boden saß, also rollte ich mich nach vorne und versuchte, meine Hände so zu positionieren, dass ich aufstehen konnte.
»Nicht so schnell«, murmelte Samuel. Er war nicht im Kreis gewesen, ich hätte ihn bemerkt, aber jetzt drängelte er sich durch die Reihe nach vorne. Er gab mir eine Hand und zog, bis ich auf den Beinen stand.
»Es tut mir leid«, sagte ich zu Adam. Ich wusste, dass etwas Schlimmes passiert war, aber ich konnte mich nicht wirklich darauf konzentrieren, was es gewesen war.
»Nichts, wofür du dich entschuldigen musst, Mercy«, versicherte mir Samuel mit einer gewissen Schärfe in der Stimme. »Adam ist alt genug, um zu wissen, dass er besser nicht seine Gefährtin im selben Moment ins Rudel zieht, in dem er auch eure Gefährtenbindung besiegelt. Das ist ein wenig, wie einem Baby im Meer das Schwimmen beizubringen. Während eines Tsunamis.«
Adam war nicht aufgestanden, und als ich ihn ansah, war sein Gesicht unter der Bräune leicht gräulich. Er hielt die Augen geschlossen und saß da, als täte ihm jede Bewegung weh. »Nicht dein Fehler,
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