Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok
tun, damit die Leute nicht auf falsche Ideen kommen … aber bei Adam wäre es die richtige. Ich wackelte mit dem fraglichen Teil und er tätschelte es. »Ich habe gerochen, was auch immer ihr kocht« – etwas mit Zitrone und Hühnchen –, »und es macht mich hungrig. Aber ich kann meine Unterwäsche nicht finden.«
»Du könntest ohne gehen«, schlug er vor und setzte sich direkt rechts neben mir auf das Bett.
»Hah. Nie im Leben, Freundchen. Jesse und wer weiß noch sind da unten. Ich laufe nicht ohne Unterwäsche herum.«
»Wer würde es wissen?«, fragte er.
»Ich«, erklärte ich ihm und zog meinen Kopf unter dem Bett heraus, nur um meine hellblaue Unterhose von seinem Finger hängen zu sehen.
»Sie war unter dem Kissen«, erklärte er mir mit einem unschuldigen Lächeln.
Ich schnappte sie mir und zog sie an. Dann sprang ich auf und ging ins Bad, wo der Rest meiner Klamotten lag. Ich zog mich an, ging einen Schritt auf die Badezimmertür zu … und hatte einen Flashback.
Ich war hier gewesen, unwürdig, beschmutzt … unsauber. Ich konnte mich nicht sehen lassen, ihnen nicht ins Gesicht sehen, weil sie alle es wussten …
»Shhh, shhh«, hauchte mir Adam beruhigend ins Ohr. »Das ist vorbei. Es ist vorbei und überwunden.«
Er hielt mich und saß mit mir auf dem Schoß auf dem Badezimmerboden, während ich zitterte. Der Flashback verschwand.
Als ich wieder normal atmen konnte, setzte ich mich auf, um einen Rest meiner Würde zu wahren. »Tut mir leid.«
Ich hatte gedacht, dass nach letzter Nacht die Flashbacks, die Panikattacken erledigt wären – ich war geheilt, oder?
Ich griff nach oben, schnappte mir ein Handtuch und wischte mir das nasse Gesicht ab – nur um festzustellen, dass es immer wieder nass wurde. Ich war mir so sicher gewesen, dass jetzt alles wieder normal würde.
»Es dauert länger als eine Woche, um über etwas Derartiges hinwegzukommen«, erklärte mir Adam, als könnte er meine Gedanken lesen. »Aber ich kann helfen, wenn du es mir erlaubst.«
Ich schaute ihn an und er ließ einen Daumen unter meinem Auge entlanggleiten. »Du musst dich allerdings öffnen und das Rudel einlassen.«
Er lächelte, ein trauriges Lächeln. »Du hast ziemlich heftig geblockt seit deiner Rückfahrt von Spokane. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, ungefähr ab der Zeit, wo du dich von Stefan hast beißen lassen.«
Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach, und ich nahm an, dass er es sehen konnte.
»Nicht absichtlich?«
Irgendwie war ich von seinem Schoß gerutscht und saß jetzt an der Wand gegenüber. »Nicht dass ich wüsste.«
»Du hattest auf der Heimfahrt einen Panikanfall«, sagte er.
Ich nickte und erinnerte mich an die Wärme des Rudels, die mich daraus befreit hatte. Außergewöhnlich, fantastisch – und begraben unter den Geschehnissen der letzten zwei Nächte.
Er senkte die Lider. »Das ist besser … ein wenig besser.« Er schaute vom Boden auf und konzentrierte sich auf mich, und gelbe Spiegelungen tanzten in seinen Augen. Dann streckte er die Hand aus und berührte mich direkt unter dem Ohr.
Es war eine leichte Berührung, gerade mal Haut auf Haut. Es hätte beiläufig sein sollen.
Er lachte kurz und klang dabei, als wäre ihm ein wenig schwindlig. »Genau wie Medea, Mercy«, sagte er, senkte die Hand und holte mühsam Luft. »Lass mich das nochmal probieren.« Er streckte seine Hand aus.
Als ich meine hineinlegte, schloss er die Augen und … Ich fühlte ein Rinnsal von Leben, Wärme und Gesundheit von seiner Hand in meine fließen. Es fühlte sich an wie eine Umarmung an einem Sommertag, voller Lachen und süßem Honig.
Ich ließ mich über ihn hineinfallen und glitt in etwas, wovon ich einfach wusste, dass es warme Tiefen waren, die mich umgeben würden mit …
Aber das Rudel wollte mich nicht. Und in dem Moment, als mir dieser Gedanke durch den Kopf schoss, versickerte das Rinnsal – und Adam riss mit einem schmerzhaften Zischen seine Hand zurück, was mich auf die Knie zog. Ich streckte den Arm aus, um ihn zu berühren, nur um dann meine Hand zurückzuziehen, damit ich ihm nicht nochmal wehtat.
»Adam?«
»Stur«, sagte er mit einem abschätzenden Blick. »Ich habe allerdings dies und das empfangen. Wir lieben dich nicht, also wirst du nichts von uns annehmen?« Die Frage in seiner Stimme war an ihn selbst gerichtet, als wäre er sich seiner Erkenntnis nicht vollkommen sicher.
Ich setzte mich auf die Fersen zurück, getroffen von der Exaktheit seiner
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