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Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok

Titel: Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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der Bügel vielleicht etwas anstellen können. Ich hatte so bereits meinen Teil an Autotüren geknackt und auch ein paar Türschlösser. Dass die Schuhe weg waren, kümmerte mich weniger.
    Jemand klopfte vorsichtig an die Tür. Ich hatte niemanden kommen hören. Vielleicht war es der Geist.
    Das Schloss knackte und die Tür öffnete sich. Amber sagte: »Dummerchen, Mercy. Warum hast du dich eingeschlossen?« Ihre Stimme war so unbeschwert wie ihr Lächeln, aber in ihren Augen lauerte etwas Wildes. Etwas, was sehr nah an einem Wolf war.

    Vampir?, fragte ich mich. Ich hatte einen Mann in Stefans Menagerie getroffen, der schon sehr nah an einem Vampirdasein gewesen war. Oder vielleicht war es auch nur der Teil von Amber, der wusste, was vorging.
    »Habe ich nicht«, erklärte ich ihr. »Blackwood war es.« Sie roch seltsam, aber der Zimtgeruch hielt mich davon ab, es genauer einordnen zu können.
    »Dummerchen«, sagte sie wieder. »Warum sollte er das tun?« Ihre Haare sahen aus, als wären sie nicht gekämmt worden, seitdem ich sie das letzte Mal gesehen hatte, und ihre gestreifte Bluse war falsch zugeknöpft.
    »Ich weiß es nicht.«
    Aber sie hatte bereits das Thema gewechselt. »Ich habe das Abendessen fertig. Man erwartet, dass du mit uns zu Abend isst.«
    »Uns?«
    Sie lachte, aber in ihren Augen lag kein Lächeln, sondern nur eine gefangene Bestie, die durch Frustration wild gemacht wurde. »Natürlich Corban, Chad und Jim.«
    Sie drehte sich um, um mir den Weg zu zeigen, und unterwegs bemerkte ich, dass sie übel humpelte.
    »Bist du verletzt?«, fragte ich sie.
    »Nein, warum fragst du?«
    »Ist egal«, antwortete ich sanft, weil mir noch etwas anderes aufgefallen war. »Achte nicht auf mich.«
    Sie atmete nicht. Hier und Jetzt, riet ich mir selbst. Keine Angst, keine Wut. Nur Beobachtung: Kenne deinen Feind. Verwesung. Das hatte ich gerochen: dieser erste Hinweis, dass ein Steak zu lang im Kühlschrank lag.
    Sie war tot und lief herum, aber sie war kein Geist. Das Wort, das mir dafür in den Sinn kam, war Zombie.

    Stefan hatte mir erklärt, dass Vampire verschiedene Talente haben. Er und Marsilia konnten verschwinden und an anderer Stelle wieder erscheinen. Es gab Vampire, die Dinge bewegen konnten, ohne sie zu berühren.
    Dieser hier hatte Macht über die Toten. Geister, die ihm gehorchten. Keiner entkommt, hatte er mir gesagt. Nicht mal im Tod.
    Ich folgte Amber die lange Treppe zum Erdgeschoss des Hauses hinauf. Wir kamen in einem großen Raum heraus, der gleichzeitig Esszimmer, Küche und Wohnzimmer war. Es war Tag … nach der Position der Sonne Morgen – vielleicht ungefähr zehn Uhr. Aber auf dem Tisch stand ein Abendessen. Ein Braten – Schwein, wie mir meine Nase verspätet mitteilte – thronte auf dem Tisch, großartig angerichtet mit gebackenen Kartoffeln und Karotten. Daneben standen eine Karaffe Eiswasser, eine Flasche Wein und ein selbstgebackenes Brot.
    Der Tisch war groß genug für acht, aber es gab nur fünf Stühle. Corban und Chad saßen nebeneinander, mit dem Rücken zu uns, auf der einzigen Seite, wo nur zwei Gedecke lagen. Die restlichen drei Stühle gehörten offensichtlich ebenfalls zum Tisch, aber einer davon – der gegenüber von Corban und Chad – hatte eine gepolsterte Rückenlehne und auch Polster auf den Armlehnen.
    Ich setzte mich ans Stirnende neben Chad.
    »Aber Mercy, das ist mein Platz«, sagte Amber.
    Ich schaute in das tränenüberströmte Gesicht des Jungen und Corbans völlig ausdruckslose Miene … Er zumindest atmete noch. »Hey, du weißt doch, dass ich Kinder mag«, meinte ich. »Du hast ihn immer.«

    Blackwood war immer noch nicht aufgetaucht. »Spricht Jim die Zeichensprache?«, fragte ich Amber.
    Ihr Gesicht wurde leer. »Ich kann keine Fragen über Jim beantworten. Du musst ihn selbst fragen.« Sie blinzelte ein paarmal, dann lächelte sie jemanden direkt hinter mir an.
    »Nein, tue ich nicht«, sagte Blackwood.
    »Sie können keine Zeichensprache?« Ich schaute über meine Schulter – und ließ Chad dabei nicht nur aus Versehen meine Lippen sehen. »Ich auch nicht. Das war eins von diesen Dingen, die ich mir immer vorgenommen habe.«
    »Tatsächlich.« Ich amüsierte ihn anscheinend.
    Er setzte sich in den Lehnstuhl und bedeutete Amber, den anderen zu nehmen.
    »Sie ist tot«, erklärte ich ihm. »Sie haben sie kaputtgemacht.«
    Er erstarrte. »Sie dient mir immer noch.«
    »Tut sie das? Wirkt mehr wie eine Marionette. Ich wette, sie macht tot mehr

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