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Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok

Titel: Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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könnte ich mich noch losreißen und weglaufen. Aber da war Chad.
    »Mercy«, sagte Corban, als müsste er seine Stimme aus
dem Körper zwingen. »Noch eine Sache. Er wollte, dass ich dir von Chad erzähle. Damit du kommst.«
    Nur weil man wusste, dass es eine Falle war, konnte man sich nicht von ihr fernhalten, wenn der Köder gut genug war. Mit einem tiefen Seufzer entschied ich, dass der Gedanke an einen tauben Jungen mit dem Mut, sich einem Geist zu stellen, mir wenigstens ein Zehntel dieses Mutes verleihen sollte.
    Nachdem mein Kurs bestimmt war, schaute ich mir die geografische Anlage von Blackwoods Falle für mich genauer an. Es war dunkel, aber ich kann im Dunkeln sehen.
    Blackwoods Haus war kleiner als Adams, sogar kleiner als Ambers, wenn auch höchst ordentlich aus einem warmen Stein erbaut. Der Garten umfasste vielleicht fünf oder sechs Morgen von etwas, was früher mal Rosengärten gewesen waren. Aber es war schon ein paar Jahre her, dass irgendein Gärtner hier etwas getan hatte.
    Er wird noch ein anderes Haus haben, dachte ich. Eines, das angemessen großartig war, mit einem professionell gepflegten Garten, der von einer Firma in Schuss gehalten wurde. Dort würde er seine Geschäftspartner empfangen.
    Dieser Ort, mit seinem vernachlässigten, verwilderten Garten, war seine Heimstatt. Was sagte mir das über ihn? Außer dass er Qualität höher schätzte als Größe und Privatsphäre über Schönheit oder Ordnung stellte.
    Die Mauern, die den Garten umgaben, waren älter als das Haus, aus behauenem Stein und ohne Mörtel errichtet. Das Tor war aus Schmiedeeisen und verziert. Sein Haus war nicht wirklich klein – es sah nur wegen der Präsentation zu klein aus. Ohne Frage war das Haus, das durch dieses hier ersetzt worden war, riesig gewesen und hatte
besser zum Anwesen gepasst, wenn schon nicht zu dem Vampir.
    Corban zögerte direkt vor der Tür. »Flieh, wenn du kannst«, sagte er. »Das ist nicht richtig … nicht dein Problem.«
    »Blackwood hat es zu meinem Problem gemacht«, erklärte ich ihm. Ich trat vor ihn und schob die Tür auf. »Hey, Liebling, ich bin zu Hause!«, verkündete ich in der besten Imitation eines Fünfziger-Jahre-Sternchens. Ich dachte, dass Kyle die Stimme zu schätzen gewusst hätte, wenn auch nicht meine Kleidung. Mein T-Shirt trug ich seit eineinhalb Tagen, die Jeans … ich konnte mich nicht erinnern, wie lang ich die schon trug. Nicht viel länger als das Hemd.
    Der Flur war leer. Aber nicht lange.
    »Mercedes Thompson, meine Liebe«, sagte der Vampir. »Willkommen in meinem Zuhause. Endlich.« Er blickte kurz zu Corban. »Du hast ausgedient. Geh und ruh dich aus, mein Gast.«
    Corban zögerte. »Chad?«
    Der Vampir hatte mich angestarrt, als wäre ich etwas, das ihn entzückte … vielleicht brauchte er ein Frühstück. Corbans Unterbrechung ließ einen irritierten Ausdruck über sein Gesicht huschen. »Hast du nicht die Mission erfüllt, die ich dir aufgetragen habe? Welchen Schaden sollte der Junge davontragen, wenn das stimmt? Jetzt geh und ruh.«
    Ich ließ jeden Gedanken an Corban fahren. Sein Schicksal, das Schicksal seines Sohnes … Ambers Schicksal, sie alle lagen momentan außerhalb meiner Kontrolle. Ich konnte mir nur erlauben, an das Hier und Jetzt zu denken.
    Das war ein Trick, den Bran uns allen auf unserer ersten
Jagd beigebracht hatte. Keine Sorgen darüber machen, was gewesen ist oder vielleicht kommen wird, sondern nur das Jetzt. Nicht, was ein Mensch bei dem Wissen fühlen würde, dass er einen Hasen getötet hatte, der ihm niemals etwas getan hatte. Dass er ihn mit Zähnen und Klauen getötet und mit Genuss roh verschlungen hatte … inklusive einiger Teile, von denen die menschliche Seite lieber nicht gewusst hätte, dass sie sich innerhalb eines weichen, pelzigen Häschens befanden.
    Also vergaß ich das Häschen einfach, vergaß den möglichen Ausgang dieser Nacht und konzentrierte mich auf das Hier und Jetzt. Ich drängte die Panik zurück, die mir Atem und Gedanken stocken lassen wollte, und dachte: Hier und Jetzt.
    Der Vampir trug nicht länger einen Geschäftsanzug. Wie die meisten Vampire, die ich getroffen hatte, fühlte er sich am wohlsten in der Kleidung anderer Zeitalter. Werwölfe lernen, mit der Zeit zu gehen, damit sie nicht in Versuchung geraten, in der Vergangenheit zu leben.
    Ich kann Frauenkleidung der letzten hundert Jahre ungefähr auf zehn Jahre genau einordnen, und davor zumindest ins richtige Jahrhundert. Bei Männermode

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