Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok
sein konnte.
»Warum hast du dich nicht in den Kampf mit Lee eingemischt?« , fragte ich und wechselte damit das Thema. Er hatte es gewollt – deswegen hatte er die Sonnenbrille aufgesetzt, damit nicht jeder sehen konnte, dass seine Augen plötzlich wölfisch golden waren.
Er antwortete nicht sofort. Die künstliche Böschung zu den Bahngleisen hinauf, über die der kürzeste Weg zu meiner Werkstatt verlief, war steil und durch den feinen Kies darauf nicht ganz einfach. Mir taten die Muskeln weh, also rannte ich nach oben. Meine Oberschenkelmuskeln, müde von den dreihundert Kicks, protestierten gegen die zusätzliche Anstrengung, die ich ihnen abverlangte, aber laufen hieß, dass es schneller vorbei war.
Adam folgte mir mühelos, selbst in seinen glatten Lederschuhen. Irgendetwas an der Art, wie er mir folgte, machte mich nervös, als wäre ich eine Hirschkuh, die gejagt wurde. Also hielt ich oben an und dehnte meine müden Beine. Ich würde verdammt sein, vor Adam wegzulaufen.
»Du hattest ihn«, sagte Adam und beobachtete mich. »Er ist besser in Form als du, aber er hat noch niemals um sein Leben gekämpft. Gefesselt und mit ihm allein würde ich dich nicht gerne lange sehen, aber im Dojo hatte er niemals eine Chance.« Dann wurde seine Stimme tiefer und rauer. »Wenn du nicht dumm gewesen wärst, hätte er nicht mal diesen einen Treffer gelandet. Mach das nicht nochmal.«
»Nein, Sir«, antwortete ich.
Ich hatte mich den ganzen Tag bemüht, nicht an Adam zu denken … seitdem die überkreuzten Knochen an meiner Tür deutlich gemacht hatten, dass Marsilia noch nicht mit mir fertig war. Ich wusste – obwohl Zee noch andere Möglichkeiten erkunden würde –, ich wusste einfach, dass es die Vampire gewesen waren, die meine Werkstatt gezeichnet hatten.
Und, wie Tony schon gesagt hatte, es fühlte sich an wie eine Todesdrohung. Ich war eine tote Frau, es war nur noch eine Frage der Zeit. Alles, was ich noch tun konnte, war einen Weg zu finden, wie ich andere davon abhalten konnte, mit mir zu sterben.
Adam würde für seine Gefährtin sterben. Er würde mich auch nicht einfach verschwinden lassen. Christy, seine erste Frau, war niemals seine Gefährtin gewesen, sonst wären sie immer noch verheiratet. Ich musste einen Weg finden, rückgängig zu machen, was ich letzte Nacht getan hatte.
Aber mit ihm neben mir war es schwer, an den Tod zu glauben, wenn das volle Herbstlicht in seinem dunklen Haar glitzerte und in seine Augen leuchtete, was ihn zum Blinzeln brachte und damit seine kleinen Lachfalten betonte.
Er nahm in einer beiläufigen Bewegung meine Hand, so dass ich nicht ausweichen konnte, ohne ein Riesendrama daraus zu machen. Und ich wollte ihm gar nicht ausweichen. Er legte den Kopf schief, als versuche er, mich zu verstehen – hatte er gemerkt, worüber ich nachdachte? Seine Hand war breit und warm. Die Schwielen darauf sorgten dafür, dass sie nicht weicher war als meine von der Arbeit geschundene Haut.
Ich wandte mich von ihm ab, ließ aber meine Hand in der seinen, als ich auf der anderen Seite der Gleise wieder in Richtung Werkstatt nach unten stieg. Ungefähr vier Schritte lang war es schwierig, aber dann passte er seine Schritte an und plötzlich waren unsere Bewegungen synchron.
Ich schloss die Augen und vertraute auf mein Gleichgewicht und Adam, um mich in der richtigen Richtung zu halten. Wenn ich anfing zu weinen, hätte er mich nach dem Grund gefragt, und einen Werwolf kann man nicht anlügen. Ich musste ihn ablenken.
»Du trägst ein neues Rasierwasser«, sagte ich zu ihm, und meine Stimme war rauchig. »Ich mag es.«
Er lachte, ein volles, grummeliges Geräusch, das in meinen Magen einsank wie ein warmes Stück Apfelkuchen. »Wahrscheinlich ein Shampoo …« Dann lachte er wieder und zog mich aus dem Gleichgewicht, bis ich gegen ihn stieß. Er ließ meine Hand los und griff stattdessen nach der ihm abgewandten Schulter, so dass sein Arm warm über meinem Rücken lag. »Nein. Du hast Recht. Jesse hat mich mit irgendwas besprüht, als ich heute Abend aus dem Haus gegangen bin.«
»Jesse hat einen herausragenden Geschmack«, erklärte ich ihm. »Du riechst gut genug zum Auffressen.«
Der Arm über meiner Schulter wurde steif. Ich dachte nochmal über das nach, was ich gesagt hatte, und fühlte, wie meine Wangen warm wurden. Ein Teil davon war Verlegenheit … aber ein Teil davon auch nicht. Doch es war nicht mein freudscher Versprecher, der seine Aufmerksamkeit erregt hatte.
Adam
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