Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok
ich oft von ihm hörte.
»Hmmm?«
»Warum haben die Vampire ein paar Knochen auf deine Tür gemalt?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete ich mit absichtlich entspannter Stimme. »Ich weiß nicht mal, ob es die Vampire
waren. Die Kamera hat denjenigen nicht genau eingefangen. Zee und ich haben einfach nur wegen Stefan angenommen, dass es die Vampire waren. Er will allerdings mit Onkel Mike reden, um sicherzustellen, dass es nicht das Feenvolk war.«
»Ich werde nicht zulassen, dass Marsilia dir wehtut«, erklärte er mir mit der ruhigen Stimme, die er immer hatte, wenn er sein Ehrenwort gab.
Wölfe tun das, zumindest einige der älteren. Ich hätte nicht gedacht, dass Adam einer von ihnen war. Er war Baujahr 1950, wenn auch für immer in der Form eines Mittzwanzigers gefangen. Wenn ich ältere Wölfe sage, dann meine ich um einiges älter als 1950, eher so was wie mehrere Hundert Jahre alt.
Es ist nicht so, dass moderne Männer keine Ehre hätten, aber die meisten denken nicht auf diese Art. Das ermöglicht ihnen eine Flexibilität, die den früheren Generationen fehlt. Manche der älteren Werwölfe nehmen ihre Versprechen sehr, sehr ernst.
Was hätte ich nicht dafür gegeben, dumm genug zu sein, um zu glauben, dass Adam versprechen konnte, dass Marsilia mich nicht umbringen würde – und noch mehr, zu glauben, dass er sich nicht selbst umbringen würde bei dem Versuch, sein Wort zu halten.
Ich hatte mich nicht mit meinem Schicksal abgefunden oder etwas in der Art, aber wenn ich dadurch, dass ich von Werwölfen aufgezogen worden war, eines gelernt hatte, dann war es, mir einen klaren Blick auf das zu bewahren, was vielleicht passieren konnte, und die möglichen Schäden einzugrenzen. Und wenn Marsilia mich tot sehen wollte … na ja, dann war das nur das wahrscheinlichste Ergebnis.
Wirklich wahrscheinlich. Wahrscheinlich genug, dass ich spürte, wie die nächste dämliche Panikattacke sich ankündigte. Meine erste heute, wenn ich die leichte Atemlosigkeit ein- oder zweimal nicht zählte.
»Sie ist nicht dumm genug, mich anzugreifen«, erklärte ich ihm und öffnete meine Tür. »Besonders, sobald sie hört, dass du mich als deine Gefährtin angenommen hast. Das stellt mich unter den Schutz deines Rudels. Sie wird mir nicht viel tun können.« Das sollte wahr sein … aber ich ging nicht davon aus, dass es so einfach sein würde. »Stefan ist derjenige, der in Schwierigkeiten steckt.«
Er stieg aus und wartete, bis ich um die Motorhaube des Vans herumgegangen war, bevor er fragte: »Würdest du morgen mit mir ausgehen … irgendwohin, wo es schön ist? Ein Abendessen mit ein bisschen Tanzen hinterher?«
Das war nicht das, was ich von ihm erwartet hatte, nicht, wenn er mich mit diesen kühlen, abschätzenden Augen beobachtete. Ich brauchte einen Moment, um mich auf das neue Thema einzustellen, weil mein drohender Tod durch Marsilias Hände mich doch ein wenig beschäftigte.
Adam wollte mich ausführen.
Er berührte mein Gesicht – das tat er gerne und in letzter Zeit immer öfter. Ich konnte die Wärme seiner Finger bis in meine Zehenspitzen fühlen. Plötzlich war mein bevorstehendes Ableben gar nicht mehr so fesselnd.
»In Ordnung. Das wäre schön.« Ich legte eine Hand auf meinen Bauch, um die Schmetterlinge darin zu beruhigen, unsicher, ob sie daher kamen, dass ich ein Date mit Adam hatte, oder weil ich die ganze Geschichte auflösen musste, bevor ich den Tod zu ihm und seinem Rudel brachte. Vielleicht sollte ich heute Nacht schon fliehen – würde es
ihn tiefer verletzen, weil ich der Verabredung zugestimmt hatte? Sollte ich Gründe finden, warum ich morgen nicht konnte?
Mir kam ein plötzlicher Gedanke. Wenn ich ihn tief genug verletzte, ihn wütend von mir wegtrieb … würde es ihm dann etwas ausmachen, wenn Marsilia mich tötete, oder würde er es durchgehen lassen? Eine neuerdings vertraute Atemlosigkeit breitete sich vom Magen her in mir aus – die Panikattacke, die schon eine Weile wartete.
»Ich muss duschen«, erklärte ich ihm mit sehr fester Stimme. »Aber dann würde ich gerne mit Stefan reden.«
»Kein Problem«, sagte er zustimmend und ging vor mir die Stufen zu meiner Tür hinauf. Er öffnete sie und hielt sie für mich auf. »Ich werde warten, während du duschst – Samuel ist nicht zu Hause.«
Es gab keinen Grund, mich wie Adams Beute zu fühlen, sagte ich mir bestimmt, als ich an ihm vorbei in mein eigenes Haus ging. Kein Grund, seinen festen Blick auf meinem Rücken zu
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