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Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok

Titel: Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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gefiel mir nicht.
    Paul, der Anführer der ›Ich hasse Warren, weil er schwul
ist‹-Fraktion in Adams Rudel, wirkte, als habe ihm jemand aus dem Hinterhalt einen Schlag verpasst. Ich hatte das Gefühl, dass er soeben einen neuen Lieblingsfeind im Rudel gefunden hatte.
    Hinter mir legte Adam seine Hände auf meine Schultern. »Meine Kinder«, sagte er förmlich, »heißt Mercedes Athena Thompson willkommen, unser neuestes Mitglied.«
    Es folgte große Verlegenheit.

    Wenn ich ihn vorher nicht gespürt hätte, hätte ich gedacht, dass Stefan immer noch bewusstlos war, oder tot, oder was auch immer. Er lag steif auf dem Bett im Käfig, wie eine aufgebahrte Leiche.
    Ich schaltete das Licht an, um ihn besser sehen zu können. Die Nährung hatte einen Großteil der sichtbaren Schäden geheilt, obwohl er immer noch rote Male auf den Wangen hatte. Er wirkte fünfzig Pfund leichter als das letzte Mal, als ich ihn gesehen hatte – und für meinen Seelenfrieden zu sehr wie das Opfer eines Konzentrationslagers. Man hatte ihm neue Kleidung gegeben, um die dreckige, zerrissene und befleckte zu ersetzen, und zwar das allgegenwärtige Outfit, das in jeder Wolfhöhle herumlag – einen Trainingsanzug. Der, den er trug, war grau und hing an ihm herunter.
    Adam hielt in seinem Wohnzimmer etwas ab, was sich ziemlich rasant zu einer vollen Rudelversammlung entwickelte. Er hatte erleichtert gewirkt, als ich mich entschuldigt hatte, um nach Stefan zu sehen – ich hatte das Gefühl, dass er sich Sorgen darum machte, dass jemand etwas sagen würde, was meine Gefühle verletzen könnte. Aber da
unterschätzte er die Dicke meiner Haut. Leute, die mir etwas bedeuteten, konnten meine Gefühle verletzen, aber quasi vollkommen Fremde? Es war mir völlig egal, was sie dachten.
    Wolfsrudel waren Diktaturen, aber wenn man es mit einer Gruppe Amerikaner zu tun hat, die mit der Bill of Rights aufgewachsen waren, musste man trotzdem ein wenig vorsichtig vorgehen. Neue Mitglieder wurden normalerweise als Anwärter vorgestellt, nicht als vollendete Tatsachen serviert. Und ein wenig Umsicht wäre besonders angebracht gewesen, wenn er etwas so Empörendes plante, wie einen Nicht-Werwolf ins Rudel zu integrieren.
    Ich hatte noch nie gehört, dass jemand das getan hatte. Nicht-Werwolf-Gefährten waren nicht Teil des Rudels, nicht wirklich. Sie hatten einen Status als die Gefährten von Wölfen, aber sie gehörten nicht zum Rudel. Konnten auch nicht mit fünfzig Fleisch-und-Blut-Zeremonien zu Rudelmitgliedern gemacht werden – die Magie ließ einfach keine Menschen ein. Anscheinend war mein Kojotentum nah genug am Wolf dran, um die Rudelmagie davon zu überzeugen, mich einzulassen.
    Wahrscheinlich hätte Adam meine Einführung auch mit dem Marrok besprechen sollen.
    Autos fuhren vor dem Haus vor. Weitere Rudelmitglieder. Ich konnte ihre Anwesenheit spüren, ihre Unruhe und ihre Verwirrung. Und Wut.
    Nervös rieb ich mir die Arme.
    »Was läuft falsch?«, fragte Stefan mit einer ruhigen, normalen Stimme, die mich um einiges mehr beruhigt hätte, wenn er dazu auch die Augen geöffnet hätte.
    »Außer Marsilia?«, fragte ich ihn.

    Daraufhin schaute er mich an und seine Mundwinkel hoben sich leicht. »Das reicht, nehme ich an. Aber Marsilia ist nicht der Grund, warum das Haus sich mit Werwölfen füllt.«
    Ich setzte mich auf den dicken Teppich auf dem Kellerboden und lehnte meinen Kopf gegen die Gitter des Käfigs. Die Tür war zu und verschlossen, und der Schlüssel, der manchmal neben der Tür zum Flur hing, war verschwunden. Adam würde ihn haben. Es war allerdings auch egal. Ich war mir ziemlich sicher, dass Stefan verschwinden konnte, wann immer er wollte – auf dieselbe Art, wie er in meinem Wohnzimmer erschienen war.
    »Stimmt«, seufzte ich. »Naja, das ist auch irgendwie dein Fehler, nehme ich an.«
    Er setzte sich auf und lehnte sich vor. »Was ist passiert?«
    »Als du in meinen Kopf eingedrungen bist«, erklärte ich ihm, »hat Adam das übelgenommen.« Ich erzählte ihm nicht genau, was passiert war. Die Vernunft sagte mir, dass Adam nicht begeistert wäre, wenn ich Rudelangelegenheiten mit einem Außenseiter teilte. »Was er getan hat – und danach wirst du ihn selbst fragen müssen, denke ich –, hat ihm das Rudel auf den Hals gejagt.«
    Er runzelte in offensichtlicher Verwirrung die Stirn, aber dann breitete sich langsam Verstehen auf seinem Gesicht aus. »Es tut mir leid, Marcy. Du solltest nicht … Ich wollte das nicht.« Er wandte

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