Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok
gewesen, die ich gefühlt hatte.
Alle tot … Ich hatte das üble, kranke Gefühl, zu wissen, wen er meinte. Ich hatte einige der Leute getroffen, der Menschen, die Stefan nährten. Hatte erfahren, wie schrecklich verletzlich sie waren, wenn dem Vampir, der von ihnen trank und sie beschützte, etwas geschah.
Ich warf einen Blick zur untergehenden Sonne. »Es ist ein bisschen früh für einen Vampir, um wach zu sein, oder?«
Zeit, dass alle sich etwas beruhigten. Mich eingeschlossen.
Meine bewusste Wahrnehmung des Rudels ließ nach, aber sie würde nie wieder ganz verschwinden. Nicht, nachdem Adam mich zu einem Teil des Rudels gemacht hatte. Es war üblicher, es bei einer vollen Rudelversammlung zu machen, aber das Rudel war nicht unbedingt nötig. Nur das Fleisch und Blut des Alphas und der Austausch des Gelübdes.
Ich hatte es für unmöglich gehalten, jemanden einzuführen, der kein Werwolf war. Ich hätte niemals gedacht, dass er mich zum Teil des Rudels machen konnte. Magie wirkte
bei mir manchmal seltsam, und manchmal bin ich so gut wie immun dagegen. Aber nach dem, was ich spürte, hatte es diesmal ganz prima funktioniert.
Adam hatte sich umgedreht und stand mit dem Rücken zu mir, die Schultern vorgezogen und die Hände zu Fäusten geballt. Er beantwortete meine Frage nicht, sondern sagte nur steif: »Es tut mir leid. Ich bin in Panik geraten.«
Ich legte meine Stirn auf die Knie. »Das ist in letzter Zeit einigen passiert.«
Ich hörte das trockene Gras rascheln, als er zu mir zurückkam. »Lachst du?«, fragte er ungläubig.
Ich schaute zu ihm auf. Die letzten Strahlen der Sonne warfen Schatten auf sein Gesicht und verhinderten, dass ich seine Miene lesen konnte. Aber ich konnte Scham in der Haltung seiner Schultern erkennen. Er hatte mich zum Teil des Rudels gemacht, ohne mich zu fragen – und auch ohne das Rudel zu fragen, selbst wenn das nicht unbedingt nötig war, nur eine Tradition. Er wartete darauf, dass ich ihn anschrie, wie er es zu verdienen glaubte.
Adam war es gewöhnt, die Konsequenzen seiner Entscheidungen zu tragen – und manchmal waren seine Entscheidungen keine einfachen. Er hatte in letzter Zeit auch eine Menge schwerer Entscheidungen für mich getroffen.
Stefan war so tief in meinen Geist eingedrungen, dass ich gerochen hatte wie er. Und Adam hatte mich zu einem Teil des Rudels gemacht, um mich zu retten. Er war bereit, den Preis dafür zu bezahlen – und ich war mir ziemlich sicher, dass er würde zahlen müssen. Aber nicht an mich.
»Ich danke dir, Adam«, sagte ich zu ihm. »Ich danke dir dafür, dass du Tim in kleine Tim-Stücke zerrissen hast. Ich danke dir dafür, dass du mich gezwungen hast, noch einen
letzten Kelch von dem widerlichen Feenvolk-Gesöff zu trinken, damit ich wieder beide Arme benutzen kann. Ich danke dir dafür, dass du dort warst; dass du es mit mir aushältst.« An diesem Punkt lachte ich nicht mehr. »Ich danke dir, dass du mich davor gerettet hast, eines von Stefans Schafen zu sein – da bin ich jederzeit lieber Teil des Rudels. Danke, dass du die schwierigen Entscheidungen getroffen hast, dass du mir Zeit gegeben hast.« Ich stand auf und ging zu ihm, lehnte mich an ihn und presste mein Gesicht an seine Schulter. »Ich danke dir dafür, dass du mich liebst.«
Seine Arme schlossen sich um mich und drückten mich schmerzvoll an sich. Liebe tut manchmal auch auf diese Art weh.
4
I ch wäre gerne ewig geblieben, aber nach ein paar Minuten spürte ich, wie mir kalter Schweiß auf die Stirn trat und sich meine Kehle zuschnürte. Ich wich einen Schritt zurück, bevor ich wegen der Aversion gegen Berührungen, die mir Tim hinterlassen hatte, noch heftiger reagierte.
Erst als ich nicht mehr an Adam gedrückt war, fiel mir auf, dass wir vom Rudel umgeben waren.
Okay, vier Wölfe sind noch nicht das Rudel. Aber ich hatte sie nicht kommen hören, und glaubt mir, wenn fünf Werwölfe (inklusive Adam) in der Gegend sind, dann fühlt man sich umzingelt und unterlegen.
Ben war da, mit einem fröhlichen Gesichtsausdruck, der auf seinem fein geschnittenen Gesicht völlig falsch aussah, das viel öfter wütend oder bitter war als glücklich. Warren, Adams dritter Mann, wirkte wie eine Katze, die Sahne geschleckt hat. Arielle, Darryls Gefährtin, machte einen neutralen Eindruck, aber in ihrer Haltung war etwas, das mir verriet, dass sie ziemlich erschüttert war. Der vierte Wolf war Paul, den ich nicht besonders gut kannte – aber was ich über ihn wusste,
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