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Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok

Titel: Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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einfach unglücklich, weil ich mich nicht einfach in die Sicherheit sinken lassen konnte, die er darstellte … nicht ohne zu riskieren, dass er meinetwegen verletzt wurde.
    Vielleicht musste ich doch verschwinden, Geld oder kein Geld.
    Mein Magen hatte sich wieder verkrampft, und wenn ich das nicht alles unterdrückte, dann würde ich eine dieser dummen Panikattacken bekommen, und diesmal nicht in der Sicherheit von laufendem Wasser und hinter einer geschlossenen Badezimmertür. Sondern genau hier, wo jeder es sehen konnte. Neben dem armen, ausgeschlachteten Golf, auf dessen Dach Adams Telefonnummer stand. Für etwas Spaß hier anrufen …
    Er blieb abrupt stehen. »Mercy? Weshalb bist du so wütend?«
    Er würde es merken. Sogar ich konnte es riechen:
Wut und Angst und … Ich hatte alles, und ich hatte nichts.
    Es war zu viel. Ich schloss die Augen und fühlte, wie mein Körper hilflos zitterte, mein Hals sich zuschnürte und sich weigerte, Luft durchzulassen …
    Adam fing mich auf, als ich umfiel, und zog mich an sich, im Schatten des alten Autos. Er war so warm, und mir war so kalt. Er drückte seine Nase an meinen Hals. Ich konnte ihn nicht sehen, weil der Sauerstoffmangel schwarze Punkte vor meinen Augen erzeugte.
    Ich hörte das Knurren, das Adams Brust erschütterte, sein Mund schloss sich über meinem – und ich holte tief durch die Nase Luft. Ich konnte wieder atmen, das Gewicht in meinem Magen hob sich und ließ mich zitternd zurück. Blut … nein, Rotz lief mir übers Gesicht.
    Ich war unglaublich verlegen und riss mich aus Adams Griff – und wusste gleichzeitig mit erniedrigender Sicherheit, dass er mich gehen ließ. Ich wischte mir das Gesicht mit dem Saum meines T-Shirts ab. Dann ließ ich mich in den Schutz des Golfes sinken, meine Wange an dem kühlen Metall.
    Schwach. Gebrochen. Gott sei verdammt. Gott verdamme mich. Verzweiflung und hilflose Wut … Sie waren alle tot. Alle tot und es ist mein Fehler.
    Aber niemand war tot. Noch nicht.
    Alle tot. All meine Kinder, meine Lieben, und es war mein Fehler. Ich habe sie in Gefahr gebracht und habe versagt. Sie sind wegen meines Versagens gestorben.
    Ich roch Stefan.
    Adams goldene Augen suchten meinen Blick und ihre Farbe bewies, dass der Wolf an die Oberfläche kam. Er
küsste mich wieder, drückte etwas gegen meine Lippen, zwang es mit Zeigefinger und Daumen zwischen meine Zähne, ohne seinen Mund von meinem zu heben.
    Das blutige Fleischstück war zu klein, um so in meiner Kehle zu brennen, wie es das tat. Das bedeutete etwas.
    »Mein«, sagte er zu mir. »Du gehörst nicht Stefan.«
    Das trockene Gras knisterte unter meinem Kopf, und der raue Dreck erzeugte ein Geräusch wie Schleifpapier, das in meinem Kopf widerhallte. Ich leckte mir die Lippen und schmeckte Blut. Adams Blut.
    Das Fleisch und Blut des Alphas … Rudel.
    »Von diesem Tag an«, sagte Adam, und seine Stimme zog mich nach oben, von wo auch immer ich gewesen war. »Meins zu mir und den meinen. Rudel und einziger Liebhaber.« Auf seinem Gesicht war auch Blut, und auch auf den Händen, mit denen er mein Gesicht berührte.
    »Dein zu dir und mein zu mir«, antwortete ich, obwohl es eine trockene, krächzende Stimme war, die die Laute hervorbrachte. Ich wusste nicht, warum ich so antwortete, anders als die alte unfreiwillige »Ja, ja, genau«-Antwort. Ich hatte diese Zeremonie so oft gehört, selbst wenn er den ›einzigen Liebhaber‹ hinzugefügt hatte.
    Als ich mich daran erinnerte, warum ich es nicht tun sollte, was es bedeutete, war es bereits zu spät.
    Magie brannte ihren Weg durch mich, folgte dem Weg dieses Fleischstücks – und ich schrie auf, als sie versuchte, mich zu etwas anderem zu machen, als ich war, weniger oder mehr. Rudel.
    Ich fühlte sie alle durch Adams Berührung und Adams Blut. Sein, zu beschützen und zu regieren. Sie alle waren jetzt auch mein – und ich ihre.

    Keuchend leckte ich mir über die Lippen und starrte Adam an. Er ließ mich los, stand auf und trat zwei Schritte zurück. Er hatte sich heftig in den Unterarm gebissen.
    »Er kann dich nicht haben«, sagte er, und das Gold in seinen Augen verriet mir, dass immer noch der Wolf sprach. »Nicht jetzt. Niemals. Das schulde ich ihm nicht.«
    Erst jetzt verstand ich, was passiert war. Ich wischte mir mit dem Handgelenk über den Mund, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. Meine Haut war rosa von Adams Blut.
    Stefan war wach … und war irgendwie in meinen Geist eingedrungen. Es war seine Panikattacke

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