Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok
selbsttätig zu nähren.
Sein Blut schmeckte nicht wie das einer Maus oder eines Hasen. Es war eher bitter – und irgendwie gleichzeitig viel süßer. Aber überwiegend war es heiß, kochend heiß, und mir war kalt. Ich trank, während der Schnitt unter meiner Zunge sich langsam schloss.
Und ich erinnerte mich an diesen Geschmack. Als würde man zweimal an einem Tag bei McDonalds dasselbe Menü bestellen. Ich hatte einen kurzen Erinnerungsflash, nur diesmal hörte ich Blackwoods Stimme in meinen Ohren.
Ich erinnerte mich nicht daran, was er gesagt oder getan hatte, aber dieses kurze Aufblitzen sorgte dafür, dass ich mich auf der Bank zusammenrollte, meine Stirn auf Stefans Oberschenkel, und weinte. Stefan zog sein Handgelenk zurück und benutzte die andere Hand, um mir leicht den Kopf zu streicheln.
»Mercy«, sagte er sanft. »Er wird das nicht nochmal tun. Jetzt nicht mehr. Du gehörst mir. Er kann dir nicht das Hirn vernebeln oder dich zu irgendetwas zwingen.«
Meine Stimme wurde von dem Stoff seiner Jeans gedämpft, als ich fragte: »Heißt das, dass du meine Gedanken lesen kannst?«
Er lachte kurz. »Nur während du trinkst. Das ist nicht meine Gabe. Deine Geheimnisse sind sicher.« Sein Lachen wischte Blackwoods Stimme aus meinem Gedächtnis.
Ich hob den Kopf. »Ich bin froh, dass ich mich nicht an
mehr von dem erinnere, was er getan hat«, erklärte ich Stefan. Aber ich vermutete auch, dass mein Verlangen danach, Blackwoods Körper brennen zu sehen wie Andres, vielleicht einen persönlicheren Grund hatte als nur das, was er Amber antat.
»Wie fühlst du dich?«, fragte er.
Ich holte tief Luft und checkte mich einmal durch. »Wunderbar. Als könnte ich schneller von hier in die Tri-Cities laufen, als wir fahren können.«
Er lachte wieder. »Ich glaube nicht, dass das zutrifft. Außer wir haben einen Platten.«
Er stand auf und sah besser aus, als ich es gesehen hatte seit … seit der Zeit, bevor er bei mir auf dem Wohnzimmerboden gelandet war und ausgesehen hatte wie etwas, das seit hundert Jahren vergraben war. Ich stand auf, musste mich aber sofort wieder hinsetzen.
»Gleichgewicht«, meinte er. »Es ist ein wenig wie betrunken sein. Das wird schnell vergehen, aber ich fahre uns besser nach Hause.«
Ich hätte mich schrecklich fühlen sollen. Eine kleine Stimme in meinem Kopf jammerte, dass ich meinen Alpha hätte fragen müssen, bevor ich etwas so … Endgültiges tat.
Aber ich fühlte mich gut, besser als gut – und es war nicht nur das Vampirblut. Ich fühlte mich zum ersten Mal seit Tims Angriff so, als hätte ich mein Leben wieder absolut unter Kontrolle. Was unter den gegebenen Umständen ziemlich seltsam war.
Aber ich hatte die Entscheidung getroffen, mich unter Stefans Kontrolle zu begeben.
»Stefan?« Ich beobachtete die Rücklichter, die auf der Straße an uns vorbeiglitten.
»Hmmm.«
»Hat irgendwer mit dir über das gesprochen, was man auf die Tür zu meiner Werkstatt gemalt hat?« Ich hatte immer wieder vergessen, ihn danach zu fragen – obwohl spätere Ereignisse es um einiges deutlicher gemacht hatten, dass es irgendeine Art Drohung von Marsilia gewesen war.
»Niemand hat mir irgendwas gesagt. Aber ich habe es selbst gesehen.« Scheinwerfer spiegelten sich rot in seinen Augen. Wie der Blitz einer Kamera, nur unheimlicher. Mich brachte es zum Lächeln.
»Marsilia hat es machen lassen?«
»Fast sicher.«
Ich hätte es damit gut sein lassen können. Aber wir mussten Zeit totschlagen, und in meinem Kopf hörte ich Brans Stimme, die sagte: »Wissen ist wichtig , Mercy. Finde alles heraus, was du kannst.«
»Was genau bedeutet es?«
»Es ist das Zeichen für einen Verräter. Es bedeutet, dass eine der Unseren uns verraten hat, und dass sie und alle, die zu ihr gehören, Freiwild sind. Eine Kriegserklärung.«
Das war nicht mehr, als ich erwartet hatte. »Es enthält irgendeine Form von Magie. Was tut sie?«
»Hält dich für längere Zeit davon ab, es zu übermalen«, erklärte er. »Und wenn es länger dort bleibt, werden sich auch üble Subjekte sammeln, die nicht mit Vampiren in Verbindung stehen.«
»Wunderbar.«
»Du könntest die Tür austauschen lassen.«
»Yeah«, meinte ich bedrückt. Vielleicht würde die Versicherung sie austauschen lassen, wenn ich ihnen erklärte,
dass die Knochen nicht übermalt werden konnten, aber viel Hoffnung machte ich mir da nicht.
Wir fuhren für eine Weile schweigend weiter, und ich ging gedanklich noch einmal die letzten
Weitere Kostenlose Bücher