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Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok

Titel: Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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namenloser Jäger.
    »Ich sehe nicht, wie«, meinte er dann. »Adam wird es nicht gefallen, da bin ich mir sicher. Denk an seine Reaktion, als ich dich aus Versehen gerufen habe. Aber er ist ein praktisch veranlagter Mann. Er weiß alles über verzweifelte Entscheidungen.«
    Ich setzte mich neben ihn und war mir nur zu sehr der Kühle seines Körpers bewusst, noch kälter, hatte ich das Gefühl, als üblicherweise. Ich war froh, zu wissen, dass ihm das auch helfen würde. Ich war es wirklich, wirklich leid, all meinen Freunden nichts als Ärger einzubringen.
    Er schob mir die Haare aus dem Nacken, doch ich stoppte seine Hand.
    »Was ist mit dem Handgelenk?« Das letzte Mal hatte er mich ins Handgelenk gebissen.
    Er schüttelte den Kopf. »Das tut mehr weh. Zu viele Nerven an der Oberfläche.« Dann schaute er mich durchdringend an. »Vertraust du mir?«
    »Ich würde das hier nicht tun, wenn es anders wäre.«
    »Okay. Ich werde dich ein wenig festhalten, denn wenn du zusammenzuckst, während ich noch an deinem Hals bin, könnte das dazu führen, dass ich das Falsche durchtrenne und du ausblutest.« Er übte keinen Druck aus, sondern
saß nur auf der flauschigen Sitzbank, als könnte er den gesamten Rest meines Lebens dort bleiben.
    »Wie?«
    »Ich werde deine Arme über deinem Bauch falten müssen, und dann halte ich sie da fest.«
    Ich hörte in mich hinein auf Panikreaktionen, aber Tim hatte mich nie auf diese Weise fixiert. Ich bemühte mich, nicht darüber nachzudenken, wie er mich nach unten gedrückt hatte, war dabei aber nur mäßig erfolgreich.
    »Geh nach vorne«, sagte Stefan. »Der Schlüssel steckt im Schloss. Du wirst selbst nach Hause fahren müssen, weil ich nicht hierbleiben kann. Ich muss jetzt jagen. Ich werde …«
    Ich schlang die Arme um mich und lehnte mich gegen ihn. »Okay. Tu es.«
    Seine Arme glitten langsam um meine Schultern und über meinen rechten Arm. Als ich stillhielt, legte er die Arme so über mich, dass ich mich nicht befreien konnte.
    »In Ordnung?«, fragte er ruhig, als ob sein Verlangen nicht dafür gesorgt hätte, dass seine Augen funkelten wie Diamanten. Im dunklen Van wirkten sie wie Weihnachtskerzen.
    »In Ordnung«, antwortete ich.
    Seine Zähne mussten rasiermesserscharf sein, weil ich nicht fühlte, wie sie meine Haut durchstießen. Ich fühlte nur die kühle Feuchte seines Mundes.
    Wer nährt sich von meinem Tische?
    Das Brüllen in meinem Kopf versetzte mich in Panik, was Stefans Biss nicht gelungen war. Aber ich hielt mich völlig still, wie eine Maus, die gerade die Katze sieht. Wenn man sich nicht bewegt, greift sie vielleicht nicht an.

    Nach einer Weile vertiefte sich der Schmerz – und das inzwischen wortlose Grollen in meinem Kopf wurde gedämpfter. Mir wurde langsam kalt, als ob Stefan nicht nur Blut nähme, sondern auch meine gesamte Körperwärme. Dann bewegte sich sein Mund und er wusch die Wunde mit seiner Zunge.
    »Wenn du in einen Spiegel sehen würdest, könntest du meine Male nicht sehen. Er wollte, dass du siehst, was er getan hat.«
    Ich zitterte hilflos, und er hob mich auf seinen Schoß. Er war warm, sogar heiß an meiner kalten Haut. Er hob mich ein wenig an und zog ein Klappmesser aus der Hosentasche. Dann benutzte er das Messer, um sich das Handgelenk aufzuschneiden, auf die Art, wie man es bei einem Selbstmord tut, wenn man es richtig machen will.
    »Ich dachte, das Handgelenk täte zu sehr weh?«, gelang es mir trotz meines schwerfälligen Denkens und zitternden Kiefers hervorzupressen.
    »Bei dir. Trink, Mercy. Und halt die Klappe.« Ein leises Lächeln glitt über seine Lippen, dann lehnte er den Kopf so zurück, dass ich seinen Gesichtsausdruck nicht mehr sehen konnte.
    Vielleicht hätte es mich mehr stören sollen. Vielleicht, wenn das hier eine normale Nacht gewesen wäre, hätte es das auch getan. Aber sinnlose Zimperlichkeit lag hinter mir. Ich hatte den Großteil meines Lebens als Kojote gejagt, und ich hatte niemals innegehalten, um das Essen zu kochen. Der Geschmack von Blut war für mich nichts Neues oder Schreckliches, nicht, wenn es Stefans Blut war – und er starb ja nicht gerade vor Schmerzen oder etwas in der Art.

    Ich legte meine Lippen an sein Handgelenk und schloss sie über dem Schnitt. Stefan gab ein Geräusch von sich – es klang nicht nach Schmerz. Er legte seine freie Hand sanft auf meinen Kopf und zog sie dann wieder zurück, als wolle er mich nicht einmal dieses bisschen zwingen. Es war meine Entscheidung, mich

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