Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok
paar Tage durch, in dem Versuch, herauszufinden, ob da etwas war, was ich übersehen hatte, oder etwas, was ich hätte anders machen sollen.
»Hey, Stefan? Wie kommt es, dass ich Blackwood nicht riechen konnte, nachdem er mich gebissen hatte? Heute Nacht war ich ein wenig abgelenkt, aber gestern, beim ersten Biss, da habe ich versucht, ihn zu wittern.«
»Er muss in dem Moment, wo er dich gebissen hat, gewusst haben, was du bist.« Stefan streckte sich und der Van schwankte leicht von seiner Bewegung. »Ich weiß nicht, ob er es getan hat, um dich glauben zu lassen, er wäre menschlich, oder ob er immer auf diese Art hinter sich aufräumt. Es gab Dinge im Land unserer Vorfahren, die uns über ihren Geruchssinn jagten – nicht nur Werwölfe – oder mithilfe von Dingen, die wir zurückließen. Haare, Speichel, oder Blut. Viele der älteren Vampire entfernen immer jede Spur von sich aus ihrer Heimstatt und aus ihrem Jagdgebiet.«
Ich hatte fast vergessen, dass sie das konnten.
Ich wachte davon auf, dass das Motorengeräusch sich veränderte, weil wir für den Stadtverkehr langsamer wurden.
»Willst du zu dir nach Hause oder zu Adam?«, fragte Stefan.
Gute Frage. Obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass Adam verstehen würde, was ich getan hatte, war ich trotzdem nicht gerade scharf drauf, es mit ihm zu diskutieren.
Und ich war zu müde, um genau darüber nachzudenken, was ich erzählen wollte und was ich lieber ausließ – und wie ich Blackwood töten würde. Ich wollte mit Zee reden, bevor ich mit Adam sprach, und ich wollte erst Mal ausgiebig schlafen, bevor ich mit irgendwem sprach.
»Zu mir.«
Ich war wieder eingedöst, als der Van plötzlich anhielt. Ich schaute auf und sah warum: In der Mitte der Straße stand eine Frau und schaute nach unten, als hätte sie etwas verloren.
»Kennst du sie?« Wir waren in meiner Straße, nur ein paar Grundstücke von meinem Haus entfernt, also war Stefans Frage logisch.
»Nein.«
Er hielt ungefähr zwölf Meter vor ihr an, und endlich sah sie auf. Das Brummen des Motors verstummte. Stefan warf einen Blick hinter sich, dann öffnete er die Tür und stieg aus.
Ärger.
Ich zog mir die Kleider aus, schob die Tür auf und verwandelte mich, als ich heraussprang. Ein Kojote ist vielleicht nicht groß, aber er hat Reißzähne und erstaunlich effektive Krallen. Ich glitt unter den Van und dann unter der vorderen Stoßstange hinaus, wo Stefan sich an die Motorhaube lehnte, die Arme entspannt über der Brust verschränkt.
Das Mädchen war nicht länger allein. Drei Vampire standen neben ihr. Die ersten zwei hatte ich schon früher gesehen, obwohl ich ihre Namen nicht kannte. Die dritte war Estelle.
In Marsilias Siedhe hatte es mal fünf Vampire gegeben,
die einen Grad von Macht erreicht hatten, in dem sie für ihr Überleben nicht von der Herrin der Siedhe abhängig waren: Stefan; Andre, den ich getötet hatte; Wulfe, der total unheimliche Hexer im Körper eines Jungen; Bernard, der mich an einen Kaufmann in einem Dickens-Roman erinnerte; und Estelle, die Mary Poppins der Untoten. Ich hatte noch nie gesehen, dass sie nicht gekleidet war wie eine edwardianische Gouvernante, und heute Abend war keine Ausnahme.
Als hätte er darauf gewartet, dass ich an seiner Seite erschien, schaute Stefan kurz zu mir runter, dann sagte er: »Estelle, wie schön, dich zu sehen.«
»Ich hatte gehört, dass sie dich nicht zerstört hat«, verkündete Estelle in ihrer förmlichen englischen Art. »Sie hat dich gefoltert, ausgehungert, verbannt – und dich dann ausgeschickt, um deine kleine Kojotenhündin zu töten.«
Stefan streckte die Hände aus, als wolle er sein lebendes … untotes Fleisch präsentieren. »Es ist, wie du gehört hast.« In seiner Stimme lag ein musikalischer Ton, und er klang italienischer als sonst.
»Dennoch bist du hier, mit der Hündin.«
Ich knurrte sie an und hörte Stefans Lächeln in seiner Antwort. »Ich glaube nicht, dass sie gern als Hündin bezeichnet wird.«
»Marsilia ist verrückt. Sie war verrückt, seit sie vor zwölf Jahren erwacht ist, und die Zeit hat es nicht besser gemacht.« Estelles Stimme wurde weicher und sie trat einen Schritt nach vorne. »Wenn sie nicht verrückt wäre, hätte sie dich niemals gefoltert – dich, ihren Liebling.«
Sie wartete offensichtlich auf eine Antwort von Stefan, die aber nicht kam. »Ich habe dir einen Vorschlag zu machen«,
erklärte sie ihm. »Schließ dich mir an, und wir erlösen Marsilia von ihrem Leid – du
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