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Mercy Thompson 05 - Zeichen des Silbers-korr-iO

Titel: Mercy Thompson 05 - Zeichen des Silbers-korr-iO Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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und rannte los.
    Ich hatte meine Hand an der Tür und sie schon fast aufgerissen, als Tia schrie: »Mamá, Mamá, una pistola! Tiene una pistola.«
    Im Büro waren überall Kinder: sie hingen von Regalen, standen auf dem Fensterbrett und lagen auf dem Boden um Sam gewickelt. Ein Mann, ein riesiger Mann mit einer scheußlichen Automatikpistole in seinem ruhigen, zweihändigen Griff stand in der Tür nach draußen und hielt sie mit einem großen, schwarzen Stiefel offen. Er war auch sonst schwarz gekleidet, mit einem komischen gelben Abzeichen auf der linken Schulter seiner pseudomilitärischen Lederjacke. Der einzige Ausreißer seines sonst söldnerartigen Outfits waren die roten Haare mit silbernen Strähnen, die so lässig bis auf seine Schultern fielen, dass es dem Covermodel eines Schundromans zur Ehre gereicht hätte.
    Direkt hinter ihm bemerkte ich einen anderen Mann, der ein einfaches Hemd und Stoffhosen trug. Aber die Körpersprache des zweiten Mannes verriet mir auf den ersten Blick, dass nur der Mann mit der Waffe eine Gefahr darstellte. Der zweite Mann hielt irgendetwas auf seiner Schulter, aber da ich mir ziemlich sicher war, dass es keine Waffe war, ignorierte ich ihn und konzentrierte mich auf den Gefährlichen.
    Sylvia hielt einen Besen in der Hand, aber sie war erstarrt, weil die Waffe direkt auf die kleinste Sandoval-Tochter gerichtet war. Maia klammerte sich mit beiden Händen an Sam fest und kreischte auf Spanisch, was vielleicht übermäßig dramatisch gewesen wäre, wenn man sie nicht wirklich gerade mit einer Pistole bedroht hätte.
    Ich ging davon aus, dass Sorge um sie den Wolf dazu brachte, still auf dem Büroboden liegen zu bleiben. Seine Augen waren auf den Lauf der Waffe gerichtet, und er hatte in einem lautlosen Knurren die Lefzen zurückgezogen. Hätte ich die Zeit gehabt, mich zu fürchten, dann wäre es in diesem Moment passiert, als ich Samuel ansah. Sam ansah. Ich konnte bereits die Anspannung in seinen Hinterläufen sehen. Er bereitete sich auf einen Angriff vor. Waffe oder nicht, Maia oder nicht, er würde nicht mehr lange warten.
    Das alles sah ich in dem Moment, als ich die Tür geöffnet hatte, und ich bewegte mich selbst dann schon, während ich die Situation abschätzte. Ich schnappte mir Sylvias Besen, umrundete den Tresen und schlug den Stiel auf die Handgelenke des Bewaffneten. Er traf mit einem Knall und schlug ihm die Waffe aus den Händen, bevor er - oder irgendjemand anders im Raum - auch nur die Chance hatte, auf meine Anwesenheit zu reagieren.
    Abgesehen davon, dass ich mich, wann immer mir danach ist, in einen Kojoten verwandeln kann, sind meine Superkräfte beschränkt auf eine wechselhafte Widerstandsfähigkeit gegen Magie und eine Schnelligkeit, die ein wenig über dem Menschenmöglichen liegt. Von dem Moment an, als ich den ersten Schrei gehört hatte, hatte ich alle Geschwindigkeit eingesetzt, die mir zur Verfügung stand. Ich schlug ein zweites Mal nach dem Mann und setzte den Besen diesmal ein, als wäre er ein Baseballschläger, während ich drängend sagte: »Bleib unten, Sam.«
    All die Karatestunden waren doch für irgendwas gut, dachte ich, als der Mann nach dem Stiel griff und zurückwich. Ich ließ den Besen los. Weil er mit Widerstand gerechnet hatte, wich er taumelnd einen Schritt zurück, und ich trat ihn in den Magen, so dass er die Treppe nach draußen herunterfiel und auf den Asphalt knallte. Nicht ganz zufällig riss er damit den Mann mit zu Boden, der hinter ihm gestanden hatte.
    Jetzt, wenn nur der Werwolf auf mich hört.
    Ich schnappte mir die Pistole, die der Eindringling hatte fallen lassen, und trat in den Türrahmen. Ich hielt die Tür auf dieselbe Art offen wie er, mit einem Fuß. Dann zielte ich mit der Pistole auf das Gesicht des Fremden - und wartete darauf, dass der echte Schrecken begann.
    Aber hinter mir erklangen kein Brüllen und keine weiteren Schreie, die angezeigt hätten, dass Sam das zivilisierte Benehmen abwarf, welches die Leute dazu brachte, ihn anzuschauen und zu denken »Haustier« statt »Monster«.
    Ich atmete einmal tief durch, erschüttert von Sams Zurückhaltung. Es kostete mich einen Moment, herauszufinden, was ich mit dem Best-Case-Szenario anfangen sollte, das mir so unerwartet in den Schoß gefallen war. Ich konnte Geräusche hinter mir hören, aber ich ignorierte sie. Zee war da; aus dieser Richtung konnte sich kein Feind nähern. Das Schluchzen und die verängstigten Stimmen hinter mir wurden leiser und

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