Mercy Thompson 05 - Zeichen des Silbers-korr-iO
Weg, glaube ich. Vielleicht nicht unbedingt für Adam.«
»Adam hatte schon immer... heroische Tendenzen.«
Ich berührte Adams Arm. »Er ist mein Held.«
Es folgte ein weiteres kurzes Schweigen. Wenn man ihm persönlich gegenübersteht, wägt Bran seine Worte nicht so sorgfältig ab. Das Telefon ist schwieriger, weil Wölfe sehr über ihre Körper kommunizieren.
»Das ist das Romantischste, was ich je aus deinem Mund gehört habe«, meinte Bran. »Sei vorsichtig, Adam, sonst verwandelst du sie noch in ein richtiges Mädchen.«
Adam schaute mich an. »Ich mag sie genau so, wie sie ist, Bran.« Und er meinte es, trotz meinem dreckigen Overall, den eingerissenen Fingernägeln und allem anderen.
Bran lachte kurz, dann wurde er wieder ernst. »Kümmere dich um meinen Sohn. Und warte nicht zu lang, bis du mich anrufst.« Er legte auf.
»Danke«, sagte ich zu Adam.
Er steckte sein Handy weg. »Ich habe es nicht für dich getan«, antwortete er. »Egal, ob der Wolf die Kontrolle hat oder nicht, Samuel ist offensichtlich nicht so gefährlich, wie einer von uns es sein würde. Alt zu sein hat gewisse Vorteile. Aber Bran muss dem Buchstaben des Gesetzes folgen. Wenn er genau wüsste, was los ist, müsste er das Urteil vollstrecken.«
»Du nicht?«
Adam zuckte mit den Achseln. »Ich nehme an, ich folge weniger dem Buchstaben des Gesetzes, sondern mehr dem Geist dahinter.« So hatte ich ihn nie gesehen. Ich hätte bedenken müssen... Die Linie zwischen schwarz und weiß zieht er selbst.
Ich schaute auf den Boden. »Also, ich nehme an, dass es zu spät ist für eine Entschuldigung. Dass sie nicht ausreichen würde.«
»Wofür genau willst du dich entschuldigen? ›Lieber Adam, es tut mir leid, dass ich versucht habe, vor dir zu verheimlichen, dass Samuel durchgedreht ist? Es tut mir leid, dass ich die Probleme zwischen uns dazu benutzt habe, um dich von mir wegzutreiben, damit ich mich drum kümmern kann?‹ Oder, mein persönlicher Liebling: ›Es tut mir leid, dass ich dir nicht sagen konnte, was los ist, aber ich konnte mich nicht darauf verlassen, dass du so damit umgehen würdest, wie ich damit umgehen wollte‹?« Am Anfang hatte er noch amüsiert geklungen, aber beim letzten Satz war seine Stimme scharf genug, um Leder zu durchtrennen.
Ich hielt den Mund. Das kann ich. Manchmal. Wenn ich wirklich im Unrecht bin.
Er seufzte. »Ich glaube nicht, dass eine Entschuldigung richtig wäre, Mercy. Weil eine Entschuldigung implizieren würde, dass du es nicht wieder tun würdest. Aber unter ähnlichen Umständen würdest du alles wieder genauso machen, oder?«
»Nein.«
»Und du solltest dich nicht dafür entschuldigen, dass du Recht hattest«, sagte er mit einem tiefen Seufzen. »So gerne ich dir auch das Gegenteil erzählen würde.« Ich riss den Kopf hoch und sah, dass er es absolut ernst meinte.
»Wenn du mich angerufen hättest, um mir zu erzählen, dass Samuel die Kontrolle verloren hat, wäre ich rübergekommen und hätte ihn umgebracht. Hätte ihn mit einer Kugel erledigt, weil ich mir nicht sicher bin, ob ich ihn in einem Kampf besiegen kann. Ich habe schon Wölfe gesehen, die die Kontrolle verloren haben, so wie du auch.«
Ich schluckte schwer. Nickte.
»Ich weiß, was du nicht weißt - wie der Wolf nach der Jagd fiebert, sich danach sehnt, Blut an seinen Zähnen zu schmecken. Das Töten...« Er wandte kurz den Blick ab, bevor er mich wieder ansah. »Sich selbst überlassen, hätte mein Wolf den Kopfgeldjäger niemals lebend hier rausgelassen, nachdem er eine Pistole auf mich gerichtet hat. Ich bezweifele, dass er es akzeptiert hätte, dass Kinder auf ihm herumklettern.« Trauer glitt über sein Gesicht. »Selbst bei Jesse, meiner eigenen Tochter... würde ich ihm nicht vertrauen. Aber Samuels Wolf konnte damit umgehen. Also werden wir ihm eine Chance geben. Eine Woche. Und nach dieser Woche werden wir dich mit dem Marrok reden lassen, und du wirst ihm erzählen, wie sein Sohn eine ganze Woche die Ruhe bewahrt hat. Und vielleicht kannst du ihm dann noch ein wenig mehr Zeit erkaufen.«
»Es tut mir leid«, sagte ich leise. »Ich habe deine Schuldgefühle benutzt, um dich von mir fernzuhalten.«
Er lehnte sich gegen den Tresen und verschränkte die Arme. »Du hast allerdings nicht gelogen, oder, Mercy? Das Rudel beunruhigt dich, und ich ebenso.«
»Ich brauche nur Zeit, um mich daran zu gewöhnen.« Er schaute mich an - und ich wand mich unter seinem Blick genauso, wie ich es schon bei seiner Tochter
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