Mercy Thompson 05 - Zeichen des Silbers-korr-iO
nichts aus. »Adam, ich würde für dich barfuß über glühende Kohlen laufen«, erklärte ich ihm.
»Du hast also nicht die Situation mit Samuel dazu benutzt, um Abstand zwischen uns zu bringen?«
Ich holte tief Luft. Ich ahnte, wie er dazu gekommen war, es so zu deuten. »Du kennst doch diesen Teil in der Bibel, wo Jesus Petrus sagt, dass er ihn dreimal verleugnen wird, bevor der Hahn kräht. Petrus sagt ›Zur Hölle, nein‹. Aber tatsächlich sagt er, als er von ein paar Leuten gefragt wird, ob er einer von Jesus' Jüngern ist, das wäre er nicht. Und nach dem dritten Mal hört er den Hahn krähen und ihm geht auf, was er getan hat. Im Moment fühle ich mich wie Petrus.«
Adam fing an zu lachen. Er drehte sich um, und ich schaute in diese leuchtend goldenen Augen, die mich zu durchschauen schienen, wie Wolfsaugen es immer tun. Und noch mehr, er hatte tatsächlich schon angefangen, sich zu verwandeln - sein Kinn war länger, seine Wangenknochen standen in einem etwas anderen Winkel. »Du vergleichst mich mit Jesus? So wie ich gerade bin?« Er zeigte mit einem Finger auf sein Gesicht. »Findest du nicht, das ist ein wenig blasphemisch?« Seine Stimme klang bitter.
»Ich bin ja auch nicht der heilige Petrus«, erklärte ich ihm. »Aber ich hatte Petrus' ›Was habe ich getan‹-Moment - nur, dass seiner kurz war und meiner ein wenig länger gedauert hat. Er begann, als ich Maia schreien hörte, während ich in der Werkstatt gearbeitet habe, und hat so ziemlich bis zu dem Moment angedauert, in dem du mit Bran telefoniert hast und Samuel ein wenig mehr Zeit erkauft hast. Seltsam, wie Entscheidungen, die zu einer bestimmten Zeit richtig erschienen...«
Ich schüttelte den Kopf. »Petrus dachte wahrscheinlich auch, dass es klug wäre, dem Kerl zu sagen, dass er nicht zu Jesus' Jüngern gehörte. Hielt ihn am Leben, wenn schon nichts anderes. Ich dachte, Samuel das Leben zu retten - nachdem er nicht wütet oder blind Leute tötet... bis jetzt - wäre eine gute Idee. Ich dachte, es wäre eine gute Idee, dir zu sagen, dass ich ein wenig Abstand brauche. Um mich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, dass andere Leute in meinem Kopf herumfuhrwerken, ohne dich zu verletzen, weil es mir panische Angst gemacht hat.«
»Was?«, fragte Adam ungläubig.
Ich senkte den Kopf und sagte: »Weil es mir panische Angst gemacht hat - panische Angst macht.«
Er schüttelte den Kopf. »Nicht das - sondern der Teil, in dem du mich nicht verletzen willst.«
»Du bist nicht gerne ein Werwolf«, sagte ich. »Oh, du kommst damit klar - aber du hasst es. Du denkst, es würde dich zu einem Freak machen. Ich wollte dich nicht wissen lassen, dass auch ich mit Teilen des Werwolf-Zeugs meine Probleme habe.« Ich schluckte schwer. »Okay, mehr Probleme als nur diese ganze ›Ich muss dein Leben kontrollieren, weil du mir gehörst‹-Sache, die die meisten Werwölfe haben, die ich kenne.«
Er starrte mich mit diesen gelben Augen an. Sein Mund hing ein Stück offen, weil Unterkiefer und Oberkiefer nicht mehr ganz zusammenpassten. Ich konnte sehen, dass seine Zähne schärfer und unregelmäßiger waren als normalerweise.
»Ich bin ein Freak, Mercy«, sagte er. Ich schnaubte nur.
»Genau, so ein Freak«, stimmte ich zu. »Deswegen sabbere ich dir auch seit Jahren hinterher, obwohl ich nach Samuel den Werwölfen für mein Leben abgeschworen hatte. Ich wusste, wenn ich dir erzähle, dass es mich beunruhigt, Teil des Rudels zu sein und all diese Verbindungen zu haben... würde es dich verletzen. Und du erträgst bereits alles, was ich...«Ich konnte das Wort »Vergewaltigung« einfach nicht aussprechen, also umschrieb ich es wie so oft. »... in Verbindung mit der Tim-Geschichte durchmache. Ich dachte, wenn ich ein wenig Zeit schinde, herausfinde, wie ich dein Rudel davon abhalten kann, mich in deine Exfrau zu verwandeln, und dabei noch Samuel ein wenig Zeit erkaufe...«
Adam lehnte sich an die Wand neben der Tür - die Wand, an der einmal mein Tresen angefangen hatte - und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Was ich versuche zu sagen«, erklärte ich, »ist, dass es mir leid tut. Es schien mir zu diesem Zeitpunkt eine gute Idee zu sein. Und, nein, ich habe das alles nicht arrangiert, um Abstand zwischen uns zu bringen.«
»Du hast versucht, dafür zu sorgen, dass ich nicht verletzt werde«, sagte er, immer noch in dieser seltsamen Tonlage.
»Ja.«
Er schüttelte langsam den Kopf - und mir fiel auf, dass er irgendwann im Laufe unserer
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