Mercy Thompson 05 - Zeichen des Silbers-korr-iO
schneite noch nicht, aber es war ein kalter, trostloser Tag, also hatten wir den Park bis auf ein paar entfernte Jogger und einen professionell aussehenden Fahrradfahrer für uns allein. Ich aß ein halbes Sandwich und trank eine Flasche Wasser.
Sam fraß den Rest.
»Also, Sam«, fragte ich, als wir beide fertig waren, »was willst du heute unternehmen?« Er schaute mich interessiert an, was mir nicht besonders weiterhalf.
»Wir könnten laufen gehen«, erklärte ich ihm, als ich unseren Müll in den Eimer neben dem Golf warf. Er schüttelte entschlossen den Kopf.
»Jagen ist keine gute Idee?«, fragte ich. »Ich dachte, es würde dir dabei helfen, dich zu entspannen.«
Er hob die Lefzen, um seine Reißzähne zu entblößen, dann schnappte er fünfmal in die Luft, jedes Schnappen schneller, wilder, als das davor. Als er aufhörte, war er völlig ruhig - nur konnte ich sehen, dass er schwerer atmete und in seinen Augen ein tiefer Hunger stand, obwohl er gerade fast drei Meter Sandwiches voller Fleisch gefressen hatte.
»Okay«, sagte ich nach einem kurzen Schweigen, das sicherstellen sollte, dass kein Zittern in meiner Stimme lag, »Jagen ist eine schlechte Idee. Ich hab's kapiert. Also etwas Friedliches.«
Ich öffnete die Beifahrertür, um ihn reinzulassen, und entdeckte das in ein Handtuch eingewickelte Bündel auf dem Rücksitz. »Willst du mir helfen, ein Buch zurückzugeben?«
Das Uptown war voller Samstags-Shopper, und ich musste ein gutes Stück vom Buchladen entfernt parken. Als ich die Tür für Sam öffnete, sprang er heraus, nur um dann zu erstarren. Nach einer Sekunde senkte er seine Nase auf den Boden - aber er fand offenbar nicht, wonach er suchte, weil er aufhörte zu schnuppern und stattdessen tief einatmete.
Meine Nase ist besser als die von normalen Menschen, aber in meiner Kojotenform rieche ich besser. Ich atmete ebenfalls tief durch, aber es waren einfach zu viele Leute, zu viele Autos, um herausfinden zu können, was Sam beunruhigt hatte.
Er schüttelte sich, warf mir einen Blick zu, den ich nicht deuten konnte, und sprang wieder in den Golf. Dann legte er sich auf den Beifahrersitz, streckte seinen Kopf über die Lücke und legte ihn auf den Fahrersitz.
»Ich nehme an, das bedeutet, dass du hierbleibst?«, fragte ich. Es konnte nichts Gefährliches sein, sonst würde er mich nicht allein gehen lassen - Sam mit dem Wolf im Vordergrund war schon immer beschützerischer gewesen als Samuel selbst.
Vielleicht waren ein oder auch mehrere Werwölfe in der Nähe. Für Samuel wäre es sinnvoll, ihnen aus dem Weg zu gehen. Ich atmete nochmal tief durch, konnte aber immer noch niemanden wittern, den ich kannte, aber solange ich nicht in meiner Kojotenform war, war Samuels Geruchssinn besser als meiner. Ich schob seinen Schwanz aus der Gefahrenzone und schloss die Tür. Dann öffnete ich die Hintertür, um mir das Buch zu holen - und dachte nochmal nach. Phins Nachbar war vom Feenvolk und ziemlich unheimlich gewesen, aber das hieß nicht, dass etwas nicht stimmte. Aber es könnte sein, und da Sam im Auto saß, wäre das Buch hier sicher. Wenn Phin im Buchladen war, würde ich einfach zurückkommen und es holen. Wenn stattdessen sein Nachbar oder irgendjemand anders da war, der nicht Phin war, würde ich nochmal nachdenken.
»Ich werde das Buch auf dem Rücksitz liegen lassen«, erklärte ich Sam. »Ich bin gleich zurück.«
In der kurzen Zeit, seitdem wir den Park verlassen hatten, war es kälter geworden, und der Wind hatte aufgefrischt. Meine dünne Jacke konnte die feuchten Kälte kaum abhalten. Ich starrte konzentriert auf den grauen Himmel - falls es heute Abend regnete, dann wäre das ein heftiger Eisregen. Montana hatte vielleicht steile, stürmische Straßen, die wirklich scheußlich waren, wenn sie mit Schnee und Eis bedeckt waren, aber das war nichts im Vergleich zu den Tri-Cities, wenn ein Eisregen die Straßen in polierte Eislaufbahnen verwandelt.
Ich trottete über den Parkplatz und vermied es haarscharf, von einem Subaru überfahren zu werden, der rückwärts ausparkte, ohne zu schauen. Ich achtete für den weiteren Weg sorgfältig auf andere Idioten und bemerkte erst, als ich auf den Gehweg trat und zum Fenster des Buchladens aufsah, dass eine grauhaarige Frau hinter der Ladentheke stand. Ich fühlte einen kurzen Stich der Erleichterung: Sie war nicht der unheimliche Nachbar. Ich streckte die Hand nach der Klinke aus und bemerkte, dass das Geschlossen-Schild immer noch
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