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Meridian - Flüsternde Seelen

Meridian - Flüsternde Seelen

Titel: Meridian - Flüsternde Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Kizer
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wichtiger als die Misshandlung selbst. »Natürlich dauert die Untersuchung ihre Zeit, selbst wenn du es beweisen kannst. Wann hast du denn Geburtstag?«
    Ein Kitzeln hinter dem Ohr sorgte dafür, dass ich über Ms. Asuras Kopf hinweg in die Zimmerecke schaute. Hoch oben auf einem Bücherschrank voller Glasvasen und Porzellanfigürchen saß Mini und schlug mit dem Schwanz. Sie fauchte Ms. Asuras Rücken an, doch die Sozialarbeiterin hörte sie nicht. Es war, als schüttele Mini den Kopf und riete mir zu schweigen. Ich brauchte wirklich mehr Schlaf.
    »Ich habe nicht von Misshandlungen gesprochen.« Das Zimmer drehte sich. Bodie würde mit dem Gürtel oder Schlimmerem verprügelt werden, weil er sich bei mir ausgeweint hatte. Auch ich würde der Strafe nicht entrinnen. Also ruderte ich zurück. »Es ist kein bestimmtes Ereignis, ich …«
    Sie seufzte ungeduldig. »Ich muss genau wissen, was los ist, wenn ich euch schützen soll, Juliet. Also musst du den Mut aufbringen, es mir zu sagen. Bodie ist ziemlich lebhaft. Bist du sicher, dass sie nicht einfach
liebevoll
streng mit ihm ist?«
    Ich nickte und griff die Anregung auf. »Sie hat ihm befohlen, die Toiletten zu putzen.«
    »Nun ja.« Ms. Asura steckte die Formulare wieder weg. »Juliet, dir ist doch bekannt, dass das Verhängen von Strafen Sache des Vormunds ist. Auch wenn wir nicht immer einer Ansicht sind, ist Toilettenputzen keine Misshandlung.«
    Das war es sehr wohl, wenn man dabei nichts zu essen bekam und gezwungen wurde, es mit einer Zahnbürste und seiner eigenen Spucke zu tun. Aber ich brachte kein Wort heraus.
    »Ist dir sonst noch etwas aufgefallen, Juliet? Bei meinem letzten Besuch hier hast du erwähnt, du hättest tote Ratten und viele Insekten gefunden. Ist das noch einmal passiert? Haben die Fallen gewirkt?«
    Ratten, Mäuse, Schmetterlinge und Motten wurden in die Ecken geweht wie Staubflocken. Die Tiere schienen an Orten wie der Küche, der Waschküche und dem Speicher zu sterben, wo ich mich häufig aufhielt. Auch die Insekten zogen sich offenbar zum Sterben ins Haus zurück.
    Nachdem die Heimleiterin von meiner Beschwerde bei Ms. Asura erfahren hatte, hatte ich eine Ratte kochen und sie den Kindern vorsetzen müssen. Inzwischen beseitigte Nicole die pelzigen oder geflügelten Leichen so rasch, wie sie auftauchten.
    Mini machte wieder mit einem Schlagen ihres Schwanzes auf sich aufmerksam.
    »Nein, das hat sich gebessert«, log ich. Erst letzte Woche haben wir einen Biber und einige streunende Katzen an der Hintertür gefunden.
    »Ausgezeichnet!« Ms. Asura klatschte in die Hände. »Siehst du, wenn du mir alles erzählst, kann ich dir helfen, etwas dagegen zu unternehmen. Wir sind ein gutes Team, Juliet. Ich möchte, dass du mir alles anvertraust. Ich bin auf deiner Seite.« Ihr Lächeln erreichte ihre Augen nicht ganz.
    Ich nickte und zwang meine Mundwinkel nach oben. Wahrscheinlich glaubte sie wirklich, dass sie uns half. Ich hoffte, dass Nicole sich irrte. »Ich weiß.« Ich schaute hinauf zum Bücherschrank.
    »Warum siehst du denn immer dorthin?« Ms. Asura drehte sich um und folgte meinem Blick.
    Ich hielt den Atem an, aber Mini war verschwunden.
    »Nur eine Fliege.« Schon wieder gelogen. Ich hasste Lügen.
    »Ist gesundheitlich alles in Ordnung? Wieder Kopfschmerzen? Schwindelanfälle? Bauchschmerzen oder Übelkeit?«
    »Nein, alles bestens.«
    »Wunderbar. Ich denke, du schlägst dich sehr wacker, Liebes. Du wirst da draußen in der Welt blendend zurechtkommen, und auf mehr können wir nicht hoffen. Aber du kannst mich jederzeit anrufen, wenn du mit mir reden möchtest, einverstanden? Jederzeit.«
    Das würde ich ganz sicher nicht tun. Ich hatte nämlich ihre Telefonnummer nicht. Ich hatte sie noch nie gehabt und würde die Heimleiterin darum bitten müssen.
    »Gut, dann sehen wir uns in wenigen Wochen. Könntest du George und Matilda reinschicken? Ich nehme sie und die Zwillinge heute mit und bringe sie zu reizenden Familien. Ach, bevor ich es vergesse. Kirian hat dir wieder eine Postkarte aus Venedig geschickt. Wo habe ich sie nur hingetan?« Sie kramte in den Fächern ihres Aktenkoffers und förderte schließlich eine zerknickte Postkarte zutage, die ein Boot und die Kanäle von Venedig zeigte.
    Ich nahm die Karte mit den Fingerspitzen, las sie aber nicht. Noch nicht. Ich wollte sie für später aufheben. Eigentlich hatte ich gedacht, dass Kirian mich mitnehmen würde. Damit, dass er mich zurückließ, hatte ich nicht

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