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Meridian - Flüsternde Seelen

Meridian - Flüsternde Seelen

Titel: Meridian - Flüsternde Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Kizer
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festzustellen. Er sprach über tote Tiere, die er aufschnitt, um sich ihre Eingeweide anzusehen. Wenn das, was er geschrieben hat, stimmt, hatte er eine Schraube locker. Aber er freute sich auf seinen Geburtstag. In seinem letzten Eintrag konnte er es kaum erwarten, ein Mann zu sein und an dem Ritual teilzunehmen.«
    »An was für einem Ritual?«
    »Keine Ahnung. Aber ich weiß, dass er am einundzwanzigsten Juni Geburtstag hatte. Nur dass ich sonst nirgendwo einen Hinweis auf ihn entdecken kann. Lediglich in diesem kleinen Buch.«
    Ein Schauder lief mir den Rücken hinunter.
    Tief in den Polstern eines Sessels läutete ein Telefon, und Rumi ging hin, um abzuheben, wobei er das Sofa verschob.
    Tens beugte sich zu mir herüber. »Wären Fenestrae nicht schwieriger aufzuspüren, wenn sie nicht alle am gleichen Tag Geburtstag hätten?«
    Ich ließ diesen Gedanken auf mich wirken. »Dann würde die Spur nicht zu allen anderen führen, falls die Aternocti eine von ihnen entdecken oder andere Mächte sie vernichten.«
    »Wenn er recht hat, ist Rumi mit einer Fenestra verwandt.«
    »Oder mit einem Aternoctus.« Stirnrunzelnd betrachtete Tens das kleine schwarze Buch.

[home]
    Kapitel 19
    W ir verließen Rumi mit der Bitte, weitere Texte zu übersetzen. Ich brauchte etwas zu essen, ein heißes Bad und ein bisschen Ruhe. Zwei dieser drei Dinge ließen sich vielleicht in die Tat umsetzen.
    Im Pick-up warf Tens mir einen Seitenblick zu. »Willst du in die Wanne?«
    Meine Schultern fühlten sich so verknotet an wie eine Makrameearbeit. Sie zu reiben schien den Zustand nur zu verschlimmern. »Vielleicht. Wahrscheinlich.«
    »Alles in Ordnung?« Tens stellte den Motor ab, aber wir blieben beide im Auto sitzen.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Etwas ausführlicher bitte.« Er zog die Lippen hoch und berührte mit den Fingern meine nackte Haut, wo der Nacken in die Schultern überging.
    Ich erschauderte, und der Anflug seines Lächelns sorgte dafür, dass ich näher an ihn heranrutschte. Ich schmiegte mich an seine Seite, und er legte den Arm um mich. »Ich werde den Gedanken nicht los, dass wir verstehen werden, was hier gespielt wird, wenn wir dieses Heim betreten«, sagte ich, nachdem ich seinen betörenden Duft geschnuppert hatte.
    »Hmmm …«
    »Wann werden wir endlich Gewissheit haben, anstatt immer nur Vermutungen anzustellen? Wann wird die Sache endlich unkomplizierter?«
    »Was genau meinst du?«
    »Das Sterben bringt noch immer meine Energie durcheinander, obwohl meine Tante gesagt hat, dass ich das irgendwann im Griff haben müsste.«
    »Sie sagte, dass dazu Zeit und Übung nötig sind. Es ist erst einen Monat her, Supergirl.«
    Nur einen Monat? In diesem Monat war genug für eine Lebenszeit geschehen. Ich hatte das Gefühl, dass ich in einer dunklen Kiste ohne Licht und Uhr lebte. Die Zeit hatte ihre Bedeutung verloren. »Und was die Fenestrae angeht … ich dachte, dass wir das Geburtsdatum von allen kennen. Und dass wir alle Mädchen sind. Und nun erfahre ich …«
    »Dass es vielleicht noch mehr gibt? Und dass auch Männer Fenestrae sein können?«
    »Richtig.« Ich richtete mich auf und sah ihn an. Señora Portalso fiel mir ein, die mit mir im Bus von Portland nach Revelation gefahren war. Sie hatte das Licht in mir gesehen und mich als Fenestra erkannt, bevor ich selbst etwas davon geahnt hatte. Dann hatte sie mir in den Höhlen geholfen, ohne etwas dafür zu verlangen. Was, wenn sie war wie Rumi? Jemand, der wusste, dass es zwischen dem Menschlichen und dem Göttlichen noch mehr Wesen gab wie uns? »Vielleicht existieren ja wirklich Menschen, die die Geheimnisse hüten, die Wahrheit kennen und uns helfen. So wie Rumi. Menschliche Versionen von Custos und Minerva. Schließlich hatten wir im Bus und in den Höhlen ja auch Unterstützung …«
    »Du meinst also, die Begegnung mit der Señora war kein Zufall?«
    »Wie viel von dieser Veranstaltung besteht eigentlich daraus, dass wir Marionetten für die da oben sind?« Ich wies mit dem Kopf in Richtung Himmel. »Und wie viel davon ist unser freier Wille?«
    »Ich …«
    Ich fiel ihm ins Wort. »Und wir beide … du in der Rolle des Wächters, und meine Abhängigkeit von dir macht es nicht gerade leichter.«
    »Was meinst du mit ›es‹?« Er schien ehrlich erstaunt.
    »Das da.« Ich deutete auf seinen Körper und auf meinen. Er hatte, eindeutig ohne meine Zustimmung, beschlossen, dass ich noch nicht zu mehr als zu Küssen bereit war. Meiner Ansicht nach

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