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Meridian - Flüsternde Seelen

Meridian - Flüsternde Seelen

Titel: Meridian - Flüsternde Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Kizer
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waren wir jedoch längst über dieses Stadium hinaus – wir hatten es nur noch nicht körperlich wahrgemacht. Vielleicht hatte er ja recht, vielleicht aber auch nicht.
    Er ahmte meine Gesten nach. »Ich kapiere es immer noch nicht.«
    Ich wusste, dass reife Menschen tatsächlich über Sex und ihre Bedürfnisse sprachen. Zumindest war ich davon ausgegangen. Doch als ich nun kurz davor stand, über Spiele im unbekleideten Zustand zu reden, hätte ich am liebsten die Hände vors Gesicht geschlagen, die Finger in die Ohren gesteckt und aus Leibeskräften gesummt. Gut, ich hatte ihn gebadet, als er krank war. Er hatte mir geholfen. Aber wach, im vollen Besitz unserer Kräfte und sexy – da hatten wir uns noch nicht herangewagt.
    Tens schien fest dazu entschlossen, keusch zu bleiben und meine Jungfräulichkeit nicht anzutasten, doch ich wusste, dass ich das ändern konnte, wenn ich nur wollte.
    Ich hatte noch keine Lust dazu. Ich hatte es nicht eilig. Oder? Denn es ärgerte mich wirklich schrecklich, dass Tens keinerlei Annäherungsversuche unternahm. Er war viel zu edelmütig, um mich zu bedrängen, selbst wenn er ständig mit einer Erektion herumgelaufen wäre, was nicht hieß, dass ich je eine bemerkt hätte. Doch meine Beziehungserfahrung passte in einen Fingerhut. Ich hatte keine Ahnung.
    Tens umfasste mein Gesicht mit den Händen und zwang mich, ihn anzusehen. »Bitte?«
    Ich rutschte unruhig herum. »Willst du nicht … äh … hast du nicht das Bedürfnis …« Ich hielt inne. Mein Herz raste. Was, wenn er nicht wollte? Was, wenn er nur das Gefühl hatte, mir verpflichtet zu sein, aber nicht auf mich stand?
    »Merry …«
    »Sex.« Ich stieß das Wort mühsam hervor.
    Er blinzelte und drückte unwillkürlich zu, ehe er mich losließ. »Du redest von Sex?«
    Ich pflückte Crackerkrümel aus den Nähten des Sitzpolsters.
    »Was ist damit, Merry?« Seine Stimme wurde dunkler.
    Mein Mund war ganz trocken, und meine Haut juckte. Ich konnte ihn nicht ansehen.
    »Supergirl? Fühlst du dich unter Druck gesetzt? Ich habe darauf geachtet …«
    »Nein, nein.« Ich schluckte und holte tief Luft. Vielleicht würde er mich auslachen, vielleicht mir auch zustimmen. Aber das war auch nicht schlimmer, als weiter in dem Glauben zu leben, dass er mich so attraktiv fand wie einen Baumstumpf. »Warum haben wir noch nicht miteinander geschlafen?«
    »Was?« Wenn die Autotür offen gewesen wäre, wäre er wahrscheinlich beim Fluchtversuch hinausgefallen.
    Custos bellte und sprang von der Ladefläche, dass der Pickup erbebte.
    Da ich mich inzwischen kühner fühlte, bohrte ich weiter. »Gefalle ich dir nicht?«
    »Ich traue meinen Ohren nicht …« Ein ungläubiger Ausdruck trat auf Tens’ Gesicht. Er rieb mit den Händen darüber und öffnete die Tür. »Lass uns reingehen.«
    Zielstrebig und beinahe roboterhaft marschierte er auf die Hütte zu.
    Ich zog den Zündschlüssel ab und folgte ihm um einiges langsamer.
    An der Tür klebte ein Zettel. Tens riss ihn ab.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »Ich will es jetzt nicht lesen.«
    Ich schloss die Tür auf und machte Licht. »Was steht drauf?«
    »Das ist mir jetzt egal.« Er würdigte den Zettel keines Blicks und sah stattdessen mich an. »Glaubst du wirklich, dass ich nicht will? Wirklich?«
    Ich holte vorsichtig Luft. »Nun …«, sagte ich dann.
    »O mein Gott, das soll wohl ein Scherz sein.«
    »Was?«
    »Merry, du hast ja keine Ahnung.«
    »Dann mach den Mund auf.« Allmählich reichte es mir.
    »Ich liebe dich.«
    »Das weiß ich. Ich habe auch nie das Gegenteil behauptet. Aber Custos liebst du auch, ohne mit ihr schlafen zu wollen. Wir küssen immer nur …«
    »Komm schon. Der Hund?« Ärgerlich schnürte er seine Stiefel auf. Seine Schultern bebten vor Zorn. »Du bist krank und schwach.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nicht mehr.«
    »Wirklich? Ich kriege es doch immer mit, wenn du umfällst. Ich bin derjenige, der dich dann auffängt und festhält.«
    »Und deshalb willst du nicht …«
    »Nein, so habe ich es nicht gemeint. Meridian, du bist noch Jungfrau.«
    Als ob ich das nicht selbst gewusst hätte. Das war ja, als wiese man einen Dicken auf sein Übergewicht hin. »Na und?«
    »Ich nicht«, stieß er hervor.
    »Was?« Mir war zwar klar, dass er älter als ich und außerdem ein Junge war, aber wahrscheinlich hatte ich es trotzdem angenommen. Offen gestanden hatte ich noch gar nicht richtig darüber nachgedacht. »Mit wem?«
    »Das wird jetzt nicht sehr

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