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Merkels Tochter. Sonderausgabe.

Merkels Tochter. Sonderausgabe.

Titel: Merkels Tochter. Sonderausgabe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Mutter das für ihn tun wollte, schrie er sie an:
«Lass den Quatsch, Marie! Ich bin in einer Stunde wieder hier. Ich hab nix getan, gar nix. Ich war doch gar nicht weg am Mittwoch, das weißt du. Sag ihnen, dass ich nicht weg war.»
Natürlich sagte Annemarie Ziriak das nicht. Sie setzte sich in die Küche und überlegte, ob sie die Anwältin anrufen müsste, die ihn vor drei Jahren vertreten hatte. Sie musste, das war ihr klar. Aber im Telefonbuch gab es keine Frau Doktor Greta Baresi mehr, und in der Kanzlei, in der sie damals gearbeitet hatte, war um die Zeit niemand, da wäre auch morgen keiner. Es war Wochenende.
So blieb Helmut Ziriak bis zum Montagmorgen ohne Rechtsbeistand und Schuhe. Im ersten Verhör, das noch in der Nacht durchgeführt wurde, bestritt er, am Mittwoch auch nur in der Nähe von Irenes Haus gewesen zu sein. Mit den Aussagen von Ulla Fendrich und dem Bauarbeiter sowie der Tatsache konfrontiert, dass etliche der im Haus sichergestellten Fingerabdrücke mit seinen identisch waren, erklärte er: «Ich war am Montag da, am Montag zuletzt. Weiß ich, wen die Trulla am Mittwoch gehört hat, mich jedenfalls nicht. Oder hat sie mich etwa gesehen?»
Gesehen hatte Ulla Fendrich ihn nicht. Der Bauarbeiter, dem er über den Weg gelaufen war, müsse ihn verwechseln. Auch nach einer Gegenüberstellung am Samstagvormittag, bei welcher der Bauarbeiter ihn zweifelsfrei als den Mann identifizierte, der mittwochs kurz nach zwei in pitschnasser und höchstwahrscheinlich blutverschmierter Kleidung aus dem Rosenweg gebogen war, blieb Ziriak bei seiner Behauptung.
Erst am Nachmittag räumte er unter zunehmendem Druck ein, am Rosenweg gewesen zu sein, aber nicht im Haus. Angeblich hatte er um halb zwölf geklingelt. Ihm wurde nicht geöffnet, und er nahm an, Irene sei nicht zu Hause. Aber er wusste, dass sie ihren Sohn immer um zwölf Uhr fütterte, und rechnete damit, dass sie bis dahin zurückkäme.
Eine halbe Stunde etwa lief er herum. Dann probierte er es nochmal. Diesmal klingelte er nicht, klopfte stattdessen und rief nach Irene. Er hörte Patrick weinen, war deshalb sicher, dass Irene zu Hause war. Aber sie machte nicht auf. Er vermutete, sie sei sauer auf ihn, weil er sich dienstags nicht wie verlangt in der Gärtnerei vorgestellt hatte. Deshalb rief er die Sätze, die Ulla Fendrich gehört hatte, allerdings erreichte er nichts mit seinem Betteln um Einlass. Danach lief er noch eine Weile in der Gegend herum, spielte an einer verlassenen Baustelle mit einem Wasserschlauch, weil es so heiß war. Aus dem Grund war er so nass gewesen. Ja, er habe ein rot gemustertes T-Shirt angehabt.
Er war zäh wie ein Büffel und ebenso stur. Nur half ihm das nicht. Sie konnten ihm beweisen, dass er am Mittwoch im Haus gewesen sein musste. Er hatte seine Fingerabdrücke auch im Bad und auf der Mordwaffe hinterlassen, einem Messer mit zwölf Zentimeter langer Klinge, das hinter der Küchentür gelegen hatte. Nach dem Gegenstand, mit dem Irene niedergeschlagen worden war, hatten die Polizisten bisher vergebens gesucht.
Wahrscheinlich ein Hammer, hundertprozentig fest stand das nicht. Sicher war nur, dass die Schlagwaffe zuvor nicht mit Sand, Beton oder sonst einer Bausubstanz in Berührung gekommen sein konnte, weil sich keinerlei derartige Partikel an der Leiche hatten nachweisen lassen. Ein neuer Hammer vermutlich oder einer, der vorher nur in einem Privathaushalt Verwendung gefunden hatte. Vielleicht hatte er zufällig in Irenes Küche gelegen, weil sie noch irgendwo einen Nagel hatte einschlagen und etwas aufhängen wollen.
Im Keller des Hauses gab es einen Werkzeugkasten mit allem, was man gelegentlich brauchte, wenn man nicht für jede Kleinigkeit einen Handwerker bemühen wollte. Es hatte auch ein Hammer in dem Kasten gelegen, dessen Aufschlagfläche jedoch zu klein war, um die Prellung an Irenes Kopf verursacht haben zu können. Ob es im Haushalt noch einen größeren Hammer gegeben hatte, wusste Gernot Brandes nicht. Er hatte sich nie für Werkzeug interessiert, konnte auch nicht sagen, ob das Messer aus seinem Haushalt stammte.

23. Kapitel
    Von all dem erfuhr Merkel am Sonntagnachmittag. Es war nicht sein üblicher Besuchstag bei Kurt und Agnes. Aber Kurt bestand darauf, dass er kam, und holte ihn unangemeldet mit dem Wagen ab, damit er sich nicht drückte. Während der Fahrt schilderte Kurt den Stand der Dinge. Er machte es so rücksichtsvoll wie eben möglich und klang zuversichtlich dabei. Merkel solle sich bei

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