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Merlin und der Zauberspiegel

Merlin und der Zauberspiegel

Titel: Merlin und der Zauberspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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Schrubbmatsch.«
    Ich runzelte die Stirn. »Schrubbmatsch?«
    Hallias helles Lachen hallte zwischen den schimmernden grünen Wänden. »Ich glaube, ich weiß, was er meint. Und ich habe die
     größte Lust dazu.«
    Ich schaute sie verwirrt an, aber sie grinste nur.
    Der Ballymag schlang alle sechs Arme um sich und schloss konzentriert die Augen. Er holte tief Luft, dann summte er eine hohe,
     beschwingte Melodie. Eine Melodie, die sich wie seine Schwänze hob, wellte und verflocht. Als das Lied an Klangvielfalt zunahm,
     verstärkte sich das Licht in der Kammer. Kräftiger und heller wurde es – aber ohne offenkundige Quelle.
    Woher konnte ein solches Licht kommen? Aus der Luft? Aus dem Lied? Blitzartig wurde es mir klar. Von den winzigen Haaren!
     Jedes von ihnen wurde mit jeder Sekunde strahlender, die Fruchtkappe schwoll vor Licht. Inzwischen strömten die zahllosen
     Härchen weiter in ständiger Bewegung. Und während die Wände stärker leuchteten, wurden sie auch plastischer. Auf jeder Seite
     funkelten und flossen, pulsierten und tanzten sie.
    Das war tatsächlich eine Kristallhöhle. Aber im großen Unterschied zu jener, von der ich manchmal träumte, dass ich sie fand
     – ja, sogar bewohnte   –, war sie von einer wunderbaren eigenen Magie erfüllt. Und sie war vollkommen verborgen, ein überraschendes Geheimnis des
     Moors. Ob es, fragte ich mich, noch andere gab?
    Der Ballymag öffnete die Augen. Sein Lied verklang langsam, das Echo umkreiste uns eine Zeit lang. Während er zusah, wie das
     Licht über unsere schlammverdreckten Gesichter spielte, stieß er ein Knurren aus, das keinerlei Befriedigung verriet. Trotzdem
     war mir, es hätte aber auch nur ein optische Täuschung sein können, als würden sich seine Schnurrbarthaare um eine Winzigkeit
     heben – vielleicht die Andeutung eines Lächelns.
    Dann machte er sich an die Arbeit. Er rutschte an eine Wand, entrollte alle seine Schwänze und spreizte sie wie lange, schlanke
     Finger. Steif streckte er sie bis dicht an die Wand, aber ohne sie zu berühren. Reglos hielt er sie so einen langen Augenblick.
     Er schien auf etwas zu warten wie ein schwebender Falke auf den leichtesten Windhauch in seinem Gefieder.
    Mit einem Mal bebte die äußerste Spitze eines seiner Schwänze. Langsam, ganz langsam wanderte die Bewegung über die gesamte
     Länge. Ein zweiter Schwanz bog sich plötzlich und zuckte in der Mitte. Auch die anderen wurden lebendig. Innerhalb weniger
     Sekunden vibrierten alle und schimmerten im tanzenden Licht der Kammer.
    Mit einem einzigen Schlag peitschte der Ballymag alle Schwänze in die Luft. Er ließ sie kreisen, immer schneller, bis sie
     nur noch ein verschwommener Wirbel waren. In der Mitte bildete sich eine leuchtende grüne Schale, größer als der Ballymag.
     Je schneller sich die Schwänze drehten, umso fester wirkte die Schale.
    Im nächsten Moment zog der Ballymag seine Schwänze zurück. Gerade als die leuchtende Schale auf den weichen Boden fiel, rollte
     er sich gewandt zur Seite. Hallia und ich beugten uns über den Rand und schnappten beide nachLuft. Denn die tiefe Schale enthielt eine strahlende, grüne Flüssigkeit, genauso blendend hell wie die Wände.
    »Flüssiges Licht«, flüsterte ich verwundert. »Eine Schale voll flüssigem Licht.«
    Der Ballymag sah mich finster an. »Wasanders sonst für ein Schrubbmatsch?« Er seufzte schwer. »Oh, Schmerzweh . . . Es ist
     mein immerdauerndes Fluchschicksal, so dummdoofe Gasteindringlinge zu haben.«
    Damit bog er den Rücken und warf sich in die Luft. Er landete mit einem Platsch in der Schale. Ohne uns zu beachten bespritzte
     und schrubbte er sich und summte dabei vor sich hin. Endlich hob er den Kopf, brummte und zog sich über den Rand. Strahlend
     sauber wälzte er sich am Boden.
    Dann kam Hallia an die Reihe. Ich wandte mich ab, damit sie sich ungestört entkleiden und baden konnte. Und ich drehte dem
     Ballymag den Kopf herum, damit er ebenso diskret war. Mehrere vergnügte Minuten lang plantschte Hallia herum. Als sie schließlich
     wieder auftauchte, wusch sie noch ihr purpurfarbenes Gewand und das gesprenkelte Band, das sie ums Handgelenk trug. Und als
     sie wieder vor uns stand, strahlte sie nur noch.
    Trotzdem zögerte ich, bevor ich in die Schale stieg. Unsicher, was ich zu erwarten hätte, zog ich vorsichtig einen Stiefel
     aus und tauchte die Zehen in die grüne Flüssigkeit. Mein Schatten, noch unschlüssiger, trödelte am Schalenrand. Plötzlich
    

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