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Merlin und der Zauberspiegel

Merlin und der Zauberspiegel

Titel: Merlin und der Zauberspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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erstickte mich.
    In der zunehmenden Verdunkelung meiner Sinne rief ich Hallia zu, auch wenn sie mich nicht hören konnte:
Ich wollte, du wärst nicht mitgekommen. Es tut mir Leid – so unendlich Leid.
Und den Mächten des Alls, Dagda selbst:
Bitte, vergiss mich, wenn du musst. Aber rette sie. Rette sie.
    Ein Ruck, ein saugendes Geräusch – dann Stille. Ich stürzte tiefer und fiel in etwas. Obwohl in meinem Kopf immer noch alles
     kreiste, war mein Körper anscheinend irgendwo gelandet. Zweifellos am Fuß eines Schmutzberges. Jede Bewegung war zu viel.
     Mein Arm lag verdreht unter mir, zerquetschte mir die Hand, aber mir fehlte die Kraft, ihn wegzuziehen. Ich lag still, so
     still wie jemand, der tot und begraben ist. Unter Schlamm begraben.
    Atmen. Ich musste atmen. Ich öffnete den Mund mehr aus Gewohnheit als in der Hoffnung, Luft zu bekommen. Ich wusste, dass
     ich nur wieder Schlamm schmecken würde, zum allerletzten Mal. Und so ließ ich mich füllen mit . . . Luft! Ich spuckte ein
     bisschen Schlamm aus, zwangmich zu atmen, hustete und atmete wieder. Langsam, langsam kam meine Kraft zurück.
    Im Dunkeln rollte ich herum und befreite meinen Arm. Vorsichtig tastete ich mit den Fingern herum. Ich lag auf der Seite,
     unter mir war etwas Weiches. Und Elastisches – es federte unter meiner Berührung. Wenn ich mit der Hand dagegen presste, presste
     es zurück. Und wenn ich die Nase hineindrückte und die kräftigen Düfte einatmete, roch es nass und üppig und lebendig.
    Mit meinem zweiten Gesicht folgte ich den fließenden, kurvigen Schrägen, die mich umgaben. Das hier könnte eine Höhle sein,
     eine Kristallgrotte irgendeiner Art. Doch die Wände dieser Höhle waren so feucht, so biegsam, dass ich ahnte, ihre Kristalle
     würden anders sein als alle, die ich je gesehen hatte. Ich betrachtete sie näher und bemerkte die dünnen, zarten Haare – jedes
     mit einer pflaumenförmigen Frucht an der Spitze   –, die die ganze Oberfläche bedeckten. Hunderttausende von ihnen überzogen die Wände, umgaben mich, stützten mich.
    Jäh erkannte ich, dass sich die Haare bewegten. Sie tanzten langsam, schaukelnd und schwingend zu ihrer eigenen geheimen Musik.
     Ich hatte das Gefühl, in einem Fluss zu sein, über den viele kleinere Flüsse flossen – jeder mit kleinen Wellen, jeder bemerkenswert.
     Und mit ihrer Bewegung kam Wärme. Eine tiefe, besänftigende Wärme, die ohne Licht strahlte, während sie die Dunkelheit begrüßte.
    Ich war wieder bei Kräften und stützte mich auf die Ellbogen. Plötzlich erschütterte ein mächtiges Beben die Höhle. Der Boden,
     der mich trug, wölbte sich auf, neigte sich und ich rutschte hinunter.
    Ich fiel durch ein Labyrinth dunkler Gänge, glitt durch zahllose Kehren, rollte über glatte Flächen und rutschte durch gewundene
     Kanäle. Die glitschigen Härchen, die jede Oberfläche überzogen, machten ein Anhalten unmöglich. Und mit meinem Tempo steigerte
     sich meine Furcht. Ich prallte sanft von diesen Wänden ab, so sacht wie ein Kiesel einen Mooshügel hinunterrollt, aber was
     lag am Ende? Ich breitete Arme und Beine aus und versuchte mich so zu bremsen. Doch meine Geschwindigkeit nahm zu.
    Plötzlich sauste ich durch eine Öffnung. Und in mildes, wechselndes Licht. Ich landete auf einem weichen federnden Kissen,
     mit weiteren fruchttragenden Haaren bedeckt, und wurde fast bis zur Decke einer hohen Kammer geschleudert. Als ich zurückfiel,
     schnellte ich wieder und wieder hoch, erst allmählich kam ich zur Ruhe. Und endlich schaffte ich es, mich aufzusetzen.
    Nur eine Armlänge entfernt schauten runde Augen mich an. Das Gesicht lag halb im Schatten und halb in dem zitternden grünen
     Licht, das durch den Raum wogte. Aber dieser Schnurrbart war unverwechselbar. Der Ballymag! Und hinter ihm sah ich ein anderes
     Gesicht – eins, mit dem ich mir kein Wiedersehen mehr erhofft hatte.
    »Hallia! Du bist in Sicherheit.«
    »Ja«, sagte sie erleichtert. »Genau wie du.«
    Der Ballymag schnaubte. »Typisch Menschmonster. Keineinziges winzigkleines Dankeschönwort.«
    Mit Mühe wandte ich den Blick von Hallia. »Äh, danke, natürlich. Wenn du diesen Ort nicht gekannt hättest . . .« Ich strich
     über den feuchten Teppich unter uns. »Wo sind wir überhaupt?«
    »Fragenfrag, Fragenfrag«, knurrte der Ballymag und tätschelte den gepolsterten Boden mit zwei seiner entrollten Schwänze.
     »Vielleichtkannsein antwortrede ich irgendwann. Aber nunjetzt Zeitmoment für

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