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Merlin und der Zauberspiegel

Merlin und der Zauberspiegel

Titel: Merlin und der Zauberspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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noch deine Träume, weißt du. Deine Vision der Zukunft. Du kannst sie verändern,
     wenn du willst.«
    »Ich will es nicht! Verstehst du das nicht? Aber die Zukunft ist es, die sich verändern kann. Wenn ich in die Zukunft sehe,
     ist es seit Jahren ein Zauberer, der zu mir zurückschaut – und, ja, ein großer Zauberer. Das ist es, was ich sehe. Oder jedenfalls,
     was ich sehen
will
.« Ich kaute einen Augenblick an meiner Lippe. »Aber . . . wenn sich das nicht bewahrheitet? Vielleicht war es von Anfang
     an nur eine trügerische Vision.«
    »Vielleicht«, antwortete sie. »Und vielleicht nicht.«
    Seufzend sagte ich: »Wir sollten jetzt gehen.«
    Sie band ihren Zopf zusammen und nickte zustimmend.
    Plötzlich sprang der Ballymag Hallia auf den Schoß. Mit weit aufgerissenen Augen ächzte er: »Neinohweh, bitte! Zwingt armkleines
     Ich nicht zum Mitriskierkommen. Oh neinohweh.«
    »Aber nein.« Sie streichelte seinen runden Rücken. Sanft schlang sie die Finger um einen seiner Schwänze. »Du hast schon genug
     für uns getan. Und du hast uns ein Geschenk gemacht, das wir nicht vergessen werden.«
    Der Ballymag rückte näher an sie heran und stieß ein hohes Quietschen aus, das in der leuchtenden Kammer widerhallte. »Nun
     . . . ehrlichwahr habt ihr viel Gutschönes getan, um mein Zartleben zu helfretten.« Dann schlug er mit einem Blick auf mich
     zwei Klauen aneinander. »Obwohlzwar ihr armkleines Mich danndanach fast gemordtötet habt.«
    »Ich bitte um Entschuldigung.« Ich streckte die Hand aus. »Wenn wir uns jetzt trennen müssen, dann lass es uns als Freunde
     tun.«
    Der Ballymag beobachtete mich misstrauisch. Plötzlich schlug er mit einer raschen Bewegung so heftig seinen Schwanz über meine
     Wange, dass ich gegen die Wand fiel. Bevor ich mein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, sprang er von Hallias Schoß und verschwand
     durch einen dünnen Spalt im Boden. Ein paar Sekunden lang hörten wir, wie sein Körper durch feuchte Tunnel glitt. Dann – nichts.
    Hallia strich mir über die Wange, ihre Augen lachten. »Etwas sagt mir, dass er sich normalerweise nicht so verabschiedet.«
    Ich runzelte die Stirn. »Höchstens von seinen besten Freunden.«
    Einen Moment lang betrachteten wir die von Grüntönen überrieselten leuchtenden Oberflächen um uns herum. Wann würden wir je
     wieder etwas so Üppiges, so Lebendiges sehen – so nah an einem Ort, der nach Todund Verfall roch? Dann wandten wir uns gleichzeitig dem großen Gang zu, der sich an einer Seite der Kammer öffnete. An dem
     Lichtschein sah ich, dass er aufwärts führte. »Ich glaube, das ist unser Weg. Bist du so weit?«
    »Nein«, antwortete sie leise. »Aber ich komme trotzdem.«
    Gemeinsam betraten wir den Gang. Bald rückten die Wände näher zusammen und die Decke senkte sich, so dass wir uns ducken mussten.
     Und nach kurzer Zeit kriechen. Allmählich verblasste das grüne Leuchten der Wände, von den Fühlern der Dunkelheit bezwungen,
     die immer näher drangen. Die Luft stank nach Fäulnis.
    Einmal zögerte Hallia und wischte sich mit dem Ärmel die tränenden Augen. Ich wollte etwas sagen, aber ihr strenger Blick
     hielt mich zurück. Im nächsten Moment krochen wir wieder weiter hinauf zur Düsternis. Plötzlich schlugen wir beide mit dem
     Kopf gegen etwas Hartes, aber Elastisches, dessen schleimige Oberfläche bei der Berührung nachgab wie abgelöste Baumrinde.
     Es war eine Torfplatte. Ich stemmte mich gegen die Gangwand und wollte das glitschige Hindernis zur Seite schieben.
    Hallia, die neben mir kauerte, drückte mir die Hand. »Warte. Nur noch einen Moment. Bevor wir dort hinausgehen.«
    Leise fluchte ich: »Beim Atem Dagdas, am liebsten würde ich diesen Ort überhaupt nicht verlassen.«
    »Ich weiß. Dort unten in der Tiefe ist es so sicher und still und – vollkommen. So habe ich mich nicht gefühlt seit . . .
     vor langer Zeit, als wir zusammen an jenem Strand saßen, an der Küste der Ahnen meines Clans. Weißt du noch?«
    Ich holte langsam, nachdenklich Atem. »Die Küste, wo die Fäden des Nebels verwoben wurden.«
    »Vom Größten der Geister«, flüsterte sie. »Mein Vater pflegte zu sagen, dass Dagda als Nadel den Schweif eines Kometen benutzte.
     Und sein Gewebe wurde ein lebendiger, endloser Teppich – der alle Worte enthielt, die je gesprochen, alle Geschichten, die
     je erzählt worden waren. Jeder Faden leuchtete und enthielt reich gemustert etwas von den Worten und noch etwas anderes. Etwas
     jenseits

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