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Merlin und der Zauberspiegel

Merlin und der Zauberspiegel

Titel: Merlin und der Zauberspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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empfand ich ein köstliches Gefühl, als ob warmer Regen in meinen Fuß fallen würde. Während ich Tunika und Hosen auszog und
     ganz hineinstieg, seufzte ich unwillkürlich vor Vergnügen. Erst jetzt folgte mir endlich mein Schatten und rutschte in die
     Schale. Inzwischenprickelte mein ganzer Körper. Nicht nur die Haut, sondern jede Zelle darunter. Meine Knochen fühlten sich stärker an, meine
     Muskeln reaktionsschneller, meine Adern reiner. Und je länger ich badete, umso tiefer wurde ich gereinigt. Es dauerte nicht
     lange, da fühlte sich jedes Atom von mir erneuert. Geschrubbt wie nie zuvor.
    Schließlich tauchte ich wieder auf und spülte rasch meine Kleider. Und auch meinen Stock, meinen Lederbeutel und – obwohl
     es mich schmerzte, sie leer zu sehen – die Schwertscheide, mit purpurfarbenen Edelsteinen besetzt. Ich wunderte mich, wieso
     trotz all dem stinkenden Schlamm, den wir abgewaschen hatten, die Flüssigkeit in der Schale so klar wie zuvor leuchtete.
    Ich zog mich an und verneigte mich leicht vor dem Ballymag. »Welchen Zauber du auch benutzt haben magst, um diese Schale und
     uns mit flüssigem Licht zu füllen, er war tatsächlich wunderbar. Wenn ich dir zuvor nicht richtig gedankt habe, so tu ich
     es jetzt.«
    Alle seine Schwänze rollten und entrollten sich gemeinsam.
    »Lobschmeichle nicht, Menschmonster.«
    »Es ist wahr.« Hallia lehnte sich mit dem Rücken an die weiche, glitzernde Wand. »Du verfügst über mächtige Magie, genau wie
     dieser Ort. Ich habe nie so etwas gesehen und nie davon gehört. Kaum zu glauben, dass er direkt unter diesem Sumpf liegt!
     Er ist wirklich das Gegenteil des Schreckens oben und hängt trotzdem damit zusammen.«
    Ich fuhr mit der Hand über die fließenden Linien des Bodens. »Es ist so üppig, so grün, so angenehm hier. Wiein einem Garten. Nein, nein, das ist es nicht. Mehr wie . . . in einem Schoß.«
    Hallias Augen tanzten im Licht. »Ja. Als wäre man in einem Mutterschoß.«
    Ich rückte näher zu ihr. »Selbst das beschreibt es nicht ganz. Vielleicht gehört es zu den Dingen, die man einfach nicht mit
     einem Wort benennen kann.«
    »Falschdumm«, knurrte der Ballymag. »Es gibt ein richtigwahres, perfektgenaues Wort.«
    Ärgerlich sah ich ihn an. »Na schön. Wenn es ein Wort gibt, wie lautet es?«
    Der Ballymag hob leicht die Schnurrbarthaare. »Kuschelschön.«

TEIL ZWEI
    XI
EIN PFAD, IM HERZEN VERZEICHNET
    Z um Schlafen kuschelten wir uns an die weichen Wände im unterirdischen Heim des Ballymags. Als ich schließlich viele Stunden
     später aufwachte, quälte mich der Hunger. Und die empfindliche Stelle zwischen meinen Schulterblättern war schmerzhaft steif.
     Ich streckte die Arme und Hallia, die schon wach war und neben dem Ballymag saß, reichte mir eine dicke braune Rolle. Es war
     ein Blatt, mit einer teigigen Masse gefüllt, die wie eine Mischung aus Honig, Nüssen – und Schlamm roch.
    Weil ich so hungrig war, biss ich mehrmals rasch hinein. Der Ballymag rollte und entrollte rhythmisch seine Schwänze und schaute
     mir erwartungsvoll zu.
    »Es ist sehr – sättigend.« Ich wollte unseren Gastgeber nicht kränken.
    »Bittegern«, antwortete er und zwirbelte stolz seinen Schnurrbart. »Diese Delikatessköstlichkeit kommt aus dem Winterlager,
     nennt sich Schlingglück.«
    »Schlingglück.« Es fiel mir schwer, meinen Bissen zu schlucken.
    »Und hier ist Trinktrank.« Mit drei Klauen hob der Ballymag eine hölzerne Trinkschale. Er stellte sie auf seinen dicken Wanst,
     der wie ein Bord vorstand. »Macht Kauschluck leichtrutschiger.«
    »Mmmpf«, antwortete ich und versuchte immer noch den ersten Gang zu schlucken.
    Hallia nippte an ihrer eigenen Holzschale. »Es schmeckt wie Gewürzsuppe, nur ist es kalt. Versuch es.«
    Ich nahm die Schale und schaute vorsichtig hinein. Auf der Oberfläche der klaren Brühe sah ich mein eigenes gekräuseltes Spiegelbild.
     Mein Gesicht, selbst meine Haare hatten die grünen Töne der Wände ringsum angenommen. Dann hob ich die Schale an die Lippen
     und trank. Intensiver Nelken-, vielleicht auch Anisgeschmack überraschte meine Zunge. Dann das Aroma von Ringelblumen, der
     niedrigen Sorte, die auf feuchter Erde wächst; ein starker Pilzgeschmack und zarte Andeutungen von Kalmus und Ingwer. Ich
     setzte die Schüssel ab und sah den Ballymag beifällig an.
    »Hast du die Zutaten selbst gesammelt? Dort oben im Sumpf?«
    Ganz plötzlich sah er wieder so ängstlich aus wie früher. Seine grün

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