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Merlin und der Zauberspiegel

Merlin und der Zauberspiegel

Titel: Merlin und der Zauberspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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weiß ich nicht so genau.«
    Hallia und ich wechselten besorgte Blicke.
    »Was hat dein Meister dir geraten zu tun«, fragte ich, »wenn du zurückkehren willst?«
    Ector atmete tief ein. »Ich soll ihn nur rufen. Er hat geschworen mich nach Hause zu bringen.«
    In meinem Kopf hämmerte es. »Er glaubt, dass du ihm den Schlüssel bringst. Braucht er ihn irgendwie, damit er dich dort drinnen
     findet?«
    »Ich, nun . . . ich weiß es nicht.«
    Ein Schmerz schoss mir durch die Körpermitte. Ich schrie auf und brach auf dem schlammigen Boden in die Knie. Obwohl der Schmerz
     rasch nachließ, ließ er mich zitternd und noch schwächer zurück.
    Hallia kniete sich neben mich und legte mir die Hand auf die Stirn. »Du fühlst dich so heiß an! Oh, junger Falke, das ist
     töricht. In –
das
hineinzugehen. Es gleicht weniger einem Spiegel als einem schrecklichen, wütenden Sturm! Und welche Chance hast du, lebend
     herauszukommen? Es muss einen besseren Weg geben.«
    Ich spürte wieder den Druck in meiner Brust und hustete. »Nein, es gibt keinen.«
    Sie zuckte zusammen. »Dann soll es so sein. Aber ich komme mit dir.«
    »Das würde ich an deiner Stelle nicht.«
    Als wir die dünne pfeifende Stimme hörten, erstarrten wir. Sie kam von irgendwo aus der Nähe. Wir schauten uns um, sahen aber
     nichts als den steinernen Torbogen und den wabernden Spiegel darin.
    »Wer bist du?«, rief Ector.
    Auf Hallias Arm und meinen Stock gestützt kam ich auf die Füße. »Ja. Zeige dich.«
    »Ich zeige mich nur, wenn ich will«, pfiff die Stimme.
    Plötzlich hob sich eine katzenähnliche Pfote aus dem Moos über dem Tor. Sie wand und dehnte sich zu ihrer ganzen Länge. Während
     sie die Krallen bog und damit durch die Luft fuhr, schoss eine zweite Pfote heraus. Dann eine dritte. Vierte. Ein paar Sekunden
     lang streckten sich die Pfoten träge. »
Ähämmm «
, sagte die Stimme. »Ihr habt Glück, dass jetzt einer dieser Momente ist.«
    Ich horchte auf den halb zischenden, halb schnurrenden Ton, in dem die Worte gesprochen wurden, und war mir nicht so sicher.
    »Und es ist mir wirklich gleichgültig, was du denkst«, sagte das Geschöpf, als hätte es meine Gedanken gehört. »Und du, Hirschfrau,
     solltest dich was schämen.«
    Die Farbe wich aus Hallias Gesicht.
    »Zu glauben, ich könnte eine verkleidete Hexe sein! Eine, die nach Rosenblüten riecht, auch das noch. Puhhh. Eine durch und
     durch widerliche Vorstellung.«
    Plötzlich zogen sich die Pfoten zurück. Ein Paar Ohren mit silbernen Spitzen streckten sich aus dem Moosdickicht. Das übrige
     Gesicht folgte langsam. Es war ein Katergesicht, braun mit silbernen Tupfen, aber – die Augen fehlten. Geschmeidig stand das
     Geschöpf auf. Esrollte die Schultern, dehnte die Muskeln, dann setzte es sich an den Rand des Querstücks. Als wären wir gar nicht da, fing
     es an sich die Vorderpfoten zu lecken.
    Schließlich sprach der augenlose Kater wieder. »Es ist nicht wichtig, versteht ihr. Ihr müsst nur wissen, dass ich . . . nun,
     ein Freund des Spiegels bin.«
    Ector machte schon den Mund auf, da fuhr der Kater fort: »Ihr glaubt mir nicht?« Die Stimme pfiff gellender als zuvor. »Das
     ist mir wirklich gleichgültig.« Die Pfoten strichen über den Stein, die Krallen kratzten. »Aber ihr könnt euch genauso gut
     fragen, warum ich so viel über den Spiegel und die Nebel darin weiß, wenn ich nicht vertraut damit bin.«
    Obwohl mir schwindelte, trat ich ein paar Schritte näher. »Was weißt du?«
    Der Kater machte einen Buckel und streckte sich. Auch wenn er keine Augen hatte, schien er mich direkt anzuschauen. In mich
hineinzuschauen
. Nach einer Weile erschlaffte der Buckel.
    »Mehr, als mir lieb ist«, antwortete er schließlich. »Aber so viel will ich dir erzählen. Diese Nebel sind voller – ähämmm
     – Pfade, wo du vielen Stimmen, vielen Schatten begegnen wirst. Und keinen kümmerlichen Schatten wie diesem schmächtigen, der
     sich an deine Stiefel klammert, oh nein. Ich spreche von weit riesigeren, wesentlich entsetzlicheren Schatten.«
    Hier reckte mein Schatten die Arme und schlug auf die Erde unter meinen Füßen ein. Obwohl nichts geschah – kein einziges Schlammbröckchen
     traf das Geschöpf auf dem Tor – gab es keinen Zweifel über die Absicht des Schattens. Einen Augenblick lang tat er mir fast
     Leid.
    Der Kater jedoch übersah den versuchten Angriff und leckte sich ruhig die Vorderpfoten. »Alle diese Pfade«, fuhr er gelassen
     fort, »sind schon für

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