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Merlin und der Zauberspiegel

Merlin und der Zauberspiegel

Titel: Merlin und der Zauberspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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sagten, du seist zum Zauberer bestimmt.«
    »Er ist ein Heiler«, fuhr meine Mutter ihn an. »Und ein großer.«
    »Zauberer, Heiler, einerlei«, donnerte mein Vater. Er neigte den Kopf und ließ das goldene Diadem auf seiner Stirn sehen.
     »Du bist keiner von denen! Höre mich, Sohn von Stangmar! Du bist nur zu einem bestimmt – dem Gleichen wie dein Vater.«
    Ich sank in mich zusammen und fragte: »Und wozu?«
    »Zu versagen.« Seine Worte hallten in den Wolken rundum wider. Obwohl sein Gesicht grimmig blieb, zeigte es einen Augenblick
     lang tiefe Sorge und noch tiefere Reue. »Du bist von schlechter Herkunft, mein Sohn. Nichts, was du je tun kannst, wird daran
     etwas ändern.Alle deine Träume, alle deine Ziele sind so unmöglich zu erreichen wie der Nebel.«
    Einen langen Moment schaute ich zu ihm auf. Mein Körper kam mir schwerer vor, sowohl vom Gewicht meiner Müdigkeit wie vom
     Gewicht seiner Worte. Meine Finger rutschten tiefer an dem Holzstab, der mich stützte.
    »Komm hier entlang«, sagte er. »Ich werde dich lehren, was ich kann, damit du wenigstens vorbereitet bist. Denn wenn es tatsächlich
     dein Los ist zu versagen, solltest du wissen . . .«
    »Was einen Zauberer ausmacht«, ergänzte eine andere Stimme, diesmal hinter mir. Ich drehte mich um, obwohl der Nebel sich
     um meine Beine wand und so fest zudrückte wie die Schlangen des Moors. Ich sah mich meinem Mentor Cairpré gegenüber.
    »Du bist ein Zauberer, mein Junge.« Nebel umwogten ihn und kreisten um seine struppige graue Mähne. »Von jenem ersten Tag
     an, als du in meine Stube kamst – ja, sogar damals   –, konnte ich deine wachsende Stärke spüren.«
    »Jetzt bin ich schwach«, entgegnete ich schwer atmend. »Fast zu schwach zum Stehen.«
    »Dann komm zu mir«, riet der Barde. »
Ich seh ein Licht, das Kraft verspricht.
Habe ich dich in der Vergangenheit nicht immer gut geführt? Und ich sehe einen Zauberer, einen großen Magier in dir.«
    »Selbst jetzt?«
    »Selbst jetzt, mein Junge. Deine Magie hat gerade erst zu blühen begonnen.«
    »Tu es nicht«, flehte der Junge mit dem Narbengesicht. »Es wird nur zu weiterem Leiden führen.«
    »Das du heilen kannst«, versprach meine Mutter. »Komm jetzt nach Hause, heile zuerst dich selbst. Dann kannst du zurückkommen
     und anderen helfen.«
    Die Nebelschwaden machten es mir fast unmöglich, die Beine zu heben, doch zögernd, mit großer Anstrengung, ging ich einen
     Schritt auf sie zu. Ich konnte sehen, dass der Nebel ständig höher stieg und nach meiner Mitte griff, doch ich hatte nicht
     mehr genug Kraft, ihn wegzureißen. Alles, was ich fertig brachte, war ein weiterer Schritt.
    »Du wirst versagen«, rief mein Vater.
    »Das wird er nicht«, widersprach Cairpré. »Er ist vor allem . . .«
    »Junger Falke!« Eine neue Stimme mischte sich ein, die mir mehr Mut machte als alle anderen.
    »Hallia«, flüsterte ich und wandte mich ihren warmen braunen Augen zu. »Hilf mir zu wissen . . . was ich tun soll.«
    »Komm zu mir, junger Falke«, flehte sie und streckte die Arme nach mir aus. »Für mich brauchst du kein Zauberer zu sein, kein
     Heiler, auch sonst nichts. Nur mein Gefährte. Jetzt komm zurück zu mir und alles wird gut.«
    »Aber . . . nein«, sagte ich rau. »Du hast selbst gesehen . . . die Blutschlinge.«
    »Komm zu mir«, drängte sie. »An meine Seite. Bald werden wir mit den Hufen ausschlagen und wieder zusammen laufen.«
    Mir drehte sich der Kopf, während der Nebel höher an mir heraufstieg. Dabei zog er an mir und drückte mich nieder. Schwach
     hörte ich eine andere Stimme durch den dichter werdenden Dunst rufen. Obwohl sie so fernklang, wirkte diese Stimme frisch wie eine Waldbrise. Ich kannte sie gut. Rhia!
    »Du verfügst über große Magie, Merlin«, warnte sie, »aber du bist in Gefahr sie zu verlieren.« Ihre Hand mit dem Armband aus
     gewobenen Ranken winkte mir lebhaft. »Deine Magie – deine Kraft – ist immer aus den Wiesen, den Bäumen, den singenden Bächen
     geströmt. Komm zurück zum Land, Merlin, bevor es zu spät ist. Lass diesen Nebel hinter dir. Komm jetzt mit mir!«
    Sie hatte Recht – ja, ich spürte es. Ich raffte mich auf ihr zu folgen, da gebot mir eine strenge tiefe Stimme Einhalt.
    »Nein, nein, ein Zauberer rennt nicht.«
    Es war die Stimme meines Großvaters Tuatha. Auch wenn ich nicht stark genug war mich ihm zuzuwenden, so brauchte ich doch
     sein Gesicht nicht zu sehen, um die Kraft seiner Anwesenheit zu spüren.
    »Ich bin

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