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Merlin und die Feuerproben

Merlin und die Feuerproben

Titel: Merlin und die Feuerproben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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verzehren.«
    »Bevor Valdearg dich verzehrt?«
    Ich überhörte die Frage und pflückte eine Hand voll der gelben sternförmigen Blüten, die das Gras sprenkelten. Während Rhia
     finster zuschaute, rollte ich sie zu einer festen Masse, die einen scharfen, würzigen Geruch verströmte. »Ich weiß noch, wie
     du mir zum ersten Mal gezeigt hast, wie man sie isst. Du nanntest sie
Wanderers Kraftnahrung

    »Jetzt nenne ich sie meines Bruders Henkersmahlzeit.«
    Ich riss die Masse entzwei und reichte ihr die eine Hälfte. »Niemand von uns wird noch viele Mahlzeiten zu sich nehmen, wenn
     Valdearg nicht aufgehalten wird.«
    Sie nickte, das goldene Licht spiegelte sich in ihren Locken. »Stimmt.« Sie biss in die Sternblumen, kaute nachdenklich und
     schluckte. »Deshalb komme ich mit dir.«
    »Das kommt nicht in Frage!«
    »Du wirst Hilfe brauchen.« Sie sah mich durchdringend an. »Urnalda will, dass du allein kommst, aber das ist mir egal! Ich
     habe schon zuvor dafür gesorgt, dass du mit heiler Haut davongekommen bist.«
    Ich drehte meinen Stock zwischen den Fingern. »Das stimmt. Aber diesmal reden wir von Feuerflügel. Er könnte jedes Leben auslöschen,
     das wir kennen.« Ich schlang meinen Zeigefinger um ihren und sagte eindringlich: »Auch das unserer Mutter. Sie braucht dich
     am meisten, Rhia. Sie musst du beschützen. Nicht mich.«
    Sie senkte den Kopf.
    »Denk daran, du hast ihr versprochen, dass du zurückkommst. Dass du mich nur bis zur Grenze des Zwergenreichs bringst.«
    Rhia schaute langsam auf. »Wenigstens   … lass mich dir etwas geben.« Sie griff nach dem Feuerball an ihrer Seite.
    »Nicht den Ball. Den musst du behalten.«
    »Aber ich weiß nicht, wie man ihn benutzt.«
    Ich drückte ihren Finger. »Eines Tages wirst du es wissen.«
    Sie ließ mich los und zog geschickt ein Stückchen Ranke aus ihrem Ärmel. Dann band sie mir wortlos das strahlend grüne Armband
     ums Handgelenk.
    »Hier«, sagte sie schließlich. »Das wird dich an alles Leben um dich herum erinnern und an das Leben in dir.« Sie musterte
     mich streng, doch ich sah die Trauer in ihrenAugen. »Aber es wird dir nicht helfen, ungeschoren davonzukommen.«
    Jetzt war es an mir, den Kopf zu senken. »Ich fürchte, dabei kann mir nichts helfen.«
    Obwohl ich wie betäubt war, konnte ich ihre Arme um mich spüren. Dann ging ich ohne sie weiter in eine Zukunft, die so dunkel
     war wie der Rauchschleier am Horizont.

TEIL ZWEI
    X
JÄGER UND GEJAGTE
    I nnerhalb einer Stunde zogen leuchtende hochrote Strahlen über den Himmel wie die Saiten eines überirdischen Psalters. Ich
     kam bald an einen gewundenen Bach, der rot im schwindenden Licht schimmerte: das Quellwasser des unaufhörlichen Stroms. Der
     schmale Lauf, nichts als ein Rinnsal im Vergleich zu dem reißenden Strom, der daraus werden würde, ließ sich leicht überqueren.
     So leicht, wie Rhia es vorausgesagt hatte.
    Während meine Stiefel über die runden Steine im Bach knirschten, fragte ich mich, ob auch ihre anderen beängstigenden Voraussagen
     zutreffen würden. Und ob ich sie jemals wieder sehen würde. Wie das namenlose Pferd meiner Kindheit, über das wir unter den
     Sternen gesprochen hatten, war Rhia mehr als eine Gefährtin, mehr als eine Freundin. Sie war ein Teil von mir.
    Ich trat ans nördliche Ufer und schaute über das Land der Zwerge. Irgendwo dort draußen in diesen welligen, felsigen Ebenen
     lagen die verborgenen Eingänge zu ihrem unterirdischen Reich. Urnalda würde dankbar für meine Hilfe sein, das wusste ich,
     aber ahnte sie, wie sehr ich auch ihre brauchte? Es verwunderte mich immer noch, warum sie erklärt hatte, dass ich, und ich
     allein, ihrem Volk helfen konnte. Vielleicht kannte auch sie die Prophezeiung des
Drachenkampfs:
    Seht, unaufhaltsam ist sein Zorn.
    Nur einer kann jetzt noch sein Wüten beenden:
    Ein Abkömmling der Feinde von einst,
    der uralten Gegner, kann alles noch wenden.
    Ich schauderte, denn auch wenn Tuathas Blut in meinen Adern floss, so besaß ich doch weder seine Weisheit noch seine Waffen.
     Und ich schauderte erneut beim Gedanken an die unvergleichliche Macht Valdeargs.
Das Ende kann nichts als Verderben sein.
Den Drachen zu erschlagen würde schwierig genug sein. Entgegen der Prophezeiung den Kampf zu überleben war sicher unmöglich.
    Ich drückte meinen Stock und überlegte, wie ich Urnalda finden sollte. Oder eher ihr helfen sollte mich zu finden. Wenn ich
     mich zu auffällig zeigte, könnte Valdearg mich zuerst

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