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Merlin und die Feuerproben

Merlin und die Feuerproben

Titel: Merlin und die Feuerproben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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Schulter. »Jetzt schau dich bloß mal an!
     Deine Tunika ist zerrissen und in deinem Haar ist so viel Staub, dass es mehr grau als schwarz aussieht.« Sie lächelte. »Aber
     du lebst.«
    »Wie lange war ich dort drin?«
    »Zwei oder drei Stunden, glaube ich. Gerade bevor du zurückgekommen bist, ist die Sonne aufgegangen.«
    Argwöhnisch betrachtete ich den riesigen Felsblock, der mich ausgestoßen hatte. Ich ging langsam, mit hämmerndem Herzen darauf
     zu. Rhia versuchte mich aufzuhalten, doch ich winkte sie zurück. Zögernd legte ich die Hand auf eine flache moosige Stelle
     und flüsterte: »Danke, großer Stein. Eines Tages, wenn ich stärker bin, würde ich gern mehr von deinen Geschichten hören.«
    Ich war mir nicht sicher, aber ich hatte das Gefühl, dass der Stein unter meinen Fingern ganz leicht erschauerte. Ich nahm
     die Hand weg und bückte mich nach meinem Stock auf dem Boden. Der Schatten des lebenden Steins konnte dem glänzenden Schimmer
     des Holzes nichts anhaben. Ich packte den knorrigen Griff – der, wie immer, perfekt in meine Hand passte. Ein paar Sekunden
     lang vertrieb der Tannenduft den Gestank des Sumpfs.
    Da stieß Rhia einen Schrei aus. »Dein Schwert! Es ist weg.«
    Ich fuhr zusammen. Tatsächlich, mein Schwert, die Scheide und der Gürtel waren verschwunden. Sie mussten in dem lebenden Stein
     geblieben sein!
    Rasch drehte ich mich um und bat: »Mein Schwert, großer Stein! Ich brauche es! Für Valdearg.«
    Der Stein rührte sich nicht.
    »Bitte   … oh bitte, höre mich! Dieses Schwert ist jetzt ein Teil von mir. Und es hat seine eigene Magie. Ja! Es wurde mir anvertraut
     – bis zu dem Tag in ferner Zukunft, wenn ich es einem Jungen geben werde. Einem Jungen von großer Macht. So groß, dass er
     dieses Schwert aus einer Steinscheide ziehen wird.«
    Der Steinblock blieb reglos.
    »Es ist wahr! Das Schwert wird festgehalten – nicht von dir, nicht von einem lebenden Stein, sondern von einem Stein, der
     es beschützt und auf diesen Moment wartet.«
    Keine Antwort.
    Ich wurde zornig. »Gib es zurück.«
    Immer noch keine Reaktion.
    »Gib es zurück!«, forderte ich und hob meinen Stock, um damit den lebenden Stein zu schlagen. Da sah ich, dass mein Daumen
     auf dem geschnitzten Bild des Schwerts lag – dem Symbol für die Kraft des Benennens   –, und zögerte. Der Name! Der Name des Schwerts! Der wie alle wahren Namen eine eigene Magie hatte. Vielleicht, nur vielleicht   … Ich beugte mich zu dem Stein.
    Abrupt hielt ich inne. Ich hatte keine Magie angewandt, seit – seit ich meinen Psalter gezupft hatte. Würde mich wieder ein
     Kreelix angreifen, wenn ich erneut an meine Kräfte appellierte? Und würde es vollbringen, was dem anderen nicht gelungen war?
     Ich krümmte mich, als ich andas aufgerissene rote Maul, die gezackten Flügel, die tödlichen Fänge dachte. Und doch   … wenn ich die Angst vor einem weiteren Angriff meine Handlungen bestimmen ließ, was war ich dann? Ein Feigling. Oder Schlimmeres.
     Ob nun ein anderes Kreelix auftauchte oder nicht, das erste hätte mir schon meine Kräfte geraubt.
    Ich biss die Zähne zusammen und beugte mich näher zu dem Stein. Nebel, der nach Verwesung stank, zog vom Moor herüber und
     hüllte uns völlig ein. Das unheimliche Keuchen, Schreien und Klagen des Sumpfs kam näher. Bei dem Lärm konnte ich mich kaum
     auf meine Gedanken konzentrieren.
    Ich nahm mich zusammen und legte die Hände an den Mund. Damit niemand, noch nicht einmal Rhia, den wahren Namen des Schwerts
     hören konnte, sagte ich ihn leise. Dann fügte ich mit normaler Stimme hinzu: »Komm zu mir aus den Tiefen des Steins. Wo immer
     du bist, ich rufe dich zu mir.«
    Nervös schaute ich über die Schulter und sah nichts als die Nebelschwaden. Plötzlich hörte ich ein Poltern, das mit jeder
     Sekunde lauter wurde. Es schwoll stetig an wie ein näher kommender Wind, bis es sogar die Geräusche des Sumpfs übertönte.
    Plötzlich riss der lebende Stein auf. Gelbliches Moos und Felssplitter brachen herunter. Kleine Risse zeigten sich überall
     auf der verwitterten Oberfläche. Der ganze Stein wankte von einer Seite zur anderen, als wäre er von einem heftigen Zittern
     befallen. Im nächsten Moment spaltete sich die Oberfläche, legte sich in Falten und spuckte mein Schwert und die Scheide aus.
     Sie krachten auf den Boden.
    Ich griff danach, während der lebende Stein schon darauf zu rollte. Rhia schrie und sprang zur Seite. Zusammen rannten wir
     über

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