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Merlin und die Feuerproben

Merlin und die Feuerproben

Titel: Merlin und die Feuerproben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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die Insel. Als wir an den Rand kamen, glucksten und knackten Ranken unter unseren Stiefeln. Der Nebel wurde dünner, teilte
     sich rasch und gab den Blick auf den Sumpf wieder frei.
    Bevor wir wieder in den Schlamm stapften, legte ich schnell den Ledergurt des Schwerts an. Dann schaute ich zurück zu dem
     lebenden Stein, der träge auf dem Boden schwankte, und rief ihm zu: »Sei nicht böse, großer Stein! Dieses Schwert wäre für
     dich schwer zu verdauen. Genau wie sein Herr. Vielleicht begegnen wir uns eines Tages wieder.«
    Mit tiefem Knurren rollte der Fels auf uns zu. Rhia und ich wollten nicht warten, bis wir mehr über seine Absichten erführen,
     und liefen ins faulige Wasser des Moors. Doch während der Schlamm in meine Stiefel drang, meine Beine bespritzte und meine
     Nase beleidigte, war ich dankbar und angewidert zugleich. Dankbar, dass ich wieder riechen und hören konnte. Und dankbar mich
     frei zu bewegen – mit den Beinen durchs Moorgras zu streifen und mit den Armen zu schlenkern.
    Den größten Teil des Morgens stapften wir durch den Sumpf nach Norden. Bis auf die Grube mit Treibsand, der mir den Stock
     aus der Hand reißen wollte, hatten wir keine besonderen Schwierigkeiten. Trotzdem waren wir froh, als wir endlich trockeneren
     Boden erreichten. Eifrig schüttelten wir den Schlamm von den Stiefeln. Ein alter Apfelbaum auf einem niedrigen Hügel bot uns
     die Reste seiner Herbsternte an. Die Äpfel waren zwar runzlig und klein, aber zum Bersten voller Geschmack. Wir aßen, so viel
     wirkonnten. In der Nähe fand Rhia einen klaren kalten Bach, an dem wir uns den Geruch des Sumpfs abwuschen.
    Schnell zogen wir weiter nach Norden zum Reich der Zwerge. Das Land stieg allmählich an, grasbewachsene Ebenen führten wie
     breite Stufen zu der Hochfläche, wo der unaufhörliche Fluss aus dem Boden sprudelte. Dort, das wusste ich noch gut, würden
     wir das Zwergenrevier betreten. Valdeargs Revier. Wenn ich nur Urnalda fand, bevor der zornige Drache mich entdeckte! Vielleicht
     konnte ich ihr wirklich irgendwie helfen. Und vielleicht   … konnte sie auch mir helfen.
    Am Nachmittag machten wir eine Pause und taten uns an zottigen grauen Pilzen gütlich, die zwischen den Wurzeln einer schiefen
     Ulme wuchsen. Und nahmen wenigstens einen Augenblick die Gelegenheit wahr, uns hinzusetzen. Ich wischte mir den Schweiß von
     der Stirn, streckte die Beine und betrachtete die Wiesen um uns herum. Der unaufhörliche Fluss war ein gutes Stück östlich
     von uns, doch mein zweites Gesicht konnte den gewundenen Nebelstreifen erkennen, der seinen Lauf anzeigte.
    Den Weg des Flusses kannte ich gut: Nachdem er in diesen Ebenen entsprungen war, wurde er ständig breiter und stärker und
     strömte direkt durch das Herz von Fincayra. Fast überall machten steile Ufer und Stromschnellen das Überqueren schwierig.
     Zwischen dem Quellgebiet und der Küste der sprechenden Muscheln weit im Süden hatte ich nur eine Stelle gefunden, wo man sicher
     ans andere Ufer kam – eine Furt, gekennzeichnet durch neun runde Steine. Wir konnten jetzt nicht weit davon entfernt sein.
     Aus einem unerklärlichen Grund nagte in mir der Drang, wieder dorthin zu gehen.
    Nachdem ich Rhia noch einen Pilz zugeworfen hatte (den sie sofort in den Mund steckte), deutete ich zum Nebel. »Wie wäre es,
     wenn wir dort drüben den Fluss überqueren würden? An der Stelle mit den Steinen.«
    Immer noch kauend schüttelte sie den Kopf. »Für heute habe ich genug von Steinen! Außerdem führt der kürzeste Weg nach Norden,
     über die Terrassen bis zum Quellgebiet. Dort kommen wir leicht ans andere Ufer, vor allem um diese Jahreszeit, wenn das Wasser
     niedrig ist.«
    Obwohl ich wusste, dass sie Recht hatte, starrte ich weiter auf den Nebelstreifen. »Ich weiß nicht wieso, aber es zieht mich
     zu dieser Furt.«
    »Warum denn nur?« Skeptisch sah sie mich an. »Das würde uns einen halben Tag kosten. Wir haben sowieso nur noch zwei Stunden
     Tageslicht.« Sie sprang auf die Füße. »Lass uns gehen.«
    »Du hast Recht. Eile ist alles.« Mit einem letzten Blick auf den nebligen Korridor folgte ich ihr durch das hohe Gras.
    Eine große Gänseschar zog so dicht über uns hinweg, dass wir das rhythmische Knarren der Flügel hörten. Wie alle anderen Vögel,
     die wir an diesem Tag gesehen hatten, flogen sie in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Hinter ihnen kam etwas, das
     zuerst wie eine wirbelnde Staubwolke aussah – bis wir das Summen

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