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Merlin und die Feuerproben

Merlin und die Feuerproben

Titel: Merlin und die Feuerproben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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hörten und erkannten, dass es in Wirklichkeit ein riesiger
     Bienenschwarm war. Er wurde dicht gefolgt von einem Reiher mit breiten Flügeln, einem zerzausten Möwenpaar, einem Flussuferläufer,
     mehreren Schwalben und einem älteren Raben, der mühsam flatterte. Dann stürzte eine Fuchsfamilie, im Gras verborgen, fast
     direkt auf uns zu. Die großen Augen der Tiere funkelten vorAngst und Rhia schaute mich besorgt an. Sie ging etwas langsamer, während wir weiter die Wiesenterrassen hinaufstiegen.
    Als das Spätnachmittagslicht das Gras golden tönte, erreichten wir ein weiteres Plateau. Wir blieben beide stehen, vom selben
     Anblick erschreckt. Der Himmel vor uns war ungewöhnlich dunkel. Ein schwerer Schleier lag über dem Horizont   … doch er schien dünner, flacher als jede Gewitterwolke zu sein. Vielleicht ein Schatten, hervorgerufen durch die sinkende
     Sonne? In diesem Moment fuhr ein Windstoß in meine Tunika. Ich roch den ersten Hauch eines Geruchs, der mich traf wie ein
     Schwertschlag.
    Rauch.
    Ich stöhnte auf. Weder Wolken noch Schatten verdunkelten den Himmel vor uns – es war Valdearg.
    Rhias Gesicht, sonst so strahlend, sah finster aus. »Bis jetzt, Merlin, konnte ich meine Zweifel verdrängen. Weil ich dachte,
     dass es richtig ist, dir zu helfen. Aber jetzt   … bin ich mir nicht mehr sicher. Schau mal! Das Land brennt wie Valdeargs zorniges Herz. Es kommt mir so – nun,
tollkühn
vor, direkt in sein Maul zu laufen.«
    »Hab Vertrauen«, entgegnete ich tapfer. Aber meine krächzende Stimme verriet, wie wenig Vertrauen ich selbst hatte. Ich schüttelte
     den Kopf. »Ich gebe zu, es ist tollkühn. Aber was kann ich sonst tun? Je länger ich zögere Valdearg gegenüberzutreten, umso
     mehr wird er zerstören. Meine einzige Hoffnung ist, bald bei Urnalda zu sein. Vielleicht weiß sie etwas Nützliches. Sie könnte
     sogar wissen, was die Prophezeiung meint mit
einer höheren Macht

    Rhia stemmte die geballten Fäuste an die Hüften. »Ichweiß von dieser Prophezeiung nur noch, dass du mit diesem Drachen sterben wirst, selbst wenn du es schaffst, ihn zu erschlagen!
     Entweder er tötet dich und überlebt oder er tötet dich und stirbt selbst. So oder so verliere ich einen Bruder.«
    Ich stach mit meinem Stock in einen Grashügel. »Glaubst du nicht, dass ich das weiß? Schau mal. Hier sind wir, am Rande des
     Zwergenreichs, und auf welche Waffen kann ich mich wirklich verlassen? Mein Stock, mein Schwert – und alles, was ich an ungeformten,
     ungeübten magischen Kräften in mir habe. Zusammen entspricht das noch nicht einmal einer einzigen Schuppe an Valdeargs Schwanz.«
    Ich schaute zum rauchigen Horizont. »Und das ist noch nicht das Schlimmste.«
    Sie hob den Kopf. »Das heißt?«
    »Das heißt, ich werde den Gedanken nicht los, dass Valdearg nicht alles ist, womit ich rechnen muss.«
    Ungläubig starrte sie mich an. »Feuerflügel ist dir noch nicht genug? Wen meinst du – das Kreelix? Oder seinen heimlichen
     Züchter?«
    »Nein. Obwohl sie auch dazu gehören könnten, nach allem, was ich weiß.«
    »Wen dann?«
    Ich senkte die Stimme. »Jemanden, der danach trachtet, Fincayra in die Hand zu bekommen. Und es zu zermalmen wie einen Edelstein.
     Es zu beherrschen.«
    Einen Moment lang war Rhias Gesicht so weiß wie Birkenrinde. »Doch nicht   … Rhita Gawr? Wieso glaubst du, dass er etwas damit zu tun hat?«
    »Ich, nun   … ich weiß es nicht genau. Es ist ein unbestimmtesGefühl. Aber ich frage mich, warum der Drache jetzt erwacht ist, nachdem er so viele Jahre lang geschlafen hat, und wer genug
     über Magie – oder
negatus mysterium
– wissen könnte, um so etwas bewirkt zu haben. Ich weiß nicht, ob es Rhita Gawr oder jemand anders ist   … oder ob ich fantasiere. Aber ich kann nichts dagegen tun, dass sich mir diese Fragen stellen.«
    Sie schaute mich finster an. »Du bist hoffnungslos, wirklich! Hör zu, Merlin. Rhita Gawr hat keinen Fuß auf diese Insel gesetzt,
     seit der Tanz der Riesen ihn und seine Anhänger vor über einem Jahr vertrieben hat! Du solltest dir lieber über die Feinde
     Gedanken machen, die du kennst – statt weitere zu erfinden.«
    Ich drehte meinen Stock in den Boden. »Schön, schön. Alles, was du sagst, ist vernünftig, davon bin ich überzeugt. Es ist
     nur, dass   … ach, vergiss es. Was hältst du davon, wenn wir einen Augenblick aufhören über Feinde – aller Art – zu reden? Lass uns ein
     paar von diesen Sternblumen

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