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Merlin und die Feuerproben

Merlin und die Feuerproben

Titel: Merlin und die Feuerproben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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landete hart auf dem Boden. Blitzschnell nahmen mich die
     Schaufeln wieder auf und der brutale Ritt ging weiter.
    Schließlich stürzte ich benommen und aufgeschürft erneut zu Boden. Diesmal holte mich kein Geweih zurück. Ich rollte auf den
     Rücken und spürte im Nacken die Kühle nassen Grases. Mein zerschundener Körper gab endlich der Erschöpfung nach. Ich glaubte
     undeutlich Stimmen zu hören, fast menschliche und doch anders. Mein Kopf hämmerte so unaufhörlich, wie die Hufe gestampft
     hatten, und schließlich fiel ich in einen bleiernen Schlaf.
    Ich erwachte vom Plätschern eines Bachs. Irgendwo in der Nähe sprudelte und gluckste Wasser. Ich lag mit dem Gesicht im Gras
     und drehte mich steif herum. Hals undRücken schmerzten, besonders zwischen den Schultern tat es weh. Helles Licht! Die Sonne stand hoch am Himmel und wärmte mir
     das Gesicht. Die Luft war noch etwas rauchig, aber sie kam mir leichter und klarer vor als in der vergangenen Nacht.
    Vergangene Nacht! War das alles wirklich geschehen? Obwohl mein Rücken so schmerzhaft steif war, setzte ich mich auf. Jäh
     hielt ich die Luft an. Dort, an einem umgefallenen Stamm neben dem plätschernden Bach, saß eine junge Frau in meinem Alter.
    Einen langen Augenblick saßen sie und ich schweigend da. Sie schien an mir vorbei zum Bach zu schauen, vielleicht war sie
     schüchtern. Dennoch merkte ich, dass sie mich aus großen braunen Augen vorsichtig beobachtete.
    Als hübsch war sie nicht zu beschreiben – so wenig wie ich, das wusste ich gut   –, doch sie hatte eine starke, faszinierende Ausstrahlung. Das ungewöhnlich lange, schmale Kinn war auf die Hand gestützt.
     Sie wirkte entspannt, zugleich aber bereit im Bruchteil einer Sekunde aufzuspringen. Ihre geflochtenen Haare schimmerten in
     den Braun- und Kastanientönen der Marschgräser. Der Zopf fiel über ihre Schulter und den Rücken des gelben Kleides, das aus
     Weidentrieben gewoben zu sein schien. Sie trug keine Schuhe.
    »Sieh an«, sagte eine tiefe, volltönende Stimme. »Unser Reisender ist aufgewacht.«
    Ich fuhr herum und sah einen großen jungen Mann mit breiter Brust, der durchs Gras näher kam. Er trug eine einfache braune
     Tunika und machte lange federnde Schritte. Sein Kinn sprang wie das des Mädchens kräftighervor. Er hatte die gleichen schönen braunen Augen, allerdings nicht ganz so große wie sie. Und auch er war barfuß.
    Sofort wusste ich, dass die beiden Bruder und Schwester waren. Zugleich spürte ich, dass sie irgendwie mehr und weniger waren,
     als sie zu sein schienen. Aber ich konnte nicht recht klären, in welcher Hinsicht.
    Ich stand auf und nickte beiden zu. »Seid gegrüßt.«
    Der junge Mann nickte zurück. »Mögen grüne Wiesen dich finden.« Er streckte die Hand aus, auch wenn die Geste bei ihm etwas
     ungeschickt wirkte. Beim Händedruck umklammerten seine kräftigen Finger die meinen. »Ich bin Eremon, Sohn von Ller.« Er wies
     mit einer Kopfbewegung zum Baumstamm. »Das ist meine Schwester, Eo-Lahallia. Sie zieht es allerdings vor, nur Hallia genannt
     zu werden.«
    Sie sagte nichts, beobachtete mich aber weiter aufmerksam.
    Er ließ meine Hand frei. »Wir sind, könnte man sagen, Bewohner dieser Gegend. Und wer bist du?«
    »Ich werde Merlin genannt.«
    Eremon strahlte. »Wie der Falke?«
    Ich lächelte traurig. »Ja. Ich hatte einmal einen Freund – einen guten Freund. Einen Merlin. Wir   … unternahmen viel zusammen.«
    Eremons große Augen schimmerten verständnisvoll. Er schien irgendwie zu wissen, was ungesagt geblieben war.
    »Im Gegensatz zu euch«, fuhr ich fort, »bin ich nicht von hier. Man könnte mich, wie du es vorhin getan hast, einen Reisenden
     nennen.«
    »Nun, junger Falke, ich freue mich, dass deine Reisedich hierher geführt hat. Auch meine Schwester freut sich.«
    Er schaute hoffnungsvoll zu ihr hinüber. Sie sagte nichts – rutschte nur unbehaglich auf dem Stamm hin und her. Meinem Blick
     wich sie aus, doch Eremon zeigte sie ihr Misstrauen.
    Er wandte sich mir wieder zu und wies auf das zerdrückte Gras, auf dem ich geschlafen hatte. »Deine Reise hat dich anscheinend
     erschöpft. Du hättest wohl eine ganze Woche geschlafen, wenn dich unruhige Träume nicht geweckt hätten.«
    Eine ganze Woche.
Alles, was mir blieb – und jetzt war es noch weniger! Valdearg würde in weniger als einer Woche zurückkehren. Um mich zu verschlingen.
     Und wenn nicht mich, dann jeden und alles auf seinem Weg.
    Eremon sah meine plötzliche

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