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Merlin und die Feuerproben

Merlin und die Feuerproben

Titel: Merlin und die Feuerproben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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durchdringenden
     Schrei, als das Kreelix wieder zuschlug. Der große Hirsch schwankte und brach mitten im Flusszusammen. Ich sprang in den Gischt und schwang mein Schwert, während ich durch die Wellen lief.
    Das Kreelix fuhr herum. Wie eine riesige Fledermaus, die Fänge bloßgelegt, schlug es mit dem unverletzten Flügel nach mir.
     Ich wich aus – aber eine knochige Spitze traf mich an der Wange. Während ich mit dem Schwert auf seine Brust einstach, rutschte
     ein Flusskiesel unter meinem Fuß und ich taumelte nach hinten. Das Schwert flog mir aus der Hand. Eisiges Wasser überspülte
     mich.
    Bevor ich mich aufrichten konnte, fiel etwas Schweres auf mich und stieß mich tiefer unter Wasser. Meine Rippen schienen zu
     brechen. Ich würgte, schluckte Wasser und versuchte der Fellmasse zu entkommen, die mir Gesicht und Brust zerquetschte. Ich
     bekam keine Luft mehr, mir wurde schwarz vor Augen.
    Plötzlich packte eine starke Hand meinen Arm und zog mich aus der grässlichen Umklammerung. Luft füllte endlich wieder meine
     Lungen, auch wenn ich heftig hustete und Wasser spie wie ein Springbrunnen. Endlich legten sich die Krämpfe so weit, dass
     ich Hallia in Menschengestalt erkannte, die mich aus dem Fluss zog. Sie ließ mich spuckend am Wasserrand zurück und ging sofort
     weg.
    Nach einem Augenblick hob ich mich auf den Ellbogen. Nicht weit stromabwärts lag halb untergetaucht das Kreelix, eine abgebrochene
     Geweihschaufel steckte in seinem Rücken. Dann überlief es mich kälter als die eisigen Wellen: Auf der anderen Seite des Kreelix
     lag noch ein Körper am schlammigen Ufer. Eremon.
    Ich stand auf und taumelte zu ihm. Hallia saß im Schlamm und hielt seinen Kopf in ihrem Schoß. Ihr langes Gesicht war von
     Trauer gezeichnet, sie achtete nicht aufdas Blut, das aus dem Hals ihres Bruders in ihr Kleid sickerte. Wortlos streichelte sie seine Stirn und das zerbrochene Geweih
     und schaute ihm dabei in die tiefen braunen Augen.
    »Mein Bruder«, sagte sie leise. »Du darfst nicht sterben, nein! Du darfst mich nicht verlassen.«
    Eremons Brust zitterte, als er versuchte Atem zu holen. »Kann sein, ich sterbe, meine Eo-Lahallia. Aber dich verlassen? Das   … werde ich nie tun.«
    Ihre großen Augen waren unverwandt auf die seinen gerichtet. »Wir haben noch so viel zu tun, du und ich! Wir sind immer noch
     nicht in der Frühlingsblüte durch die Collwynhügel gelaufen.«
    Sein Gesicht straffte sich und er stieß sie mit dem Huf an den Schenkel. »Du weißt, wie ich mich danach sehne, als Hirsch
     neben dir zu laufen. Und als Mann neben dir zu stehen. Aber jetzt   … fehlt mir sogar die Kraft, mich wieder in einen Mann zu verwandeln.«
    »Oh, Eremon! Das ist schlimmer, viel schlimmer als mein Traum.«
    »Warte.« Ich stand auf und schlug vor: »Ich könnte dir einen Breiumschlag machen, der vielleicht hilft.«
    Eremons Huf traf mich. Sein Blick, streng, aber freundlich, schien mich mit Haut und Haaren zu verschlucken. »Nein, junger
     Falke. Es ist zu spät für so etwas. Und sogar für deine Kräfte, falls du sie noch haben solltest.«
    Ich biss mir auf die Lippe. »Die Kräfte, die ich einmal hatte, sind jetzt nur noch eine Qual.«
    »Das Kreelix   …«, fing er an und holte dann stockend Atem. »Es war ein Kreelix, oder nicht? Ein Zauberfresser?Ich dachte, sie wären alle ausgerottet worden. Schon vor langer Zeit.«
    »Mein Lehrer Cairpré dachte das auch.«
    Eremon blinzelte. »Der Barde Cairpré ist dein Lehrer? Du bist wirklich gesegnet.«
    Ich runzelte die Stirn. »Als einzigen Segen wünsche ich mir dir zu helfen. Jetzt, Eremon.«
    Er ignorierte die Bemerkung und fragte: »Aber woher   … ist das Kreelix gekommen? Warum hat es dich angegriffen?«
    »Ich weiß es nicht. Cairpré glaubt, dass jemand sie züchtet und sie zum Töten abrichtet.«
    Er schluckte mühsam. »Das Kreelix – es glaubte, du hättest immer noch magische Kräfte. Sonst hätte es dich nicht angegriffen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Meine einzige Zauberkraft habe ich von dir. Es muss sie gespürt haben.«
    Eremon zuckte zusammen. Er wandte sich an seine Schwester. »Verzeih mir.«
    Sie blinzelte die Tränen zurück und antwortete traurig: »Ich will es versuchen.«
    Eine Gischtwelle hob sich aus dem Wasser, legte sich sanft wie Kerzenschimmer auf den Hirsch und liebkoste seinen blutbefleckten
     Körper. Dann kam eine zweite Gischtwelle, eine dritte. Fast als würde der Fluss selbst trauern, so schmerzerfüllt wie Hallia
    

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