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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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wieder die Angst. Die Zeit wurde knapp! Zu meiner Erleichterung zeigte die Stellung der Sonne,
     dass es erst um die Morgenmitte war. Ich hatte nicht mehr als eine Stunde verloren.
    Ich setzte mich auf und verschob die warme gelbe Jacke, die ich trug. Die Sternjacke! Meine Mutter musste sie mir wieder angezogen
     haben. Ich bewegte die Schulter – siewar noch steif, aber viel kraftvoller als zuvor. Und ich hatte Hunger, mehr Hunger als seit Tagen.
    »Bist du also aufgewacht, mein Sohn.«
    Als Elen mit flatterndem Gewand zu mir kam, stand ich auf. Lleu hinter ihr trug etwas auf einem flachen Stück Treibholz. »Ich
     fühle mich viel besser«, erklärte ich. »Dank dir.«
    Sie nickte erfreut trotz der Sorgenfalten auf ihrer Stirn. »Hier, wir haben dir etwas zu essen gebracht.« Von dem Treibholz
     nahm sie ein zusammengerolltes Tangblatt, mit etwas Saftigem gefüllt. »Muscheln und Seegras«, erklärte sie. »Die Kinder haben
     davon gelebt.«
    Leu knurrte. »Es sieht aus wie Nasenschleim, nicht wahr? Aber es schmeckt ganz gut.«
    Ohne zu zögern biss ich kräftig in die Rolle. Würzige Seearomen füllten meinen Mund, obwohl die Muscheln gut gekaut werden
     mussten. Zum Glück bot Lleu mir eine weitere Tangrolle an, die ein schmelzendes Stück Eis enthielt; daran konnte ich saugen,
     um den Bissen hinunterzuspülen. Mehrere Minuten lang aß ich gierig. Die ganze Zeit beobachtete mich meine Mutter besorgt.
    »Wie geht es den Kindern?«, fragte ich mit dem letzten Bissen im Mund.
    Ihr Gesichtsausdruck heiterte sich auf. »Sie sind nun mal Kinder. Und fabelhafte dazu! Es geht allen gut, auch wenn ein paar
     mehr niesen, als es mir gefällt.«
    »Und Lleu, wie steht’s mit dir?«
    »Mir?« Vorsichtig befingerte er den Schorf. »Mir geht’s gut. Ich schlafe besser.«
    »Sehr viel besser, kaum zu glauben.« Elen zerzauste seine Locken. »Er ist aus starkem Holz geschnitzt, dieser Junge.«
    »Sehr stark«, stimmte ich zu.
    Lleu strahlte mich an, sein rundes Gesicht leuchtete. »Wie du, junger Herr Merlin.«
    Ich wischte mir das Kinn ab und schaute dann zu der Stelle am Hang, wo ich Dinatius verlassen hatte. »Was ist . . . mit ihm?«
    »Noch bewusstlos«, antwortete meine Mutter grimmig. »Ich habe mich gezwungen die Knochen seiner Beine zu richten. Aber ich
     muss dir sagen, ich habe alle meine Willenskraft gebraucht sie nicht wieder zu brechen.«
    »Das verstehe ich, glaub mir.« Ich griff unter meine Jacke und spürte die weiche Kompresse aus Seetang, die sie über meine
     Wunde gelegt hatte. »Ich bin dir dankbar für deine heilenden Hände.«
    »Sie haben eigentlich sehr wenig getan.« Ihre Augen funkelten in einer Mischung aus Verwirrung und Stolz. »Nachdem ich deine
     Sehnen gereinigt hatte, haben sie sich praktisch
selbst
miteinander verbunden. Ja, und während ich zuschaute! So etwas habe ich noch nie gesehen, Merlin.«
    »Das war das Geheimnis deiner Geschicklichkeit.«
    »Nein, das Geheimnis deiner Magie.« Sie schaute mich an. »So stark ist sie.«
    Steif bewegte ich die Schulter. »Es wäre gar nichts geschehen, wenn du nicht darauf bestanden hättest, dass ich ein bisschen
     bleibe. Und in nur einer Stunde hast du wirklich beachtlich viel vollbracht.«
    Sie zuckte leicht zusammen. »Es war nicht nur eine Stunde. Es war ein Tag.«
    »Ein Tag!«
    Sie nickte. »Du bist ohnmächtig geworden, genau hier, als ich anfing an dir zu arbeiten. Das war gestern Morgen.«
    »Ein ganzer Tag!« Ich schaute zu den schneebedecktenHügeln am östlichen Horizont. Jetzt blieben nur noch wenige Stunden. Wie würde ich vor Sonnenuntergang zum anderen Ende Fincayras
     kommen? Bestimmt war Rhia dort und wartete – mit allen anderen, die sie überzeugt hatte, dass sie kommen mussten. Ich durfte
     sie nicht im Stich lassen. Unmöglich! Doch . . . was konnte ich jetzt tun? Es war hoffnungslos!
    Elen berührte mich am Arm. »Es tut mir Leid, mein Sohn.«
    Schweigend schaute ich weiter zum Horizont. Das Tor zwischen den Welten . . . die Schlacht zur Rettung unseres Heimatlands
     . . . die endgültige Auseinandersetzung mit Rhita Gawr . . .
    Lleu zupfte an meinen Leggings. Er schaute zu mir auf und fragte: »Warum bist du so traurig?«
    Elen tätschelte ihm die Schulter und antwortete für mich. »Weil es für ihn keine Möglichkeit gibt, das zu tun, was er seiner
     Meinung nach muss.«
    Lleu kräuselte zweifelnd die Nase. »Aber du hast gesagt – bei der Geschichte über die sieben Arbeiten von Herk . . . ach,
     wie er auch

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