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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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Voraussage, dass ein Mistelzweig mich hier erwartete. Doch in meiner
     Erinnerung leuchtete unser Treffen so hell wie der schimmernde Lichtkreis, der Gwri stets umgab. Sie hatte mir damals gesagt,
     die wahre Magie des Springens bestünde in den versteckten Zusammenhängen, die alle Dinge miteinander verbinden, selbst so
     unterschiedliche wie Luft, Meer, Nebel, Erde und die Hand jeder Person. Denn alle diese Dinge und noch mehr haben ihren Anteil
     an dem, was sie
das große und herrliche Lied der Sterne
nannte.
    Ich dachte an die großen Steinsäulen, so fern von hier, zu denen ich gehen musste. Einmal waren sie Zeugen beim Tanz der Riesen
     gewesen und in wenigen Stunden würden sie das Treffen zweier Welten sehen. Dagdas Warnung hallte in meinem Gedächtnis wider:
     Fincayras einzige Hoffnung bestand darin, dass genug Bewohner der vielen verschiedenen Arten beim Steinkreis zusammenkamen.
     Aber seit Dagda zu mir gesprochen hatte, war es mir unmöglich gewesen, diese vielen zusammenzurufen. Dafür hatte Rhita Gawr
     durch seine Marionette Dinatius gesorgt.
    Und doch . . . eine Chance blieb. Ja, und ihr Name war Rhia. Ich schaute nach Osten zu den fernen Hügeln, überzeugt, dass
     sie gerade jetzt auf dem Weg zum Steinkreis war. Selbst wenn sie keinen einzigen Verbündeten gefunden haben sollte, würde
     sie kommen. Allein, wenn nötig.
    Auf wen sonst konnte ich zählen? Nicht auf Shim, der vielleicht Urnaldas Intrigen zum Opfer gefallen war. Nicht auf Hallia,
     die wahrscheinlich immer noch das Drachenland im fernen Norden suchte. Nicht auf Cairpré, der wie meine Mutter anderswo sein
     würde. Und nicht auf meinen Schatten. Das bedauerte ich besonders, denn so grob und unverschämt er sich auch oft benahm, er
     war doch ein Teil von mir. Ich wünschte von ganzem Herzen, ich hätte ihn nicht vertrieben.
    Ich sank ein wenig zusammen und stützte mich auf meinen Stock, als ich an Hallia dachte.
Wie Honig an einem Blatt.
Die Worte, die an jenem Tag im Drumawald so wahr geklungen hatten, kamen mir jetzt leer vor. Nicht weil Hallia und ich einander
     weniger liebten oder uns nicht mehr danach sehnten, als Hirsche zusammen zu laufen, sondern weil der Boden unter unseren springenden
     Hufen sich verändert hatte. Unsere ganze Welt, unsere ganze Zukunft war jetzt unsicher. Aber nein! Wir konnten nie getrennt
     voneinander leben, genau wie wir nie von der Heimat getrennt leben konnten.
    Von unserem Fincayra.
    Ich suchte mir einen festeren Stand und überzeugte mich, dass einer meiner Stiefel Dinatius berührte, dann schaute ich hinauf
     zum kristallklaren Himmel. Es war Zeit zu gehen. Langsam öffnete ich mein Herz, meinen Verstand, meinen Geist dem Zauber des
     Springens. Ich konzentrierte seine Kräfte, wobei ich alle Orte anrief, an denen er verstecktsein mochte – die umgebende Luft, das bodenlose Meer, den ewig wirbelnden Nebel, die wunderbare Erde und meine eigenen lebendigen
     Hände.
    Zuerst empfand ich nichts als die Kälte des Seewinds, der mir ins Haar blies und meine Jacke flattern ließ. Dann spürte ich
     allmählich eine leichte Wärme. Sie kam nicht aus der Luft, überhaupt nicht von außerhalb. Sie schwoll vielmehr in meinen Adern
     und Poren und Knochen und füllte mich wie ein Trinkhorn. Ständig wurde sie stärker, eine Wärmewelle, die durch meinen ganzen
     Körper floss.
    Schick uns dorthin
, flehte ich.
Schick uns zum Steinkreis.
    Ein zischender Lichtblitz explodierte in der Luft und umgab uns mit einer strahlenden Wolke. Im nächsten Moment verschwand
     er – wie wir.

XXX
ERSTE BEBEN
    D ie strahlende Wolke verblasste, während sie glühende Funken und feurige Schweife in die Luft schickte. Dinatius lag zu meinen
     Füßen und war immer noch bewusstlos, obwohl er fortwährend stöhnte und unter der Schnur, die ihn fesselte, zuckte. Kahle Erde
     trug uns immer noch. Aber dieser Boden fühlte sich anders an, flacher und härter. Als sich die leuchtende Wolke zerteilte,
     konnte ich sehen, dass die Ruine des alten Hügels, mit zerbrochenen Waffen und vergessenen Schätzen bestreut, verschwunden
     war.
    Stattdessen umgab uns ein Ring riesiger Steine, die den Gipfel eines abgerundeten Hügels säumten und in einem stattlichen
     Kreis standen – einige aufrecht, andere zur Seite geneigt und wieder andere als Träger großer Querstücke. Der Steinkreis!
    Triumphierend stieß ich meinen Stock in den Boden. Ich hatte es geschafft. Ich war durch Springen gereist!
    In den Lücken zwischen den Steinen sah

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