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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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geheißen hat   –, dass es immer eine Möglichkeit gibt.«
    »Diesmal«, sagte sie düster, »gibt es keine.«
    Ich spannte das Kinn an und knurrte vor Enttäuschung.
Es gibt immer eine Möglichkeit.
Aber was konnte es sein? Ein kalter Windstoß schlug mir ins Gesicht und stach sogar durch die Schichten gewebter Blumen in
     meiner Jacke. Ich verschränkte die Arme, um warm zu bleiben, und hielt plötzlich den Atem an. Vielleicht . . .
    Ich hob die Arme hoch über den Kopf und schaute hinauf in den wolkenlosen Himmel. »Aylah!«, rief ich, der Wind verwehte meine
     Stimme. »Aylahhh.«
    Ich spürte nichts von ihrer Gegenwart, noch nicht einmal den schwächsten Zimtduft.
    »Aylah! Komm zu mir, o Schwester des wilden Winds. Wo immer du bist, komm zu mir! Ich brauche deine Hilfe.«
    Immer noch nichts.
    Ich streckte die Arme und jeden meiner Finger höher und versuchte es noch einmal. »Aylah, bitte! Trag mich zum Steinkreis,
     bevor dieser Tag endet.«
    Noch nicht einmal ein anderer kalter Windstoß beantwortete meinen Ruf. Mutlos senkte ich die Arme. Elen und ich schauten uns
     an. Seufzend sagte ich: »Es ist zwecklos.«
    Sie nickte langsam. »Wenn du nur fliegen könntest, wie die Menschen vor langer Zeit. Oder das Springen einsetzen wie der Zauberer,
     der du bestimmt einmal wirst.«
    »Oder vielleicht . . .«, die Kraft einer neuen Idee weitete mir die Brust, »wie der Magier, der ich
jetzt
bin.«
    Elen betrachtete mich zuerst überrascht, dann zuversichtlich. »Aber natürlich! Wenn du eine Insel dazu bringst, an ihre Küste
     zurückzukehren . . .«
    Ich schlug mit der Faust in die offene Hand. »Ja! Es gibt zumindest eine Chance.«
    »Nimm mich mit«, bat Lleu. »Wenn du irgendwohin gehst, möchte ich mit.«
    Ich zog liebevoll an seinem Wollschal. »Nein, mein Freund. Diese Reise ist zu gefährlich. Wenn meine magischen Kräfte fehlschlagen,
     könnte ich auf dem Meeresgrund enden oder irgendwo unter einem Felshaufen. Und wenn sie tatsächlich wirken – nun, dann sind
     die Gefahren genauso groß.«
    »Das ist mir egal, junger Herr Merlin.« Er kniff die Augen zusammen. »Nimm mich mit.«
    »Tut mir Leid, Lleu.« Ich schaute zu Elen hinüber. »Ich brauche dich hier, damit du dich um sie kümmerst.«
    »Das wird schwierig sein«, erklärte sie, »denn ich komme auch mit. Jetzt, wo wir zurück auf der Hauptinsel sind und vor dem
     Töter keine Angst mehr haben müssen, kommen die Kinder zurecht. Sie schlagen sich gut allein durch. Und was die Kleinsten
     angeht, da könnte ich Medba bitten . . .«
    »Nein!« Ich bohrte meinen Stiefelabsatz in den Boden. »Ihr kommt beide nicht mit.« Ich fasste meine Mutter am Arm. »Bitte.
     Du musst mir in dieser Sache vertrauen.«
    Sie holte lange, zögernd Luft. Mit schwacher Stimme sagte sie: »Ich vertraue dir, mein Sohn. Sogar wenn ich um dich fürchte.«
    »So wie ich um dich und jeden in diesem Land fürchte. Deshalb muss ich das tun.« Ich deutete auf Dinatius, der im Schmutz
     lag. »Er ist der Einzige, den ich mitnehme. So wird er bei mir sein, wo immer ich enden mag – nicht bei dir.«
    Bedrückt nickte sie, genau wie der kleine Junge neben ihr.
    »Ich werde euch wiedersehen«, erklärte ich und glaubte das selbst nicht ganz. »Euch beide.«
    Ich drehte mich um und ging über den Hang. Als ich bei Dinatius war, stöhnte er und drehte den Kopf hin und her. Einen Augenblick
     blieb ich stehen und beobachtete ihn, dann bückte ich mich nach meinem Stock. Ich umfasste das kalte Holz und stieß die Spitze
     in den Boden. Der Wind blies gegen meinen Rücken und pfiff mir in den Ohren. Aber ich stand unnachgiebig da, so wie ich vor
     Rhita Gawr stehen würde.
    Eine Zeit lang blieb ich so steif wie der Stock und dachte über die größte der magischen Künste nach – die Kraft desSpringens. Ich wusste nicht genau, ob ich wirklich bereit dafür war. Ich schaute hinauf zum oberen Hügelrand; am liebsten
     wäre ich hinaufgeklettert und hätte im Mistelkreis nach irgendwelchen Lebenszeichen meines magischen Samens geschaut. Aber
     ich widerstand, ich musste mich auf die eine wichtige Aufgabe konzentrieren.
    Springen. Den ganzen Weg bis zum Steinkreis.
    Die Windstöße wurden stärker, so dass ich den Stock fester fassen musste. Meine Hand, merkte ich jetzt, umklammerte das Zeichen
     des Springens, das tief ins Tannenholz gebrannt war: ein Stern in einem Kreis. Viel Zeit war vergangen, seit Gwri mit den
     goldenen Haaren mir dieses Zeichen gegeben hatte – mit der

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