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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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funkelte auf den geborstenen Steinen, zerbrochenen Waffen und halb vergrabenen Schmuckstücken, die
     über den Hügel verstreut waren. Im Westen bildeten goldgekrönte Wellen bewegliche Linien, die sich mit der fernen Nebelwand
     vereinigten; sie wurde schließlich eins mit dem azurblauen Himmel.
    Die Brandung schlug und schäumte am Fuß der Klippen; steil und schwarz standen sie da bis auf zutage liegende Gesteine, dicke,
     gelbliche, sahnegleiche Streifen. Aber jetzt umgaben die Klippen den Hügel nur auf drei Seiten. Im Osten sah ich nicht mehr
     das Meer, sondern braune Felder bis zu den schneegesprenkelten Hügeln.
    Zu meinen Füßen lag Dinatius. Er mochte verletzt und bewusstlos sein, doch er blieb eine Gefahr für uns alle. Ich hatte sein
     Leben verschont, ja. Aber er sollte keine weitere Gelegenheit haben, Schaden anzurichten.
    Ich sah eine rote Schnur mit silbernen Quasten an jedem Ende, die über einen Sandstein drapiert war. Genau das Richtige! Schnell
     wickelte ich sie um den Körper des Kriegers, wobei ich darauf achtete, seine flachen Klingen fest an seine Seiten zu drücken.
     Schwach vor Erschöpfung und Blutverlust strengte es mich an, ihn herumzuwälzen, um die Knoten zu sichern. Unmöglich konnte
     ich ihn noch einmal hochheben; auf den Füßen zu bleiben war für mich schwierig genug. Kurz darauf war er gefesselt. Zwar mussteich darauf achten, dass er nicht die Schnur durchschnitt, aber es war das Beste, was ich tun konnte.
    Eine plötzliche Furcht überkam mich. Wie ging es Elen und den anderen? Selbst wenn ihre Bucht nicht mit der Küste zusammengestoßen
     war, könnte durch den Anprall eine Klippe heruntergestürzt sein. Kinder könnten verletzt sein – oder Schlimmeres. Besorgt
     schaute ich übers Gelände und suchte den Felsrand, der oberhalb ihrer Bucht hervorragte.
    Dann sah ich, wo er hätte sein sollen. Der ganze Abschnitt war zusammengebrochen und hatte eine tiefe Rille am Rande des Hügels
     hinterlassen. Ohne auch nur nach meinem Stock zu greifen stolperte ich auf die Stelle zu. Mein Fuß blieb an einem Dolchgriff
     hängen und ich stürzte und rollte über die lockere Erde. Meine Schulterwunde, vom Schmutz geschwärzt, tat sehr weh.
    Keuchend rappelte ich mich auf – da hob sich ein kleiner lockiger Kopf über den Rand. Lleu! Er kletterte den Hang herauf,
     gefolgt von meiner Mutter, deren blaues Gewand mit Sand befleckt war. Ein paar Sekunden später umarmten wir drei uns und schwankten
     im Wind, der vom Wasser her kam.
    Schließlich gaben Lleus Arme mich frei. Er betastete den Schorf an seinem Kopf, während er ehrfürchtig die verstreuten Schätze
     um uns herum betrachtete – und den reglosen Körper seines Angreifers. Inzwischen erforschte Elen mit den Saphiraugen mein
     Gesicht und wandte sich dann meiner verwundeten Schulter zu.
    »Das ist tief, Merlin.« Sie machte sich daran, die Wunde mit ihrem seewassergetränkten Ärmel zu reinigen. »Knie dich hin,
     damit ich versuchen kann dich zu heilen. Oh, was würde ich für Zitronenbalsam geben.«
    »Nein, Mutter. Säubere die Wunde, bitte, aber sonst nichts. Ich muss –
ohh!
das tut weh – gehen . . .«
    »Du gehst nirgendwohin, mein Sohn, bis ich sie verbunden habe. Schau nur, sie blutet wieder.« Elen kaute an ihrer Lippe. »Und
     dann brauchst du Ruhe.«
    »Unmöglich.« Schwach schüttelte ich den Kopf. »Es sind nur noch zwei Tage bis zur Schlacht! Das ist kaum genug Zeit, selbst
     wenn ich laufe wie ein Hirsch.«
    »Wie kannst du nur vom Laufen reden?«
    Mit dem festen Griff einer erfahrenen Heilerin drückte sie auf meine gesunde Schulter. Meine geschwächten Beine knickten ein
     und ich fiel im Schmutz auf die Knie. Zögernd gab ich nach und sagte mir, ich würde aufbrechen, sobald sie fertig war. Noch
     als sie mir zuredete mich flach auf den Rücken zu legen, bombardierte sie mich mit Fragen über die Ruinen, die Insel und natürlich
     Dinatius. Ich antwortete, so gut ich konnte, aber erst nachdem sie mir versicherte hatte, dass durch den Felsrutsch über der
     Bucht, der den Weg für Lleu und sie geöffnet hatte, niemand verletzt worden war.
    Ich erinnere mich, wie sie Lleu bat, feuchten Tang und eine Flasche Meerwasser zu holen. Ich erinnere mich, wie ich das unaufhörliche
     Schlagen der Wellen hörte, die ständig gegen die Klippen schwappten. Und ich erinnere mich an eine einsame Dreizehenmöwe,
     die im Frühmorgenlicht herabstieß. Dann verlor ich das Bewusstsein.
    Als ich zu mir kam, packte mich

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