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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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Lichtschranken und summte wie ein riesiger Bienenschwarm.
     An ihrem Fuß brodelte heftig das Wasser. Der große Hut war auf die Stelle zugeschwenkt. Er taumelte schon im Schaum des Strudels.
    Kehr um!
, beschwor ich das Schiff.
Kehr um, bevor...
    Ein heftiges Stöhnen stieg vom Hut auf, als ihn zwei mächtige Wellen aus entgegengesetzten Richtungen trafen.Ein gähnendes Loch entstand gerade über der Unterseite und spuckte gewundene Äste aus. Wasser floss hinein. Über dem Getöse
     hörte ich Kinderschreie.
    Mit aller Kraft schwamm ich zu dem zerbrechenden Fahrzeug.
    Eine weitere Welle stürzte über mich und zog mich in die Tiefe. Kaltes Wasser strömte in meine Lungen. Keuchend kam ich zur
     Oberfläche zurück – gerade rechtzeitig, um die endgültige Zerstörung unseres Schiffs zu sehen. Ranken lösten sich und wanden
     sich in der Luft wie wütende Schlangen. Äste rissen sich los und ließen zahllose Holzstückchen hochschnellen.
    Ein ganzer Teil schlug in eine Lichtsäule und stand sofort in Flammen, er überschüttete die tosenden Wasser mit Funken und
     feuriger Glut. Brennendes, orange leuchtendes Harz brodelte aus den Verbindungsstellen und tropfte hinunter ins Meer. Große
     Dampfsäulen stiegen mit lautem Zischen dort auf, wo Wasser und Feuer aufeinanderstießen.
    Um mich herum tauchten kleine Köpfe auf, Arme schlugen um sich und griffen nach treibenden Holzstücken. »Elen!«, rief ich.
     »Lleu! Cuwenna!« Aber ich konnte sie nicht finden. Über das Brausen und Donnern der Wellen und das bedrohliche Summen im Hintergrund
     hinaus verstörten mich am meisten die entsetzten Schreie   – Schreie, die ich selbst verursacht hatte.
    Ich sah, wie ein Junge in der Nähe versank, und streckte die Hand aus, um ihm zu helfen. Seine sandfarbenen Locken schwammen
     auf dem Wasser wie gelbes Tanggeflecht. Ich packte seine Locken und hob seinen Kopf. Es war Lleu! Spuckend umfasste er in
     Panik meinen Hals und drückte wie eine Schlinge zu – so fest, dass ich kaum atmen konnte.
    Als ich mich wand, um freizukommen, sanken wir beide unter die Oberfläche. Der Junge ließ mich los und schlug wild um sich.
     Ich fasste die Schulter seiner Tunika und zog ihn mit kräftigen Beinstößen hoch. Aber die Oberfläche schien so weit entfernt,
     meine Arme kamen mir so viel schwerer vor als je zuvor. Meine Lungen lechzten nach Luft! Ich mühte mich zu schwimmen, spürte
     aber, wie ich sank statt aufstieg. Ich konnte Lleu nicht nach oben bringen, noch nicht einmal mich selbst.
     
    In meinem Kopf wurde es dunkel. Von irgendwoher hörte ich schwach die Worte meiner Mutter:
Eines Tages wirst du die tiefsten Tiefen des Meeres bewegen.
Was für eine bittere Ironie! Die Worte hallten mit heiserem Gelächter in meiner Erinnerung.
    Die Tiefen bewegen . . .
Von anderswo, sehr viel tiefer, stieg eine andere Erinnerung auf. Nicht die Gedanken, nicht der Verstand erinnerte sich. Das
     war eher eine Erinnerung des Bluts.
    »Meer!« Ich hörte mich laut rufen und die letzten Atemreserven in die wogende See leeren.
    Undeutlich merkte ich, das etwas mein Kinn streifte. Dann meine Hände, die Brust, die Schenkel. Blasen! Sie waren zu Tausenden
     um mich herum, so winzig, dass ich sie nicht sehen, nur fühlen konnte. Die Blasen umgaben mich wie ein Netz, drückten sich
     an meinen Körper, trugen das Gewicht. Sanft liebkosten sie mich, hielten mich und führten mich dann empor. Endlich durchbrach
     ich die Oberfläche.
    Das Meer hatte meinen Ruf beantwortet.
    Neben mir schaukelte Lleu im Wasser, von seinem eigenen Blasennetz getragen. Hustend wie ich rang er nach Luft. Doch ich empfand
     kein Entsetzen mehr, nur eintraumhaftes Gefühl des Wohlbefindens. Ich griff nach Lleus ausgestreckten Arm, zog ihn zu mir und hielt ihn so sicher, wie
     das umgebende Wasser uns beide hielt. Den aufwühlenden Strömungen zum Trotz trieben wir und alle anderen Passagiere unseres
     Schiffs an der Oberfläche.
    Plötzlich sah ich eine glatte, glänzende Gestalt über dem Wasser aufsteigen. Nicht weit von uns teilte ein riesiger Fischschwanz
     die Oberfläche mit einem schimmernden Tropfenschleier. Dann tauchte ein weiterer Schwanz auf und daneben ein Rumpf mit silbernen
     Schuppen. Weitere Figuren kamen in Sicht, sie leuchteten rosa und grün, violett und gelb.
    Mit einem Mal hob sich eine neue Welle aus dem Meer. Sie stieg höher, Wasser strömte von ihrem farbigen Kamm. Blitzartig wurde
     mir klar, dass es eine Brücke war, keine Welle. Eine strahlende,

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