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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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Scheide. »Oder unser Fincayra, die Welt, die ich so gern hier und jetzt retten will?«
    Sie sah mich an mit einem Blick, der unter die Haut zu dringen schien. »Das weiß ich nicht. Ich kann dir nur Folgendes sagen:
     Dein Großvater erklärte, dass deine magischen Kräfte eines Tages so stark sein werden, dass du die tiefsten Tiefen des Meeres
     bewegen würdest.«
    Wir blieben noch sitzen und spürten den kalten Wind über den Wellen. Als sie wieder redete, wünschte sie mir eine gute Nacht.
     »Ich gehe jetzt hinunter und schau nachden Kindern. Dann hätte ich gern selbst ein bisschen Schlaf.« Mit einem kleinen Lächeln fügte sie hinzu: »Ich hoffe, du auch,
     Merlin.«
    Ich nickte nur.
    Nachdem ich ihr nachgeschaut hatte, richtete ich mein zweites Gesicht in die Ferne. Ich folgte den Nebelschwaden, die sich
     nur selten lichteten und die Andeutung einer Küste oder einen Rand des gerundeten Monds freigaben. Manchmal sah ich auf die
     Maschen der verschlungenen, silbern gestreiften Äste unter mir. Meine Gedanken strömten wie Wellen immer wieder zu den Erinnerungen
     an meine liebsten Freunde. Rhia . . . Wie war es ihr bei den Bäumen und den anderen ergangen? Und Shim – lief er in Urnaldas
     Falle? Ich dachte an Cairpré, der wahrscheinlich eine Möglichkeit suchte, wieder zu Elen zu kommen. Nichts würde ihn aufhalten,
     das wusste ich, noch nicht einmal eine Mauer aus tödlichen Zaubersprüchen. Und ich verstand seine Gefühle umso mehr, weil
     ich ebenso für einen anderen Menschen fühlte. Wenn ich nur bald wieder mit ihr zusammen sein könnte . . .
    Obwohl ich mir vorgenommen hatte wachsam zu bleiben, sank mein Kopf tiefer. Als ich endlich aufwachte, war es bereits zu spät.

XXV
DER NEUE TAG
    I ch erwachte vom Schlag einer riesigen Welle gegen die Seite unseres Schiffs. Wasser platschte über den Hutrand, durchnässte
     mich völlig und rollte mich mit seiner Kraft herum. Ein großer Teil der Welle schwappte hinunter in die Höhlung und rief drunten
     lautstarke Aufregung hervor. Ich griff nach meinem Stock und schaffte es, aufzustehen.
    Blasses, goldenes Licht drang durch die auseinander ziehenden Nebelfetzen und funkelte auf den schäumenden Wellenkämmen. Das
     Licht der Morgendämmerung. In diesem ersten Augenblick sah ich zwei Dinge auf einmal, beide vom neuen Morgenlicht erhellt:
     eine Wellenlinie direkt vor uns, die seltsam hoch aufstieg – und dahinter eine schroffe kleine Insel mit steilen Klippen aus
     dunklem Fels. Oben auf der Insel war ein zerklüfteter Hügel, der wie eine sonnenbeschienene Krone leuchtete.
    Hinter uns sah ich durch den Dunst den Umriss von Fincayras westlicher Küste. Ihre Felsenklippen stiegen steil aus der schäumenden
     Brandung. Ich wandte mich wieder der Krone des Landes vor uns zu. Wir näherten uns also tatsächlich der vergessenen Insel!
    Aber zuerst – Wellen. Weniger wie eine Wand als wie eine zerklüftete Zahnreihe hob sich die Wellenlinie senkrecht aus dem
     Meer. Zwischen den großen Wassertürmen stiegen parallele Lichtstrahlen in den Himmel, sie bogen sich hoch über der Insel und
     schirmten sie auf allen Seitenund zugleich von oben ab. Die Lichtschranken schimmerten drohend und zitterten in der Luft. Die ganze Zeit summten sie einen
     einzigen, gespenstischen Ton. Wo sie den Ozean berührten, klatschten wütend wilde Wellen. Manche dieser Wellen wie die eine,
     die uns getroffen hatte, stürzten nach außen und stießen mit allem zusammen, das zufällig in ihre Bahn geriet.
    In diesem Moment traf uns eine andere Welle. Noch größer als die erste, schlug sie in unser Schiff wie eine Riesenhand. Kinder
     schrien, als sie in der Höhlung übereinander purzelten. Ich stolperte zurück und knallte auf das Astgeflecht. Mein Stock flog
     mir aus der Hand und fiel in die See.
    Der Hut neigte sich in einem steilen Winkel und schleuderte mich an die Randkante. An einem vorstehenden Rankenknoten konnte
     ich mich fangen. Als ich mich hochzog, hörte ich Holz ganz in der Nähe laut knarren. Hastig kroch ich hinüber und sah, dass
     mehrere Astschichten völlig gebrochen waren, während andere sich schnell lockerten. Plötzlich bebte der Rand unter mir heftig.
     Wurzel und Wetter, er brach! Bevor ich etwas tun konnte, riss der ganze Teil ab und fiel ins Meer.
    Ich stürzte hinunter in die peitschenden Wellen. Sekunden später kam ich an die Oberfläche und würgte von all dem Wasser,
     das ich geschluckt hatte. Direkt vor mir erhob sich eine der schimmernden

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