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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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lebende Brücke.
    Meerbewohner   – Dutzende und Aberdutzende – hatten ihre Schwänze und Flossen, Arme und Köpfe zu einem riesigen leuchtenden Bogengang vereint.
     Die Brücke aus Körpern schwang sich aus den Tiefen und wuchs immer höher. Schließlich streckte sie sich über die hochgehenden
     Wellen bis zur Küste der vergessenen Insel. Wie ein Regenbogen, der aus dem Ozean steigt und die Farben der See statt des
     Himmels hat, leuchtete der Bogengang im Licht der aufgehenden Sonne.
    Tiefe, flutende Stimmen strömten hervor, als die Meerbewohner zu singen begannen. Einige klangen so uralt wie der Ozean, andere
     so neu und zart wie ein einzelner Sprühtropfen. Ihre Stimmen vereinten sich zu einem vielschichtigen, verflochtenen Lied,
     dessen Töne mich an Walgesang, die Klagen von Wasservögeln, aufeinander prallende Wellen und vieles mehr erinnerten. Darunter
     lag ein großer, wiegenderRhythmus, der wie ein Unterton der Zeit widerhallte.
    Mit Lleu auf den Armen stieg ich hinauf. Meine durchweichten Stiefel traten zuerst auf eine violette Flosse, dann auf einen
     langen, muskulösen Rücken, auf zwei verschlungene Arme. Bei jedem Schritt sagte ich Worte des Dankes, denn mein Glück über
     diese Brücke war so tief wie das Meer. Mir folgten die Kinder, eins nach dem anderen. Sie sahen völlig erschöpft aus, zugleich
     aber überrascht und froh, am Leben zu sein. Sie schauderten in ihren nassen Sachen, doch sie winkten fröhlich. Zuletzt kam
     meine Mutter, ihr Gesicht leuchtete vor Ehrfurcht, in der Hand hielt sie meinen Stock.
    Und so führte ich sie schließlich alle aus den Wellen und in einen neuen Tag.

XXVI
EINE GOLDENE KRONE
    D ie Meerbewohner sangen weiter, als wir von der glänzenden Brücke traten und an eine Bucht mit schwarzem Sand kamen, die unter
     den schroffen Klippen der Insel lag. Sobald ich an Land war, setzte ich Lleu ab, der mir mit leuchtendem Gesicht zulächelte.
     Seine kleine Hand lag in meiner, als wir uns umdrehten, um das grandiose Schauspiel zu betrachten.
    Die Brücke der Meerbewohner wölbte sich hoch über der schrecklichen Wellenschranke, die rund um die Insel verlief, und leuchtete
     im Morgenlicht. Über die Brücke gingen hintereinander unsere Gefährten – über achtzig Jungen und Mädchen, gefolgt von meiner
     Mutter. Als sie nacheinander an Land traten, kamen sie zu uns auf den Strand und schauten hinaus auf die steigenden Wellen,
     von Nebel und Schaum durchzogen. Cuwenna, die meine Jacke wie einen großen gelben Umhang trug, ließ sich zu meinen Füßen fallen
     und schüttelte verwundert den kleinen Kopf.
    Mit Salz auf den Lippen betrachtete ich die Wasserstraße zwischen der vergessenen Insel und der Westküste Fincayras. Durch
     ihre Mitte lief die wogende Wellenwand, mit Lichtschranken besetzt, die seit vielen Jahrhunderten jeden davon abgehalten hatten,
     seinen Fuß auf diese Stelle zu setzen. Plötzlich, während ich sie musterte, fielen die Schranken in sich zusammen. Die Wellenwand
     stürzte ins Meer und schleuderte hohe Sprühwassertürme auf, während die leuchtenden Lichtschranken mit dem Wasser verschmolzen.Bestimmt hatten sie sich nur zurückgezogen und warteten auf den nächsten Reisenden, der diese Fahrt wagte. Kurz darauf sah
     die sonnenbeschienene See mit ihren goldgekrönten Wellen trügerisch still aus.
    Dann, als meine Mutter schließlich den Sand betrat, brach auch die Brücke der Meerbewohner zusammen. Ein donnernder Krach
     hallte über die Wasserstraße, verstärkt vom Getöse der vielen Schwänze und Arme, die ins Wasser schlugen. In wenigen Sekunden
     verschwand das Meervolk unter der Oberfläche. Nachdem die anderen Geräusche verklungen waren, hingen noch eine Weile die empfindsamen
     Töne ihres Liedes in der Luft. Schließlich lösten auch sie sich auf.
    Schweigend standen wir in den wärmenden Strahlen der aufgehenden Sonne und schauten hinaus aufs Meer, während Seewasser von
     uns tropfte. Selbst die kleinsten Kinder waren starr vor Staunen. Wir wussten, dass uns ein Wunder gerettet hatte. Ein Wunder
     aus dem tiefsten Herzen der See.
    Ich schaute hinunter auf Lleu. Er betrachtete mich mit seinen nachdenklichen Augen und verzog dann langsam den Mund zu einem
     Grinsen. »Du hast mich gerettet.« Er wischte sich ein bisschen Salzwasser von der Wange.
    »Nein. Das Meer hat uns beide gerettet.«
    Er legte den Kopf schief und überlegte. »Dann ist die Magie des Meeres stärker als deine?«
    »Viel stärker, Junge.«
    Meine Mutter

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