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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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meiner Hand. Trotzdem schaffte ich es, höher zu klettern, wobei ich mich zur Sicherheit in
     den Spalt klemmte. Als ich dreimal so hoch wie meine Größe gekommen war, machte ich eine Pause, um meine aufgeschürften Finger
     auszuruhen und Felssplitter aus den Haaren zu schütteln. Ich tat, als würde ich nicht sehen, wie Elen unterhalb der Klippe
     hin und her ging.
    Dann arbeitete ich mich höher. Immer wieder rutschten Knie oder Fuß auf dem nassen Felsen aus oder ein Halt brach ab, doch
     ich brachte es fertig, nicht zu fallen. Schließlich stieß ich mit dem Kopf gegen einen flachen Stein, der leicht aus der Wand
     ragte. Es schien keinen Weg um ihn herum zu geben. Ich war so hoch über dem Sand, dass ich fast oben sein musste. Ich umklammerte
     die Kante erst mit der einen, dann der anderen Hand und belastete den Vorsprung mit so viel Gewicht wie möglich. Ein paar
     Splitterbrachen ab, doch er hielt. Vorsichtig legte ich ein Bein darüber und zog mich hoch.
    Mein Herz raste, mehr vor Ungeduld als wegen der Anstrengung. Endlich würde ich die Wahrheit über diese Insel erfahren – ob
     sie irgendetwas trug, das Nahrung glich. Und, weniger wahrscheinlich, irgendetwas, das diese alten Mythen über die Flügel
     rechtfertigte.
    Ich wälzte mich auf den flachen Stein und hielt die Luft an.
    Vor mir lag nichts als Trümmer und Ruinen. Der kronenförmige Hügel war eigentlich der Rest eines riesigen Erdwalls. Er war
     auseinander gerissen, sein Inhalt war überall verstreut und das Ganze glich einem ungeheuren geschändeten Grab.
    Überall auf den steilen, unbewachsenen Hängen, zwischen Schmutz, zerbrochenem Holz und großen Granitblöcken, befanden sich
     unzählige eiserne Kessel, bunt bemalte Masken, Trinkgefäße mit Silbergriffen, Horninstrumente und Tonscherben. Ich sah edelsteinbesetzte
     Schwerter, von denen mehrere entzweigebrochen waren, und die Teile eines Ochsenjochs. Zwischen den Trümmern lagen geborstene
     Schalen, Perlenketten, Schuhschmuck, Halsspangen, goldene Gürtelschließen, zerquetschte Schilde, Brustpanzer und Degen, dunkel
     vom Rost. Zerschmetterte Statuen lagen unter dem Schutt, mindestens zwei umgefallene Wagen – und nicht wenige verrenkte Skelette,
     manche noch in Rüstungen.
    Ich trat näher, wich einem Schädelteil aus und legte die Hand auf die Seite eines Steinblocks, der mehr als doppelt so groß
     wie ich war. An den tiefen Einschnitten im Granit sah ich, dass er als Türsturz eines Eingangs gedient hatte. Doch Eingang
     wozu? Vielleicht zu einer unterirdischen Festung.Oder zu einem Gemeinschaftshaus, in dem viele Menschen einst mit allen ihren wertvollen Besitztümern gelebt hatten.
    Ein Gemeinschaftshaus, das völlig zerstört worden war.
    Dann bemerkte ich etwas an dem Granitblock. Seine Form glich den großen Sandsteinen, die Menschen früher an den Eingang von
     Hügelgräbern gestellt hatten! Diese Sandsteine, von eigener Magie erfüllt, galten als Wachen und beschützten die Geister derer,
     die in den Hügeln begraben waren. Vielleicht war dieser ganze Hügel ein Hügelgrab gewesen? Nein, das war absurd. Das größte
     Hügelgrab, das ich je gesehen oder dessen Beschreibung ich gehört hatte, umfasste noch nicht einmal ein Hundertstel dieser
     Größe.
     
    Ich fuhr mit den Fingern über den Stein und hinterließ Spuren im Schmutz. Zu meiner Überraschung ertastete ich leichte Einkerbungen.
     Ich blies den Schmutz weg – und fand Reihen eingemeißelter Runen, verschlungen wie Spinnweben. Ich beugte mich näher und las
     laut:
    Trete ein und bete hier:
    Göttliche Herren sind tief begraben.
    Ewig wird ihr Leben verehrt,
    Nie beschmutzt mit irdischem Los.
    Mein Blick heftete sich auf ein einziges Wort:
begraben
. Das war also doch ein Grab gewesen! Und dennoch könnte es bei dieser Größe leicht auch anderen Zwecken gedient haben.
    Nachdenklich schürzte ich die Lippen.
Göttliche Herren . . . ihr Leben verehrt.
Vielleicht war der Hügel zugleich eine Art heiliges Monument. Ein Ort der Anbetung. Aber von wem?
    Göttliche Herren
klang zweifellos, als wären sie Götter. Vielleicht war das eine Kultstätte für Dagda und seine Anführer. Aber nein, Dagda
     war ein großer Geist, doch eine so plumpe Anbetung würde er weder fördern noch überhaupt erlauben. Er war viel zu bescheiden.
     Und außerdem, wenn die alten Legenden tatsächlich die Wahrheit erzählten, war er es, der diesen Ort zerstört und für immer
     von Fincayra getrennt hatte. Bestimmt hätte er das nicht

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