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Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Titel: Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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Stamm und die Äste. Die Wurzeln schwollen an und gruben
     sich in die Ufer des Bachs, der jetzt rasch den Hang hinunterströmte.
    Eine Buche. Ich grinste, als ich sah, wie ihre stämmigenÄste sich zum Himmel reckten. Die Brise spielte mit ihren silbrigen Blättern. Beim Anblick einer Buche überkam mich immer
     ein Gefühl des Friedens, der ruhigen Kraft. Und ich hatte den Baum gerettet. Ich hatte ihm das Leben wiedergegeben. Wie diesem
     ganzen Hang, wie so vielen Hängen zuvor. Ich genoss das prickelnde Gefühl meiner Macht. Der große Rat hatte gut gewählt. Vielleicht
     hatte ich tatsächlich das Herz eines Zauberers.
    Dann bemerkte ich mein Spiegelbild in einer Pfütze, die sich zwischen den Baumwurzeln am Ufer gebildet hatte. Angesichts der
     narbigen Wangen und der schwarzen, blicklosen Augen verging mir das Lächeln. Wie hatte Rhia meine Augen beschrieben, als wir
     uns zum ersten Mal begegneten?
Wie zwei Sterne, die hinter Wolken verborgen sind.
Ich wünschte, ich könnte wieder mit meinen Augen, meinen eigenen Augen sehen.
    Das zweite Gesicht war natürlich besser als Blindheit. Nie konnte ich den wunderbaren Moment vergessen, in dem ich entdeckt
     hatte, dass ich tatsächlich ohne meine Augen sehen konnte. Doch das zweite Gesicht war kein Ersatz für die wirkliche Sehkraft.
     Farben verblassten, Einzelheiten verschwammen, die Dunkelheit war noch finsterer. Was würde ich geben, um meine Augen zu heilen!
     Auch wenn sie verbrannt und nutzlos waren, wusste ich immer, dass sie da waren. Sie erinnerten mich ständig an alles, was
     ich verloren hatte.
    Und ich hatte so viel verloren! Ich war erst dreizehn, und schon hatte ich meine Mutter, meinen Vater und jedes Zuhause verloren,
     das ich je gekannt hatte, und noch dazu meine Augen. Ich konnte fast meine Mutter hören, wie sie aufmunternd fragte, ob ich
     nicht auch etwasgewonnen hatte. Aber was? Vielleicht den Mut, allein zu leben. Und die Fähigkeit, das verwüstete Land von Fincayra zu retten.
    Ich wandte mich wieder der Buche zu. Schon hatte ich einen guten Teil der dunklen Hügel wiederhergestellt, die sich von den
     Ruinen des verhüllten Schlosses, jetzt ein heiliger Steinkreis, bis fast zu den nördlichen Ausläufern des verhexten Moors
     erstreckten. In den nächsten Wochen würde ich den Rest wieder zum Leben erwecken. Dann konnte ich das Gleiche für die verdorrten
     Ebenen tun. Obwohl es so viele Geheimnisse barg, war Fincayra schließlich keine sehr große Insel.
    Ich setzte die Harfe ab und trat näher an die Buche heran, legte die Hände an die glatte, silbrige Rinde, spreizte die Finger
     und spürte, wie das Leben durch den starken Stamm strömte. Dann schürzte ich die Lippen und stieß einen leisen, zischenden
     Laut aus. Der Baum bebte, als würde er unsichtbare Ketten sprengen. Seine Zweige zitterten und machten dabei ein zischendes
     Geräusch, ganz ähnlich wie ich.
    Ich nickte und freute mich über meine Geschicklichkeit. Wieder zischte ich. Wieder antwortete der Baum. Doch diesmal zitterte
     er nicht nur. Denn ich hatte einen Befehl gegeben.
    Beuge dich. Beuge dich zum Boden.
Ich wollte mich in seine höchsten Zweige setzen. Dann würde ich ihm befehlen sich wieder aufzurichten und mich hochzuheben.
     Denn soweit ich mich zurückerinnern konnte, hatte ich immer am liebsten in Baumwipfeln gesessen. Bei jedem Wetter. Aber ich
     hatte immer hinaufklettern müssen – bis heute.
    Zögernd, mit beträchtlichem Krachen und Ächzen, begann sich die große Buche zu beugen. Ein Stück Rinde riss vom Stamm. Ich
     streckte den Hals und sah, wie die höchsten Äste sich senkten. Während der Baum sich vor mir neigte, suchte ich mir einen
     Sitz aus, eine Gabel nicht weit vom Wipfel.
    Plötzlich hörte ich ein anderes Zischen. Der Baum beugte sich nicht weiter. Langsam richtete er sich wieder auf. Zornig wiederholte
     ich meinen Befehl. Der Baum hielt inne, dann beugte er sich erneut.
    Und wieder erklang ein Zischen. Der Baum hörte auf sich zu neigen und richtete sich auf.
    Das Blut stieg mir ins Gesicht. Wie war das möglich? Ich grub die Finger in den Stamm und wollte es wieder versuchen, als
     ein klares, glockengleiches Lachen an meine Ohren drang. Ich fuhr herum und sah ein blätterbehangenes Mädchen mit graublauen
     Augen und braunem Lockenkopf. Glänzende Ranken waren um ihren Körper gewunden, als wäre sie selbst ein Baum. Immer noch lachend
     schaute sie mich an, die Hände auf dem Gürtel aus gewobenem Gras.
    »Rhia! Das hätte ich

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