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Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Titel: Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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Stangmar gerettet. Ich hatte sein ganzes Schloss zu Fall gebracht.
     Und die Pläne seines Herrn Rhita Gawr vereitelt. Es schien nur angemessen, dass der große Rat mir die Harfe anvertraut hatte.
     Und dass die Harfe mir gehorchte.
    Als ich mich einem schattigen Felsausläufer näherte, bemerkte ich darunter eine ausgetrocknete Bachrinne. Zweifellos hatte
     sie seit Jahren keinen Tropfen Wasser gesehen. Die Erde, die noch nicht davongeweht war, sah so rissig und verwittert aus
     wie ein ausgebleichtes Skelett. Bis auf einen einsamen, dürren Baum mit einem dünnen Rindenstreifen am Stamm und ohne ein
     einziges Blatt gab es hier nichts Lebendiges. Keine Pflanzen. Keine Insekten. Keine Tiere gleich welcher Art.
    Zuversichtlich rieb ich das knotige Ende meines Stocks, spürte die tiefen Kerben und roch den würzigen Duft der Hemlockstanne.
     Dann zog ich das Lederband der Harfe von der Schulter und achtete darauf, dass es sich nicht in der Schnur meines Kräuterbeutels
     verwickelte, den meine Mutter mir in unseren letzten gemeinsamen Augenblicken gegeben hatte. Ich hielt die Harfe im linken
     Arm und betrachtete die verschlungenen Blumenschnitzereien, die eingelegten Eschenstreifen, die sorgsam verteilten Klanglöcher.
     Die Saiten aus Ziegendarm schimmerten dunkel im Frühmorgenlicht. Und der Hals, der den Resonanzkörper mit der Säule verband,
     war so anmutig gebogenwie ein Schwanenflügel. Eines Tages, versprach ich mir, würde ich lernen eine solche Harfe zu bauen.
    Wieder traf mich ein kalter Windstoß und ich fuhr mit den Fingern über die Saiten. Plötzlich erklang Musik, eine schwungvolle,
     magische Musik, die mir das Herz leicht machte wie keine Melodie, die ich seit den Liedern meiner Mutter vor so langer Zeit
     gehört hatte. Obwohl ich die Harfe jetzt schon über Dutzende dieser Hügel getragen hatte, wurde ich ihres voll tönenden Lieds
     nicht überdrüssig. Ich wusste, das würde nie geschehen.
    Ein kleiner Farnschössling hob sich aus der Erde und entrollte sich. Wieder zupfte ich an den Saiten.
    Plötzlich wurde der Hang lebendig. Spröde Stängel verwandelten sich in biegsame, grüne Grashalme. Ein Bach plätschterte durch
     die Rinne und tränkte die durstige Erde. Kleine blaue Blumen, mit Tautropfen benetzt, schossen an seinen Ufern hervor. Ein
     neuer Duft erfüllte die Luft, eine Mischung aus Lavendel, Thymian und Zeder.
    Ich atmete diese Aromen ein, während ich der Harfenmelodie lauschte, die noch in der Stille nachklang. Dann dachte ich daran,
     wie die Kräutersammlung meiner Mutter geduftet hatte, und meine Stimmung schlug um. Wie lange war es her, seit ich sie gerochen
     hatte! Noch bevor ich geboren war, hatte sich Elen mit den Saphiraugen mit getrockneten Blüten, Samen, Blättern, Wurzeln,
     Rindenspänen und anderem umgeben, das sie benutzte, um die Wunden anderer zu heilen. Doch manchmal hatte ich den Verdacht,
     dass sie ihr Leben mit diesen Dingen füllte, weil sie die Aromen genoss. Genau wie ich – bis auf Dill, der mich immer zum
     Niesen brachte.
    Doch weit mehr als die Düfte, die sie hegte, hatte ichdie Gesellschaft meiner Mutter genossen. Sie versuchte immer mich mit Wärme und Sicherheit zu umgeben. Selbst wenn die Welt
     ihre Anstrengungen vereitelte – was nur zu oft geschah. Sie sorgte für mich in all diesen schlimmen Jahren in Gwynedd, das
     von manchen Wales genannt wurde, ohne je einen Dank zu erwarten. Selbst wenn sie sich zurückhaltend und verschlossen gab,
     weil sie mich vor meiner Vergangenheit schützen wollte, selbst wenn ich vor Zorn fast erstickte über ihre Weigerung, meine
     Fragen nach meinem Vater zu beantworten, selbst wenn ich in meiner Angst und Verwirrung zurückschlug, indem ich mich weigerte
     sie mit dem Wort zu nennen, das sie am meisten hören wollte – selbst dann liebte ich sie.
    Und jetzt, wo ich endlich verstand, was sie für mich getan hatte, konnte ich ihr nicht danken. Sie war weit, weit weg, jenseits
     des Nebels, jenseits des Ozeans, jenseits der zerklüfteten Küste von Gwynedd. Ich konnte sie nicht berühren. Ich konnte sie
     nicht mit diesem Wort rufen: Mutter.
    Ein Brachvogel flötete im Baum und holte meine Gedanken in die Gegenwart zurück. Was für ein fröhlicher Gesang aus voller
     Kehle! Ich zupfte wieder die Harfensaiten.
    Vor meinen Augen wurde der Baum plötzlich lebendig. Knospen bildeten sich, Blätter sprossen und Schmetterlinge mit bunten
     Flügeln flogen zu den Zweigen. Glatte graue Rinde überzog den ganzen

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