Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Titel: Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
Vom Netzwerk:
noch nicht reif. Es wäre gescheiter, zu warten, bis du einen
     anderen findest.«
    Sie kaute unbeeindruckt weiter.
    Ich riss ein Grasbüschel aus und warf es den Hang hinunter. »Und wenn du so viele saure Beeren isst, dass du für süße keinen
     Platz mehr hast?«
    Sie drehte sich zu mir um, ihre Backen waren von den Beeren so angeschwollen wie die eines Eichhörnchens von Eicheln. »Mmmpf.«
     Sie schluckte. »Dann muss eswohl ein Tag für saure Beeren sein, nicht für süße. Aber diese kleine Stimme sagt mir, dass es hier auch süßere gibt. Es geht
     darum, den Beeren zu vertrauen.«
    »Beeren vertrauen! Was um alles in der Welt soll denn das heißen?«
    »Genau, was ich gesagt habe. Manchmal ist es am besten zu leben, als würde man einen großen Fluss hinuntertreiben. Dem Wasser
     zuzuhören und sich ihm zu überlassen, statt zu versuchen den Lauf des Flusses zu ändern.«
    »Was haben Beeren mit Flüssen zu tun?«
    Sie schüttelte den Kopf, dass die braunen Locken flogen. »Ich frage mich . . . sind alle Jungen so schwierig wie du?«
    »Schluss jetzt!« Ich sprang auf und warf mir die blühende Harfe auf den Rücken, wobei mich der alte Schmerz zwischen den Schultern
     zusammenzucken ließ. Ich ging über die Wiese, mein Stock hinterließ eine Spur aus winzigen Abdrücken im Gras. Als ich einen
     neu belebten, aber immer noch schlaff herabhängenden Weißdorn zu meiner Linken sah, griff ich über die Schulter und zupfte
     eine Saite. Sofort richtete sich der Weißdorn auf und brach in rosa und weiße Blüten aus.
    Ich schaute zu Rhia zurück und hoffte, sie würde wenigstens ein Wort des Lobes sagen, selbst wenn es halbherzig war. Aber
     sie schien völlig damit beschäftigt, die Zweige ihres Beerenbuschs zu befingern. Ich wandte mich zu dem rostfarbenen Hügel
     am Rande der Wiese und ging rasch auf ihn zu. Der Kamm war mit schattigen Felsausläufern bedeckt, die Höhlen von Kriegergoblins
     verbergen konnten. Obwohl ich bei meinen Reisen in dendunklen Hügeln viele solcher Stellen gesehen hatte, war mir noch kein Anzeichen von Goblins aufgefallen. Vielleicht hatte
     Cairpré doch Unrecht mit seinen Befürchtungen.
    Plötzlich blieb ich stehen. Ich erkannte die zwei deutlichen Erhebungen auf dem Kamm, spielte mit meinem Stock und wirbelte
     ihn in der Hand, während mir eine neue Idee durch den Kopf ging. Dann wandte ich mich nach Westen, den Hang hinunter.
    Rhia rief.
    Ich stützte mich auf den Stock und drehte mich zu ihr um. »Ja?«
    Mit einer beerenbefleckten Hand deutete sie auf den Hügel. »Gehst du nicht in die falsche Richtung?«
    »Nein. Ich muss ein paar Freunde besuchen.«
    Sie runzelte die Stirn. »Und deine Aufgabe? Du sollst nicht ruhen, bis du die dunklen Hügel geheilt hast.«
    »Ich werde nicht ruhen.« Ich trat gegen das Gras zu meinen Füßen. »Aber niemand hat gesagt, dass ich unterwegs meine Freunde
     meiden muss. Besonders Freunde, die wirklich zu schätzen wissen, was ich tue.«
    Selbst mit meinem begrenzten Sehvermögen entging mir nicht, dass sich ihre Wangen röteten. »Meine Freunde haben einen Garten.
     Ich werde ihn gedeihen lassen wie nie zuvor.«
    Rhia kniff die Augen zusammen. »Wenn es echte Freunde sind, werden sie ehrlich zu dir sein. Sie werden dir sagen, dass du
     zurückgehen und deine Aufgabe vollenden sollst.«
    Ich stapfte davon. Ein kalter Windstoß blies mir ins Gesicht und trieb mir Tränen in die Augen. Aber ich gingweiter den Hang hinunter, meine Tunika flatterte um meine Beine.
Wenn es echte Freunde sind, werden sie ehrlich sein.
Rhias Worte hallten in mir nach. Was war überhaupt ein Freund? Vor nicht langer Zeit hatte ich Rhia für eine Freundin gehalten.
     Und jetzt kam sie mir wie eine Klette vor. Man musste ohne Freunde auskommen! Vielleicht war das die Antwort. Freunde waren
     einfach zu unzuverlässig, zu anspruchsvoll.
    Ich biss mir auf die Lippe. Natürlich wäre ein richtiger Freund anders. Jemand wie meine Mutter – absolut zuverlässig, immer
     hilfreich. Doch Elen war einzigartig. Es gab niemanden wie sie in Fincayra. Und doch . . . vielleicht würde ich, wenn mir
     Zeit genug blieb, auch andere so zu schätzen wissen. Wie die beiden, die ich besuchen wollte, T’eilean und Garlatha. Mit einem
     einzigen Griff in meine Harfensaiten würde ich zugleich ihren Garten und unsere Freundschaft bereichern.
    Der Wind ließ einen Moment nach. Ich wischte mir mit dem Ärmel die Augen, da hörte ich Rhias leise Schritte auf dem Gras hinter
     mir. Obwohl

Weitere Kostenlose Bücher