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Merlin - Wie alles begann

Merlin - Wie alles begann

Titel: Merlin - Wie alles begann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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Verdruss nicht nur, dass ich ihn lenkte, es schien ihn auch zu ermutigen. Seine Flügel schlugen
     mit neuer Kraft.
    Ich drang mit meinem zweiten Gesicht immer weiter vor. Jetzt konnte ich den flachen, von Steinen übersäten Hügelkamm sehen,
     auf dem der merkwürdige Bau stand. Doch auch als seine Umgebung besser sichtbar wurde,blieb das Gebäude selbst unscharf. Ein tiefes, grollendes Geräusch schwoll an, als wir näher kamen, ein Geräusch, als riebe
     Stein gegen Stein.
    Plötzlich verstand ich: Das Gebäude drehte sich langsam auf seinen Grundmauern. Wir hatten das verhüllte Schloss gefunden!
    Ich biss mir vor Konzentration auf die Lippe, während ich den Merlin im Kreis um das drehende Schloss steuerte. Die verschwommenen
     Umrisse wurden schärfer. Die Zinnen erwiesen sich als Türme, die Lichtringe als Fackeln, die durch rotierende Fenster und
     Torbögen sichtbar wurden. Immer wieder erkannte ich in den fackelerleuchteten Räumen Soldaten mit den gleichen Spitzhelmen,
     wie sie die Kriegergoblins trugen.
    Ich konzentrierte mein Sehvermögen auf ein tiefer gelegenes Fenster, hinter dem keine Soldaten zu sein schienen. Dorthin steuerte
     ich Verdruss im Sturzflug. Wir zielten direkt auf das Fenster. Die Zinnen, die Türme, die Torbögen kamen näher. Plötzlich
     merkte ich, dass wir zu langsam flogen und zu tief hinunterstießen. Wir würden gegen die Mauer krachen! Blitzschnell kam mir
     der entsetzliche Traum in den Sinn, den ich auf dem Meer gehabt hatte.
    Ich zog mit aller Kraft und zwang den Falken, steil aufwärts zu fliegen. Shim, der in den Klauen festgehakt war, schrie. Wir
     sausten knapp über den Steinen an den Zinnen vorbei. Im Bruchteil einer Sekunde wären wir mit ihnen zusammengestoßen.
    Ich konzentrierte mich erneut auf das Ziel und steuerte Verdruss wieder auf die Kreisbahn. Diesmal versuchte ich unsere relative
     Geschwindigkeit genauer zu schätzen.Doch ich zögerte. Schließlich hatte ich keine Augen, keine wirkliche Sehkraft. Sollte ich es noch einmal wagen, nur auf mein
     zweites Gesicht gestützt?
    Ich atmete tief ein, dann drängte ich den Falken wieder zum Sturzflug. Wir schossen auf dasselbe offene Fenster hinunter wie
     zuvor. Der Wind riss an mir und schrie mir in die Ohren.
    Als das Fenster näher kam, verkrampfte sich mein Magen wie eine Faust. Beim geringsten Irrtum würden wir an die Mauer knallen.
     Wir wurden schneller. Jetzt konnten wir nicht mehr umkehren.
    Wir sausten durch das Fenster. Im selben Moment sah ich eine Steinsäule direkt vor uns. Ich lehnte mich mit aller Kraft zurück
     und steuerte Verdruss nach links. Haarscharf flogen wir an der Säule vorbei, schlitterten über den Boden und prallten an eine
     Wand irgendwo in den Eingeweiden des verhüllten Schlosses.

XXXV
DAS VERHÜLLTE SCHLOSS
    A ls ich wieder zu mir kam, bemerkte ich als Erstes, wie klein Verdruss geworden war. Der tapfere Vogel saß auf meiner Brust
     und stieß mich erst mit dem einen, dann mit dem anderen Flügel. Plötzlich erkannte ich, was geschehen war. Ich war es, nicht
     der Vogel, der seine Größe verändert hatte. Ich war wieder groß geworden.
    Als der Merlin sah, dass ich aufgewacht war, hüpfte er hinunter auf den Steinboden. Er stieß einen tiefen, leisen Pfiff aus,
     der wie ein Seufzer der Erleichterung klang.
    Ein ähnlicher Laut kam aus einer anderen Ecke des kahlen, schattigen Raums, wo eine flackernde Fackel in einem schwarzen Eisenhalter
     an der Wand steckte. Shim setzte sich auf, schaute zu Verdruss herüber, klopfte sich vom struppigen Kopf bis zu den haarigen
     Zehen ab, blinzelte und klopfte sich wieder ab.
    Der kleine Riese wandte sich zu mir, seine Nase war in ein strahlendes Lächeln gebettet. »Ich sein froh, dass ich wieder groß
     und stark sein.«
    Ich zog eine Augenbraue hoch, unterdrückte aber ein Grinsen. »Ja, wir sind beide wieder groß. Domnu muss dafür gesorgt haben,
     dass der Zauber nur so lange wirkt, bis wir im Schloss sind.«
    Shim machte ein böses Gesicht. »Wie nett von ihr.«
    »Ich bin ihr dankbar dafür.« Ich streichelte die gestreiften Flügel des Falken. »Und für mehr.«
    Verdruss piepste entschlossen. Die gelben Ränder seiner Augen glänzten im Fackellicht. Er kratzte mit den Krallen über den
     Steinboden und ließ mich wissen, dass er wieder kampfbereit war.
    Doch die Munterkeit des Falken gab mir nur kurz neuen Auftrieb. Ich betrachtete die unbehauenen, mächtigen Steine um uns herum.
     Wände, Boden und Decke zeigten keinerlei

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