Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Merlin - Wie alles begann

Merlin - Wie alles begann

Titel: Merlin - Wie alles begann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
Vom Netzwerk:
Schmuck, kein handwerkliches Können. Das verhüllte Schloss war nicht aus Liebe, sondern
     aus Angst erbaut worden. Wenn in seiner Baugeschichte überhaupt Liebe vorgekommen war, dann Liebe zum kalten Stein und zu
     robusten Befestigungen. Deshalb gab es in diesem Schloss, falls der Raum hier keine Ausnahme war, weder Liebe noch etwas Wunderbares.
     Aber der Bau würde aller Wahrscheinlichkeit nach sogar die dunklen Hügel überdauern. Ich war überzeugt, dass er mich überdauerte.
    Erst jetzt bemerkte ich das ständige Rumpeln um uns herum. Es schwoll an, ebbte ab und kehrte so unablässig wieder wie Meereswellen.
     Das Geräusch, mit dem sich das Schloss auf seinen Grundmauern drehte! Als ich aufstand, verlor ich durch das dauernde Zittern
     des Bodens und den Sog zu den Außenwänden fast das Gleichgewicht. Ich bückte mich nach meinem Stock. Selbst mit seiner Hilfe
     brauchte ich einen Moment, bis ich fest auf den Füßen stand.
    »Mir wäre sehr viel wohler, wenn ich den Galator noch hätte«, sagte ich zu Shim.
    Er stellte sich auf den Zehenspitzen ans offene Fenster. »Es sein so dunkel dort draußen! Und der Boden bewegensich und beben die ganze Zeit. Mir gefallen es hier nicht.«
    »Mir auch nicht.«
    »Ich haben Angst. Große, große, große Angst.«
    »Ich auch.« Ich nickte ihm zu. »Aber es macht mir Mut, dass ich mit Freunden hier bin.«
    Ein neues Funkeln zeigte sich in Shims winzigen Augen. »Mut«, sagte er leise zu sich selbst. »Ich geben ihm Mut.«
    »Komm.« Vorsichtig ging ich zur Türöffnung. Draußen war ein dunkler Flur, den nur eine zischende Fackel ganz hinten erleuchtete.
     »Wir müssen versuchen Rhia zu finden! Wenn sie lebt, ist sie wahrscheinlich drunten im Verlies.«
    Shims kleine Brust schwoll. »So ein schrecklicher Ort! Ich kämpfen gegen jeden, der ihr wehtun.«
    »Nein, das wirst du nicht«, widersprach ist. »Das Schloss wird von Kriegergoblins und Ghulen bewacht.«
    »Oh.« Er sank in sich zusammen. »Dann sein es nicht ratsam zu kämpfen.«
    »So ist es. Wir müssen sie überlisten, wenn wir können. Nicht bekämpfen.«
    Verdruss flatterte auf meine Schulter und wir zogen los. So leise wie möglich schlichen wir durch den schwach erleuchteten
     Flur. Zum Glück übertönte das ständige Poltern des rotierenden Schlosses die meisten Geräusche, die wir machten, bis auf ein
     leises Klicken meines Stocks auf den Steinen. Ich überlegte, dass die Schlosswachen vermutlich nicht mit Eindringlingen rechneten
     und deshalb kaum sehr aufmerksam waren, solange wir unentdeckt blieben. Andererseits erinnerte ich mich lebhaft daran,dass ich das Gleiche von den Goblins gedacht hatte, die den Einschnitt beim verhexten Moor bewachten.
    An einer zischenden Fackel, die man einfach in eine Lücke zwischen den Steinen gesteckt hatte, bog der Flur scharf nach rechts.
     Überwölbte Eingänge säumten beide Seiten des nächsten Abschnitts, nach außen öffnete sich nur ein schmaler Fensterschlitz.
     Als wir bei ihm waren, merkte ich, dass dunkle Strahlen hinausströmten; in jedem anderen Land, das nicht unter dieser Verhüllung
     erstickte, würden Lichtstrahlen hinausströmen.
    Vorsichtig unterbrach ich mit der Hand einen solchen Strahl. Die Kälte biss in meine Finger. Meine Haut fühlte sich verwelkt,
     halb tot an.
    Schaudernd zog ich die Hand zurück und ging weiter. Shims nackte Füße tappten leise neben mir, die Falkenklauen umfassten
     beschützend meine Schulter. Ein Flur führte zum nächsten, eine zischende Fackel zur nächsten. Alle Räume, an denen wir vorbeikamen,
     waren leer bis auf die Schatten, die sich im Fackellicht an den Wänden krümmten. Ich konnte nur ahnen, wie viele leere Stockwerke
     dieser Art in dem weitläufigen Schloss lagen. Doch so weit wir auch wanderten, wir entdeckten keine Treppen.
    Vorsichtig streiften wir durch das Labyrinth der Flure, bogen nach links, dann rechts, wieder rechts, dann links. Ich fragte
     mich schon, ob wir im Kreis gingen, ob wir je eine Treppe zu den unteren Geschossen finden würden. Dann, als wir uns wieder
     einem Türbogen näherten, flatterte Verdruss an meinem Hals. Plötzlich hörte ich raue Stimmen, die einander grobe Bemerkungen
     zuriefen.
    Goblins. Den Stimmen nach mussten es mehrere sein.
    Wir warteten vor dem Eingang und wussten nicht, wie wir ungesehen vorbeikommen sollten. Verdruss hüpfte nervös auf meiner
     Schulter hin und her. Dann hatte ich eine Idee. Ich klopfte dem Merlin auf den Schnabel und deutete in den

Weitere Kostenlose Bücher