Merlin - Wie alles begann
glitzerten auf ihrer graugrünen Haut.
Einer von ihnen mit roten Armbändern über den Ellbogen zog sein Schwert und richtete es auf Cwen. Mit keuchender, rauer Stimme
fragte er: »Wer hat ihn?«
Cwen schaute verstohlen auf Rhia, die sie erstaunt ansah. »Sssie haben versssprochen, ich könnte durch den Galator wieder
jung werden.« Sie hob die runzligen Finger. »Verssstehssst du nicht? Meine Hände werden nicht mehr verwittern!«
Rhia zuckte vor Schmerz zusammen. »Ich kann nicht glauben, dass du das getan hast nach all den Jahren . . .«
»Wer?«, schnaufte der Goblin.
Cwen deutete mit einem knotigen Finger auf mich.
Der Kriegergoblin trat unter die Ulmengruppe und richtete sein Schwert auf meine Brust. »Gib ihn mir sofort. Oder muss ich
dir zuerst zeigen, was Schmerzen sind?«
»Denk daran, was ihr gesssagt habt«, erinnerte ihn Cwen. »Ihr habt versssprochen ihnen kein Leid zuzufügen.«
Der Goblin fuhr herum und schaute den alternden Bäumling an. Sein krummer Mund verzog sich zu einem dünnen Lächeln. »Das habe
ich vergessen. Aber habe ich auch dir etwas versprochen?«
Cwen riss ängstlich die Augen auf. Sie wich zurück.
»Nein!«, rief Rhia.
Es war zu spät. Das Schwert des Goblins sauste durch die Luft und trennte einen von Cwens Armen ab.
Sie schrie und griff nach der offenen Wunde, aus der braunes Blut strömte.
»Da!« Der Goblin lachte keuchend. »Jetzt brauchst du dir wegen dieser alten Hand keine Sorgen mehr zu machen!« Er ging auf
Cwen zu. »Und jetzt die andere.«
Schreiend vor Entsetzen taumelte Cwen mit ihrem blutenden, verletzten Armstumpf in den Nebel.
»Lasst sie gehen«, krächzte der Goblin. »Wir haben Wichtigeres zu tun.« Er richtete sein Schwert, von dem das braune Blut
tropfte, auf meine Kehle. »Also, wo waren wir?«
Ich schluckte. »Wenn du mich tötest, wirst du nie erfahren, wie er wirkt.«
Der Goblin sah mich heimtückisch an. »Gut, dass du mich daran erinnerst, mein Herr hat mir gesagt, ich soll die Person, die
ihn trägt, am Leben lassen. Aber er hat nicht davon gesprochen, dass auch deine Freunde verschont werden sollen.«
Ich hielt den Atem an.
»Aber vielleicht sagst du mir, wie er wirkt, wenn ich deinen Freunden nichts tue.« Er blinzelte einem anderen Goblin zu. »Dann
müssen mein lieber Herr und ich ein bisschen verhandeln.«
Er drehte sich zu Shim um, der vor Angst zitterte, und trat ihn so heftig, dass der kleine Riese durchs Gehölz flog. »Soll
ich unser Spiel mit diesem schmutzigen kleinen Zwerg beginnen? Nein, ich glaube nicht.« Er wandte sich an Rhia, seine schmalen
Augen funkelten. »Ein Waldmädchen! Welch ein unerwartetes Vergnügen.«
Rhia wich zurück.
Der Goblin nickte und zwei Männer aus seiner Bande stürzten sich auf sie. Jeder packte einen ihrer blätterumhüllten Arme.
»Gib ihn mir«, befahl der Goblin.
Ich schaute zu Rhia, dann zu ihm. Wie konnte ich den Galator aufgeben?
»Sofort!«
Ich rührte mich nicht.
»Na schön. Wir werden uns ein bisschen amüsieren, während du dich entscheidest.« Er machte eine Handbewegung zu Rhia. »Für
den Anfang brecht ihr beide Arme.«
Sofort drehten die Goblins Rhias Arme hinter ihren Rücken. Zugleich rief sie: »Nicht, Emrys! Nicht . . .«
Sie schrie vor Schmerz.
»Nein!«, bat ich und zog den Galator aus meiner Tunika. Die Edelsteine glänzten dunkel im Nebel. »Tut ihr nichts.«
Der Goblin lächelte böse. »Gib ihn mir zuerst.«
Rhias Peiniger verdrehten ihre Arme stärker und hoben sie dabei fast vom Boden. Sie schrie wieder.
Ich nahm die Schnur von meinem Hals. Das Gehölz war still bis auf das traurige Knarren der alten Ulme. Ich wog den wertvollen
Anhänger in der Hand, dann übergab ich ihn.
Der Goblin riss ihn mir weg. Er betrachtete das juwelenbesetzte Schmuckstück und schnaufte dabei aufgeregt. Seine grünliche
Zunge zuckte um die Lippen. Dann grinste er mich an. »Ich habe es mir anders überlegt. Zuerst töte ich deine Freunde, und
dann frage ich dich, wie er wirkt.«
»Nein!«
Alle Goblins krächzten los. Sie schüttelten sich vor Lachen, während Rhia schmerzhaft zusammenzuckte.
»Na schön«, keuchte der Goblin. »Vielleicht bin ich barmherzig. Zeig mir, wie er wirkt. Jetzt!«
Ich zögerte und wusste nicht, was tun. Wenn es je einen Moment gab, meinen Schwur zu brechen und meine Kräfte zu gebrauchen,
dann jetzt. Sollte ich es wagen? Doch noch während ich mir die Frage stellte, sah ich die lodernden, sengenden Flammen vor
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