Merlin - Wie alles begann
ihm, biss ihn ins Genick und wartete,
bis er aufhörte zu zappeln. Dannband sie ihn mit einem Seidenfaden blitzschnell zusammen, riss ihm ein Bein aus und fing an zu schmausen. »Ich genieße jedenfalls
das Essen. Dieser Teil der Erscheinung ist Wirklichkeit.«
»Kannst du uns helfen?«, bat Rhia. »Die Druma . . . ist in Gefahr.«
Die große Elusa riss dem Käfer ein weiteres Bein aus. »Natürlich ist sie in Gefahr! Wie der ganze Rest von Fincayra! In Gefahr
wie dieser arme Käfer, der Stück um Stück verzehrt wird. Ist dir das jetzt erst klar geworden?«
Rhia ließ den Kopf hängen. »Ich . . . wollte es nicht glauben.«
»Bis jetzt, wo das Verderben praktisch vor deiner Tür steht! Du hast zu lange gewartet.«
»Ich weiß. Aber vielleicht ist noch Zeit. Hilfst du uns?«
Die Spinne biss wieder zu und kaute gierig. »Und was erwartest du von mir?«
»Du könntest uns erklären, was geschieht.«
»Warum?« Sie kaute weiter. »Es würde zu lange dauern, euch alles zu erzählen. Dann habe ich nichts mehr zu essen und muss
euch alle auffressen.«
»Sag mir nur, ob es aufgehalten werden kann. Durch irgendetwas.« Mit einem Blick auf mich setzte Rhia hinzu: »Oder irgendjemand.«
Die Spinne kratzte sich mit einem Bein ihren haarigen Buckel. »Ich will dir eins sagen. Fincayra – und das schließt die Druma
ein – ist verloren, wenn der König, den ihr Stangmar nennt, nicht gestürzt werden kann.«
»Gestürzt? Ist das möglich?«
»Das hängt alles«, erklärte die Spinne, »von dem ab,was Stangmar
den letzten Schatz
nennt. Etwas, das er einst hatte und dann vor langer Zeit verlor.«
Ich schaute an meiner Tunika hinunter, unter der der Galator leuchtete. »Kannst du uns etwas von seinen Kräften erzählen?«
Die Spinne überlegte eine Weile, bevor sie antwortete. »Der letzte Schatz hat große Kräfte, größere, als ihr ahnt.« Sie packte
ein weiteres Bein und biss die untere Hälfte ab. »Stangmar ist überzeugt, dass seine Macht vollständig ist, wenn er den Galator
findet.«
Rhia seufzte. »Er hat Recht.«
»Nein! Er hat Unrecht. Nicht seine Macht wird vollständig sein, sondern seine Abhängigkeit.«
»Abhängigkeit?«
»Vom schrecklichsten aller Geister, der als Rhita Gawr bekannt ist.«
Ich hörte aufmerksam zu.
»Für Rhita Gawr ist euer König nichts als ein Werkzeug zu seinem größeren Ziel.« Die Spinne knabberte am Knie des Käfers und
schmatzte dann zufrieden. »Nämlich diese ganze Welt, die Erde, zu beherrschen und die Anderswelt. Das ist sein wahres Verlangen.«
Sie schmatzte wieder, bevor sie ins Gelenk biss. »Sein wichtigster Gegner Dagda kämpft gegen ihn an vielen Fronten, zu viele,
um alle zu nennen. Aber Rhita Gawr hat schon Stangmar für sich gewonnen und er hat den König benutzt, um einen großen Teil
von Fincayra in seine Macht zu bekommen. Jetzt steht ihm nur noch wenig im Weg und das Wichtigste davon ist . . .«
Wieder ein Schmatzen, wieder ein Biss. »Der letzte Schatz. Wenn ihm auch der in die Hände fällt, wird erbestimmt Fincayra erobern. Dann beherrscht Rhita Gawr die Brücke zwischen der Erde und der Anderswelt. Er ist kurz davor,
die Erde selbst zu beherrschen. Zäh, aber lecker – dieses Bein, meine ich. Und wenn das geschieht, ist alles verloren.«
Mühsam versuchte ich das zu begreifen. »Weiß der König nicht, dass er auf diese Weise benutzt wird?«
»Er weiß es. Aber er wurde schon vor langer Zeit von Rhita Gawr verdorben.« Die Spinne schluckte den Rest des letzten Beines.
Dann wischte sie sich mit den beiden Armen, die ihrem Kopf am nächsten waren, den Mund. »Stangmar hat die Fähigkeit verloren,
selbst zu wählen.«
»Aber wenn er irgendwie gestürzt werden könnte, wäre es immer noch möglich, Rhita Gawr Einhalt zu gebieten.«
»Vielleicht.«
Rhia lehnte sich enttäuscht an eine Wand aus schimmernden Kristallen. »Aber wie?«
Die große Elusa biss in den Bauch des Käfers. »Hmm, wunderbar zart.«
»Wie?«, wiederholte Rhia.
Die Spinne schluckte. »Es gibt nur noch eine Möglichkeit. Nein, nein. Es ist eigentlich gar keine Möglichkeit.«
»Was ist das?«
»Das Schloss des Königs muss zerstört werden.«
Rhia blinzelte. »Das verhüllte Schloss?«
»Ja. Es ist das Werk von Rhita Gawr und durch seine Mauern fliegt die Kraft des bösen Geistes in Stangmar und seine Armee.
Die Ghule selbst sind Teil des Schlosses,das sie bewachen, wisst ihr.« Die Spinne biss wieder in den Bauch. »
Hmmm.
Sehr gut. Was
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